Landrat sorgt als „Müllmann“ für Aufsehen
„He, Heine, i hab di ja no nia arbeiten gsegn“

20.09.2019 | Stand 31.07.2023, 10:23 Uhr
−Foto: Foto: privat

Es sollte eine rein private Aktion werden. Doch dank Handykameras und Social Media wurde daraus nichts: Seit dem Frühjahr ist Landrat Heinrich Trapp immer mal wieder als „Müllmann“ im Landkreis unterwegs, um dem Kampf gegen achtlos weggeworfene Gegenstände auf der Straße oder im Straßengraben den Kampf anzusagen. Eine Aktion mit Vorbildcharakter, aus der jetzt im nächsten Jahr eine landkreisweite „Ramadama-Aktion“ hervorgehen soll.

GRIESBACH/DINGOLFING Auch wenn man es beim reinen Betrachten des Bildes meinen könnte: Nein, Landrat Heinrich Trapp hat keinen neuen Nebenjob. Und nein, er arbeitet auch nicht Probe für die Zeit nach seiner Landratskarriere im nächsten Jahr. Das, was das da so amüsant daher kommt, hat vielmehr einen ernsten Grund: Das Müllproblem, vor dem auch der Landkreis nicht verschont bleibt und das der Landrat jetzt selbst (und eigentlich unter Ausschluss der Öffentlichkeit) angepackt hat.

„Ärgern allein genügt nicht“, dachte sich Heinrich Trapp, als er immer wieder auf dem Weg zur und von der Arbeit weggeworfene Gegenstände auf der Straße oder im Straßengraben liegen sah. „Man muss auch was dagegen tun“, war er überzeugt und nahm sich vor, an der acht Kilometer Strecke zwischen Griesbach und Dingolfing außerorts den Müll einzusammeln.

Ausgestattet mit Warnweste, Müllsäcken, einem Greifsticker und einer Dienstmütze, die er vor Jahren bei seiner „Ernennung“ zum Oberstraßenmeister bekommen hatte, machte er sich erstmals im Frühjahr zwischen Griesbach und Untergünzkofen und auf der Ortsumfahrung Frichlkofen auf den Weg und an die Arbeit. An ein schnelles Vorankommen war dabei aber nicht zu denken: Flaschen, Dosen, Verpackung aus Fast-Food-Restaurants und leere Zigarettenschachteln lagen zu Hauf am Straßenrand, dazu noch ein toter Dachs und eine überfahrene Katze. Ebenfalls zum Sammelgut gehörten Zigarettenkippen, die er zwar nicht alle, aber doch zu Hunderten aufsammelte. Die Filter bestehen zum Teil aus Mikroplastik und haben das Potential, bis zu 40 Liter Wasser zu verunreinigen.

In der ersten Aktionswoche schaffte er 2,8 Kilometer, denen im Urlaub und im Herbst noch ein paar Nachputzaktionen folgten bzw. folgen sollen.

Was als private Aktion geplant war, erlangte dann doch eine größere Öffentlichkeit über soziale Medien. Zahlreiche Autofahrer trauten ihren Augen nicht, weshalb dem Landrat schon mal solche Sprüche wie „He, Heine, i hab di ja no nia arbeiten gsegn“ zugerufen wurden. Sie und die Fahrgäste eines 1860-Fanclub-Busses aus dem Vilstal hielten den Arbeitseinsatz mit ihren Handykameras fest und informierten ihren Freundes- und Bekanntenkreis.

Ursprünglich nicht für die Öffentlichkeit gedacht, rückte der Landrat jetzt doch noch ein paar Bilder heraus, die im Bauhof in Landau beim Sortieren der Abfälle gemacht wurden. Ganz umsonst war es nicht, weil auch zahlreiche Pfandflaschen herausgefischt wurden. Vielleicht, so Landrat Heinrich Trapp, führe die Aktion doch dazu, dass ein paar Menschen mehr zum Nachdenken kommen und ihrem Müll nicht in die Umwelt, sondern nach der Fahrt zu Hause in die Mülltonne oder in einem öffentlichen Abfallbehälter entsorgen.

Der Landrat überlegt übrigens, im kommenden Frühjahr eine landkreisweite „Ramadama-Aktion“ zu veranstalten. Interessenten können sich jetzt schon im Büro des Landrats unter Telefon 08731/87-115 oder per E-Mail unter vorzimmer@landkreis-dingolfing-landau.de melden.

Dingolfing-Landau