Kinder im Mittelpunkt.
Ein ganz besonderes Geschenk aus Regensburg gab’s für die Landtagspräsidentin zum Welt-Down-Syndrom-Tag

22.03.2019 | Stand 22.07.2023, 1:45 Uhr
−Foto: n/a

Der Abgeordnete Tobias Gotthardt gestaltete mit der Regensburger Elternrunde Down-Syndrom ein eindrucksvolles Kunstwerk. Nun übergaben die stolzen Künstlerinnen und Künstler ihr Werk im Plenarsaal an Ilse Aigner.

LANDKREIS REGENSBURG . Der kleine Felix hat seinen Lieblingsort schnell gefunden: Ganz oben, auf dem hölzernen Pult im Plenum des Bayerischen Landtags. Immer wieder zieht er am Schaumstoffschutz des Mikrofons und wirft es auf den Boden. Ärger gibt es dafür aber nicht. Landtagspräsidentin Ilse Aigner beobachtet den Tatendrang des kleinen Felix mit einem Schmunzeln.

Für Felix und die weiteren Kinder der Elternrunde Down-Syndrom aus Regensburg sowie deren Geschwister und Eltern war es ein besonderer Tag. Mit Tobias Gotthardt, Landtagsabgeordneter der Freien Wähler und Vorsitzender des Europaausschusses, haben die Kinder der Elternrunde zuletzt eine besondere Variante der Europaflagge gestaltet: zwölf gelbe Hände auf blauem Grund – ein Kunstwerk, gleichzeitig als Symbol echter Inklusion in Europa. Geschaffen haben die Künstler das Werk für den Bayerischen Landtag – und genau da übergaben sie genau passend zum Welt-Down-Syndrom-Tag ihr Werk an Landtagspräsidentin Ilse Aigner. Der Welt-Down-Syndrom-Tag wird weltweit am 21. März gefeiert. Er zeigt: Diese Menschen haben ihren Platz in der Mitte unserer Gesellschaft.

Präsidentin Aigner kündigte an, dass das Werk in die Kunstsammlung des Bayerischen Landtags aufgenommen werden soll. „Es war mir eine besondere Ehre, von den Kindern dieses Werk entgegennehmen zu dürfen“, sagte Aigner bei der offiziellen Übergabe. „Wir werden das Bild im Sitzungssaal des Europaausschusses aufhängen.“

Gotthardt, der sich lange schon in der Inklusionsarbeit engagiert, ist es wichtig, mit dieser Aktion ein Zeichen zu setzen: „Wir alle hatten bei der Kunstaktion jede Menge Spaß - und ich habe viel von den jungen Künstlern gelernt. Ihr Platz ist mitten im Leben, mitten in der Gesellschaft - und nirgendwo anders. Genau das wollen wir mit dieser Übergabe zeigen.“ Der Plenarsaal habe sich während der Übergabe und des Besuchs in einen Spielplatz verwandelt. „Das war schon eine tolle Sache. Die Kinder haben sich hier sehr wohlgefühlt. Ich finde es sehr schön, wenn im Plenarsaal mal die Kinder regieren und nicht die Politiker.“ Für ihn sei das Down-Syndrom in seiner Vielfalt keine Behinderung: „Es ist schlichtweg ein klitzekleines Chromosom mehr.“

Als unsäglich bezeichnete Gotthardt Überlegungen auf Bundesebene, vorgeburtliche Bluttests in den Leistungskatalog der Krankenkassen aufzunehmen: „Ziel und Aufgabe des Staates muss es sein, die Lebensumstände von Menschen mit genetisch bedingten Besonderheiten zu verbessern, ihre volle Inklusion zu fördern und unterstützende, medizinische Forschung zu finanzieren. Dort müssen wir investieren - und nirgendwo anders.“ Beeindruckt zeigte sich Gotthardt beim Termin im Landtag nicht nur von den Kindern selbst: „Ich durfte auch über dieses Projekt wieder Eltern kennenlernen, die vor Geburt von der Diagnose Downsyndrom wussten und sich für ihr Kind entschieden haben. Kinder, die ihnen - und auch mir - heute ein bezauberndes Lachen schenken. Schön, dass es sie gibt.“

Die Elternrunde Down-Syndrom Regensburg ist eine Selbsthilfegruppe von Eltern und Verwandten mit Kindern und Menschen mit Down-Syndrom, informierte Sabine von Schelling, die Leiterin der Elternrunde. Sie bietet regelmäßige Eltern-Kind-Gruppen-Treffen und Stammtische an, um einen regen Erfahrungsaustausch zu ermöglichen. Auf der Internetseite www.down-syndrom-regensburg.org werden immer die aktuellen Termine veröffentlicht. Dort finden sich auch Kontaktadressen und Telefonnummern für Erstgespräche. Den Beteiligten sei es ein Anliegen, so die Elternrunde, über das Leben mit Down-Syndrom zu informieren. Ziel sei es, zu zeigen, dass die Kinder zu unserer Gesellschaft gehören und diese bereichern. Gerade so soll Inklusion im Alltag zur Normalität werden. Claudia Weber von der Elternrunde betonte: „Wir möchten mit unserer Arbeit auch viele andere Menschen ermutigen, besondere Kinder willkommen zu heißen. Der Inklusionsgedanke darf keine Vision bleiben, sondern muss umgesetzt und gelebt werden.“

Besonderheit ist kein Ausschlusskriterien – das hat auch der Termin im Bayerischen Landtag gezeigt. Hier standen die Kinder definitiv im Mittelpunkt.

Regensburg