Enthüllung
Eine Holzskulptur erinnert jetzt im Pentlinger Rathaus an Papst em. Benedikt XVI.

09.07.2017 | Stand 29.07.2023, 21:53 Uhr
−Foto: n/a

Eine aus Lindenholz geschnitzte Skulptur von Papst em. Benedikt XVI. Ehrenbürger der Gemeinde Pentling wurde am Ostermontag, 6. April, im Foyer des Rathauses von Diözesanbischof Dr. Rudolf Voderholzer und Bürgermeisterin Barbara Wilhelm enthüllt.

PENTLING Sie stellt Joseph Kardinal Ratzinger bei der Überreichung der Ehrenbürger-Urkunden durch Bürgermeister Gerhard Klier dar. Holzbildhauer Reinhard Baum aus Neukirchen beim Hl. Blut hat sie angefertigt. Der Sonntags-Stammtisch übergibt sie der Bevölkerung Pentlings. Gemeinderat Theo Gruschka übergab sie mit den Worten. "Auf dem Weg zum Gottesdienst in unserer Kirche ging Professor Joseph Ratzinger immer am Alten Tor und der großen Linde vorbei. Seit letztem Herbst gibt es sie nicht mehr. Die Feuerwehr musste den uralten Baum aus Sicherheitsgründen fällen. Einigen Stammtischkameraden wurde bewusst, dass diese Linde nicht einfach als nachwachsender Rohstoff verwertet werden kann. Aus diesem Original Pentlinger Holz sollte etwas Besonderes entstehen. Idee einer Skulptur unseres Ehrenbürgers war geboren."

Die Enthüllung war eine faustdicke Überraschung für alle Anwesenden. Diese lebensgroße Figur ist einer der Magneten der dritten Ausstellung, die Heimatgemeinde ihrem berühmtem Sohn gewidmet hat und Dr. Maria Baumann wieder in bewährter Weise kuratierte. Zusehen sind auch das weiße Gewand mit dem Pileolus des Kirchenoberhauptes und viele weitere noch nie gezeigte Objekte, die der Hl. Vater der Kommune überlassen hat.

Wer das Rathaus durch den Haupteingang betritt, den grüßt Benedikt XVI. als Bild in Überlebensgröße mit erhobenen Händen. Viele Fotografien zeugen von seinem Besuch 2006 in der bayerischen Heimat und die vielen Stippvisiten seiner Pentlinger bei ihm in Rom und Castell Gandolfo. Wie sehr Benedikt XVI. ein Pentlinger ist, sagen immer wieder die Worte, die er Besuchern mit auf den Weg gibt: "Pentling grüßen, nicht vergessen". Seine Heiligkeit ist seit 31. Mai 1987 Ehrenbürger der Gemeinde und hatte im Ortsteil Pentling seit 6. November 1969 seinen Wohnsitz.

"Meine Wege in Pentling“ lautet der Titel der Schau, die bis Sonntag 26. April zusehen ist. „Vor zehn Jahren wurde Professor Dr. Joseph Alois Kardinal Ratzinger zum Papst gewählt. Seine Heimatgemeinde Pentling zeigt nun die wichtigsten Stationen seines Lebens in einer Ausstellung im Rathaus. Schwerpunkt ist dabei die Zeit zwischen seiner Papstwahl und heute. Rainer Kühne hat auch eine Karte erarbeitet, die die Fußwege des emeritierten Kirchenoberhauptes zeigt. Hier kann jeder diese Wege beginnend am Elterngrab der Ratzinger am Friedhof Ziegetsdorf bis zum Rathaus nachgehen. Alfred Maier hat Filme zur Verfügung gestellt und natürlich ist auch Hörstation eingerichtet.

"Wir wollen die Erinnerung auffrischen und die Verbundenheit zeigen. Der Neubürger wurde schnell einer von uns. So manche Freundschaft besteht bis heute. Und: Er hat nie den Kontakt zu Pentling, das seine Heimat geworden ist, abreißen lassen. Die Pentlinger sind pragmatisch und so fuhren wir zu ihm, nachdem er nicht mehr kommen konnte", hob Bürgermeisterin Barbara Wilhelm hervor. Besonders verwies sie auf ein Gratulationsbuch, in dem alle ihre Glückwünsche zum bevorstehenden 88. Geburtstag des Papstes emeritus verfassen können. Es wird nach Rom gesandt.

Kuratorin Dr. Baumann fragte rhetorisch: "Was macht das Leben eines Menschen aus“. „Wir bieten hier Bruchstücke der facettenreichen besonderen Momente. 1967 zog der 42-Jährige hier her. Sein Häusle in der Bergstraße kann an drei Tagen besichtigt werden. Seit 2010 gehört es der Stiftung, die hinter dem Institut Papst Benedikt XVI. steht. Von 1969 bis 1977 wohnte er bis zu seiner Ernennung zum Erzbischof von München und Freising dort. Von 1977 an war Pentling Rückzugsort. Erst nach fünf Jahren seines Wirkens als universaler Hirte der Kirche trennte er sich von seinem Häuschen. Ein Museum sollte es nicht werden. Für das Institut (Archiv und Bibliothek) und den notwendigen Arbeitsplätzen war es zu klein. Es ist jetzt ein Ort der Dokumentation und Begegnung. Hier sind Klassiker der Theologie sowie Predigten für die Dorfkirche, handschriftlich aufgesetzt und von seiner Schwester Maria getippt, entstanden. Die innige Nähe zu Pentling kann der Besucher im Haus und im am 19. April erscheinenden Bildband erleben. In einem weiteren Büchlein hat Benedikt XVI. die Pentlinger Predigten mit einem eigens verfassten Vorwort versehen drucken lassen. In der Ausstellung bekommen die Besucher Einblicke in das Leben und Lehre eines Jahrhundertgelehrten auf dem Stuhl des Hl. Petrus, der hier in Pentling zuhause war", so Dr. Christian Schaller vom Institut Papst Benedikt XVI..

Für Diözesanbischof Dr. Voderholzer begann es mit der Nachricht von Tod Papst Johannes Paul II. am 2. April 2005. Beim Requiem für den Verstorbenen am 8. April war eigentlich klar, wer dessen Nachfolger werden musste. Ich erinnere mich dann an den 19. April. In meinem Stundenbuch bewahre ich u.a. einen kleinen Zettel auf. Er wurde mir am Altar der Pfarrkirche St. Nikolaus in Kasel gereicht. Das Ergebnis des Konklaves und der Name. Wir erlebten ein Pontifikat mit vielen Höhepunkten und schweren Tagen. Besonders in Erinnerung sind mir die drei Besuche in seinem Heimatland. "Was bleibt vom Theologenpapst. Wie keinem Zweiten auf der Kathedra Petri in der letzten Zeit ist ihm gelungen, den Glauben vor den Ansprüchen und Herausforderungen der kritischen Vernunft auszulegen und zu begründen. In seiner Regensburger Rede im Audimax der Universität hat er als höchste geistige und moralische Autorität den Islam zum Dialog herausgefordert. Herausgefordert sein Gottesbild zu klären und deutlich zu machen, das Gewalt und Gottesbekenntnis niemals zusammengehen können. Wie prophetisch, wie notwendig war doch diese Rede. Jeder Tag bringt uns in Erschreckender Weise neue Belege. Wir alle müssen die Herausforderung des Islam annehmen", stellte der Bischof klar. Ich bin froh, dass seine Heimatgemeinde Pentling das zehnjährige Jubiläum zum Anlass für diese Ausstellung nimmt.

Was erinnert in Pentling an den berühmten Ehrenbürger? Seine Person, die immer noch lebendig bei den Bürgern ist. Er war ihr Pfarrer, der als Theologieprofessor, für sie als Filialpriester sonntags wie werktags die Gottesdienste feierte. In seinen Urlauben, als Präfekt der Glaubenskongregation zu den ihn 1992 sein Vorgänger Papst Johannes Paul II berief, kehrte er oft heim nach Pentling, wo er wieder in St. Johannes am Altar stand. Hier an der Papstkirche ist eine Gedenktafel angebracht. Weiter gibt es Hinweisschilder an den Ortseingängen, das Altenheim Haus Benedikt und sein Wohnhaus in der Bergstraße. Und seit Ostermontag die Holzskulptur im Rathaus.

Regensburg