Wolbergs im Interview
„Für den Posten war Herr Becker der Falsche“

31.10.2018 | Stand 13.09.2023, 0:23 Uhr
−Foto: n/a

Nach dem sofortigen Aus mit Beurlaubung des Stadtbau-Geschäftsführers Joachim Becker haben wir Joachim Wolbergs gefragt, was er über die Vorwürfe hält, er habe für die Abberufung indirekt gesorgt.

REGENSBURG Wochenblatt: Herr Wolbergs, Joachim Becker hat bei einer Stadtbau-Aufsichtsratssitzung am 17. Oktober massive Vorwürfe gegen Sie, aber auch gegen die Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer erhoben. Wie bewerten Sie diese Vorwürfe?

Wolbergs: Ich finde interessant, dass bei drei Herrn Becker nicht abgeneigten Medien eine nichtöffentliche Sitzungsvorlage für den Aufsichtsrat der Stadtbau im Briefkasten landen. Ein netter Journalist hat mir diese Sitzungsvorlage gegeben, so dass ich sie jetzt auch habe. Diese Sitzungsvorlage ist eine Stellungnahme des Herrn Becker im Wesentlichen zu meiner Person, in der er mit falschen Behauptungen und Zitaten ohne Zusammenhang versucht, mich erneut anzuschwärzen. Ich kam übrigens unter anderem wegen der Weitergabe eines kleinen Teils einer nichtöffentlichen Vorlage ins Gefängnis, obwohl dies nur dazu diente, mich gegen falsche Behauptungen zur Wehr zu setzen. Ich bin ja gespannt, ob jetzt in diesem Falle jemand Strafanzeige erstattet oder vielleicht sogar die Staatsanwaltschaft von Amts wegen ermittelt.

WB: Zum Beispiel wird hier behauptet, Sie hätten der Stadtbau ein Grundstück abgenommen, um es der bei der Vergabe der Nibelungenkaserne unterlegenen Genossenschaft Werkvolk Amberg zuzuschanzen.

Wolbergs: Und das ist eben wieder gelogen. Auf dem Gelände der Nibelungenkaserne war von Anfang an ein Grundstück für die Stadtbau gesichert. Zudem war ein Grundstück für die städtische Georg-Hegenauer-Stiftung reserviert, da diese in München Immobilien verkauft hatte und in Regensburg investieren wollte. Diese Grundlage gab es schon in der letzten Periode und das war gesetzt. Wie bekannt, hat Volker Tretzels BTT den Zuschlag für drei Wohnabschnitte bekommen. Das war deshalb der Fall, weil er das beste Angebot vorgelegt hat. Deshalb habe ich mit dem Finanzreferenten zusammen mit Becker gesprochen, dass wir der Genossenschaft trotzdem ein Grundstück geben könnten. Nämlich das für die Hegenauer-Stiftung. Wir sprachen mit Herrn Becker, dass er nicht etwas dazu bekommt, was nie für die Stadtbau vorgesehen war. Entschieden wurde dann aber, dieses Grundstück doch der Stadtbau zu geben. Sprich: Es ist schlicht falsch, der Stadtbau sei etwas weggenommen worden. Das Gegenteil ist der Fall.

WB: Was wirft er Ihnen noch vor?

Wolbergs: Offenbar, dass ich in einer Belegschaftsversammlung der Stadtbau gesagt hätte, er sei nur der Notnagel gewesen. Nun, das stimmt. Aber man muss den Zusammenhang sehen. Ich habe in der Personalversammlung im August 2016 vor den Mitarbeitern daran erinnert, wie es 2009 bei seiner ersten Berufung war. Es gab einen Bewerber an erster Stelle, der schließlich absagte. Die Bewerberin an zweiter Stelle war damals die frühere Bürgermeisterin Petra Betz. Die hatte mein Vorgänger Hans Schaidinger ins Spiel gebracht, er musste sie aber aus dem Rennen nehmen, sie war politisch nicht durchsetzbar. Also war Herr Becker zwar der Notnagel, ich sagte aber auch, ich würde mit ihm zusammenarbeiten und er sei jetzt mein Geschäftsführer. Das ist der Versuch, mich anzuschwärzen. Das funktioniert nach dem Motto: Das liegt einer am Boden, da ist es egal.

WB: Wie bewerten Sie die Behauptung, die Koalition habe nun Sie gerächt, indem sie Becker beurlaubte?

Wolbergs: Das ist völlig widersinnig. Ich sagte im Wahlkampf, wir brauchen an der Spitze eine Führungskraft, die soziale Empathie mitbringt. Ich wusste aus meiner Zeit im Sozialreferat u.a. aus vielen Antwortschreiben an Mieter, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen, dass diese soziale Kompetenz nicht vorhanden ist. Ich bat meinen Amtsvorgänger deshalb, den Vertrag mit Herrn Becker damals nur noch für ein Jahr zu schließen, doch es kam bekanntlich anders. Ich habe versucht, mit ihm zusammenzuarbeiten, bis er versucht hat, mich bei der Besetzung eines technischen Leiters anzuschwärzen. Seither war das Verhältnis zerrüttet.

Regensburg