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Fürstin Gloria findet Berichte über Steve Bannons Seminare auf St. Emmeram übertrieben

19.10.2018 | Stand 13.09.2023, 0:44 Uhr
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Der gefürchtete Rechtspopulist Steve Bannon hat angekündigt, in Europa Seminare zu halten. Jetzt ist der Schrecken ausgerechnet in Regensburg groß: Bannon sagte dem Magazin „Der Spiegel“, eine Station ist das Schloss St. Emmeram. Mit Fürstin Gloria von Thurn und Taxis sei er bereits in Kontakt.

REGENSBURG Die westliche Welt ist im Wandel. Der Siegeszug rechtspopulistischer Parteien hat gerade in Süd- und Osteuropa die Politik verändert. Aber auch im Nachbarland Österreich regiert mit der FPÖ eine offen rechtspopulistische Partei. In den Vereinigten Staaten gilt einer als der „Spiritus rector“ des Wahlsiegs von Donald Trump, vielen in Europa die Ausgeburt dessen, was Demokratien droht, wenn sie sich radikalisieren. Steve Bannon heißt der Mann, der eine illustre Karriere vorweisen kann: Stephen Kevin Bannon ist die Ausgeburt dessen, was rechte Kreise als eine Art Führungsfigur bezeichnen würden; in Europa gilt Bannon als eine Ausgeburt der „Dunklen Seite der Macht.“

Bannon ist zwar bei Präsident Trump in Ungnade gefallen, angeblich, weil der sich ärgerte, dass man in den Medien Bannon für den Schattenpräsidenten hielt. Bannon kehrte daraufhin zur rechten bis rechtsextremen Internet-Seite „Breitbard“ zurück. Und er kündigte an, in Europa ein Bündnis rechtspopulistischer Kräfte zu schüren. Und als einen der Orte, an dem er seine Seminare für Rechtspopulisten und alle, die es werden wollen, abhalten will – ist ausgerechnet ein prägender Ort für Bayerns Herz. Dem Spiegel-Korrespondent in den USA verriet Bannon nämlich, dass er eng mit der AfD und mit Fürstin Gloria von Thurn und Taxis in Kontakt stehe. Die aber bewohnt als Hauptwohnsitz ihrer Familie das Schloss St. Emmeram. Das Gebäude geht zurück auf ein Kloster, das im achten Jahrhundert gegründet wurde. Es gilt als eines der im Kern ältesten Gebäude dessen, was später zu Bayern wurde.

„Er hat Großes vor. Er will die rechten Europäer dazu bewegen, den Staat in ihren Ländern zu zertrümmern“, heißt es in der Spiegel-Vorabmeldung des Magazins, das am Freitag ab 18 Uhr zu kaufen sein wird. „Bannon hat Kontakte zur AfD und zu Gloria Fürstin von Thurn und Taxis, in deren Familiensitz St. Emmeram er Seminare abhalten möchte“, sagte Bannon demnach dem Spiegel.

Wir erreichten Fürstin Gloria in Südamerika. Schriftlich haben wir sie gefragt, ob die Nachricht des Spiegels über den Auftritt von Steve Bannon zutrifft. Gloria wollte den Bericht weder bestätigen, noch dementierten. Aber sie kommentierte den Spiegel-Bericht so: „Die übertreiben wie immer!“

Gloria von Thurn und Ta­xis hält laut Spiegel Ban­nons Idee für „mu­tig“, schreibt sie dem Magazin per E-Mail. „Ich be­grü­ße al­les, was Wahl­kämp­fe, ins­be­son­de­re den EU-Wahl­kampf, far­bi­ger und span­nen­der macht.“ Ban­nons Denk­fa­brik wer­de trotz­dem nicht in ih­rem Schloss un­ter­kom­men. Doch dann dementiert die Fürstin die Vorabmeldung des Magazins, die man so verstehen konnte, dass Bannon im Schloss tagen wird: „St. Em­meram steht da­für si­cher­lich nicht zur Ver­fü­gung.“ 

Die Adelige selbst aber hat bislang durchaus nicht damit hinterm Berg gehalten, dass sie rechtspopulistische Kreise zumindest nicht ablehnt. Als kürzlich der „Bus der Meinungsfreiheit“ unter der Ägide von Hedwig von Beverfoerde am Regensburger Domplatz gastierte, besuchte die Fürstin den Bus. Dabei bezeichnete die Adelige zu frühen Sexualkundeunterricht an Schulen als „eine Art von sexuellen Missbrauch.“

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