Keyless-Komfortzugang
Erst ohne Schlüssel, dann ohne Auto – Michael Krzyzak erlebte einen Albtraum mit seinem Traumauto

28.01.2019 | Stand 01.08.2023, 15:34 Uhr
−Foto: n/a

Eine Schüssel, mehrfach mit Alufolie ausgeschlagen, steht neuerdings im Haus von Michael Krzyzak. Eine Schüssel für Schlüssel, die als Sicherheitsmaßnahme für seinen Audi SQ5 leider zu spät kommt. Das Auto ist weg. Gestohlen, vermutlich von professionellen Dieben, die sich auf Fahrzeuge mit einem Keyless-Komfortzugang spezialisiert haben. Ein System mit Funkschlüsseln, das Autofahrern das Leben erleichtern soll, aber immer wieder für großen Ärger sorgt.

OBERFRANKEN „In den vergangenen Monaten wurden in Oberfranken 15 hochwertige Autos gestohlen, die mit Keyless-Systemen ausgestattet waren“, sagt Daniel Stumpf von der Kriminalpolizei Bayreuth. Die Ermittler gehen davon aus, dass es sich um professionelle Banden handelt, die sich auf diese Variante des Fahrzeugdiebstahls spezialisiert haben. „Die Täter greifen meist um das Haus herum das Funksignal des Schlüssels ab und verlängern dieses bis zum Auto. So können sie das Auto problemlos starten und ohne ungewöhnliche Geräusche wegfahren“, erklärt Stumpf.

Der Albtraum mit dem Traumauto

Bei Keyless-Komfortsystemen sendet das Auto bei Berührung des Türgriffes eine Anfrage, ob der Schlüssel in unmittelbarer Umgebung ist. Wenn dieser rechtzeitig zurückfunkt, öffnet sich die Verriegelung und das Auto kann per Knopfdruck gestartet werden. Was nach Komfort klingt, wurde für Michael Krzyzak zum Albtraum, denn auf diese Weise verlor er sein Traumauto, seinen fünf Jahre alten Audi SQ5.

„Am nächsten Tag bin ich raus. Hab geguckt, aber da war kein Auto. Erst dachte ich: Nimmt mich da jemand auf den Arm? Bin wieder rein und habe überlegt. Denn wer glaubt denn sowas?“ Genau wie Michael Krzyzak glauben die wenigsten Menschen, dass sie selbst Opfer eines Diebstahls werden könnten. „Klar, ich habe im Kurier-Newsticker oft gelesen, dass Autos geklaut wurden. Aber doch nicht bei uns im Viertel!“ Erst als er beide Autoschlüssel – einer war in einer Jacke in einem Garderobenraum im hinteren Teil des Hauses, der andere in der ersten Etage im Schlafzimmer in der Hand hielt, sei ihm endgültig klar gewesen, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmen kann.

Krzyzak, der mit seiner Familie in einer Doppelhaushälfte im Eckersdorfer Baugebiet Brunnenwiese wohnt, sei ein klassischer Fall, sagt Stumpf: Autodiebstähle mit dieser Methode fänden meistens vor Einfamilienhäusern statt. Denn hier gelinge die technische Funkreichweitenverlängerung selbst wenn sich die Besitzer an den Tipp der Autohersteller halten, ihre Schlüssel nicht in unmittelbarer Haustürnähe abzulegen. Krzyzak, zum Beispiel, hatte einen im hinteren Teil des Erdgeschosses verwahrt, den anderen in der ersten Etage. Und das, obwohl er diesen oft wirkungslosen Tipp gar nicht bekommen hatte: „Der Autohändler, bei dem ich den Wagen gekauft habe, hat mich mit keinem Wort darauf hingewiesen, dass bei Keyless-Systemen Vorsicht angebracht ist.“

„Das arbeitet im Kopf“

Krzypzak ist auch drei Wochen nach dem Diebstahl noch sehr betroffen. „Ich bin nur froh, dass niemand Fremdes im Haus drin war“, sagt er. Das Opfer eines Diebstahls zu werden sei auch so schon ein übles Gefühl. „Wenn jetzt nachts hier in der Siedlung ein Auto fährt, stehe ich am Fenster“, schildert er. Auch seine Frau sei verunsichert, allein schon, weil Fremde auf dem Grundstück waren. Die Familie wird deshalb investieren und zwar nicht nur in ein neues Auto, sondern auch in Bewegungsmelder, eine Alarmanlage, Videoüberwachung und ein Tor vor die Einfahrt. Sogar über versenkbare Poller hat Krzyzak sich schon informiert. „So ein Erlebnis arbeitet im Kopf, das wünscht man keinem.“

Einziger Trost: Weil die Familie gewachsen ist, hätte er sich wohl ohnehin demnächst von seinem Traumauto trennen müssen. Das nächste wird eines mit mehr Platz für die ganze Familie, inklusive Kinderwagen und Gepäck. Dafür ohne Keyless-Zugang. Die Schlüssel landen künftig trotzdem in der Alu-Schale: „Im Nachhinein ist man immer schlauer“, so Krzyzak.

Tipps der Polizei:

Bei einigen Fahrzeugherstellern lässt sich der Keyless-Zugang deaktivieren. Zum Teil von Hand, teils durch eine Umprogrammierung des Bordcomputers. Manche Hersteller haben für neuere Modelle die Sicherheit des Systems erhöht: Zum Beispiel mit dem Feature, dass sich der Schlüssel deaktiviert, wenn er mehrere Minuten nicht bewegt wurde. Erkundigen Sie sich, ob ihr Auto dazugehört oder ab sich dies nachrüsten lässt. Kaufen Sie einen Schlüssel-Safe, eine kleine metallische Box, die alle Funksignale abschirmt. Für unterwegs gibt es Schlüsseletuis mit metallischer Ummantelung, diese gelten jedoch als weniger sicher. Als Notbehelf kann der Schlüssel mehrfach in Alu-Folie eingewickelt werden. Bewahren Sie Schlüssel mit Funksignal nicht in der Nähe der Haustüre auf. Parken Sie Ihr Fahrzeug wenn möglich in einer Garage oder blockieren Sie es mit einem anderen Fahrzeug. Melden Sie sie ihr Auto bei den Ortungsdiensten Ihres jeweiligen Herstellers an. Rufen Sie umgehend die Polizei, wenn Sie etwas Verdächtiges beobachten.

Schwandorf