John Schmitz entwirft innovative Designöfen
Der iPhone-Ofen und andere Seelenwärmer

08.07.2017 | Stand 13.09.2023, 2:33 Uhr
Axel Effner
−Foto: n/a

Sie sind kugelrund, schweben scheinbar in der Luft oder haben die Form eines iPhones: Der Trostberger Künstler und Ofenbauer John Schmitz erfindet innovative Designöfen, die auch noch umweltfreundlich sind. Dafür wurde er in diesem Jahr mit dem Bayerischen Staatspreis ausgezeichnet.

TROSTBERG Öfen, die wie Designobjekte an der Wand hängen oder kugelrunde Wärmespender, in Sideboards integrierte, frei schwenkbare Lösungen mit Herdplatte oder Modulöfen, die aus mehreren Elementen kombiniert werden: Die Werke des Ofenbauers John Schmitz gleichen eher individuellen Kunstobjekten als Dutzendware aus dem Katalog.

Nach einem Artikel im Landhaus-Magazin „Land-Lust“ kann sich der 44-jährige Trostberger in diesem Jahr kaum retten vor Aufträgen aus dem ganzen Bundesgebiet. Und damit nicht genug. Im März dieses Jahres wurde er auf der Internationalen Handwerksmesse in München für eine innovative Kreation mit dem Bayerischen Staatspreis ausgezeichnet.

So gut wie keinen der Öfen, die Schmitz individuell für seine Kunden entwirft, gibt es ein zweites Mal. Ihn reizt das Spiel mit geometrischen Formen und manche Werke wirken eher wie Skulpturen oder moderne Kunstobjekte. Als kleine Referenz an die moderne Technik entstand vor einiger Zeit sogar ein Ofen in Form eines iPhones. Wo hat der Mann nur diese Ideen her, mag sich mancher fragen.

Eigentlich war für Schmitz bereits in der fünften Klasse klar, als die Schüler einen Löwenzahn zeichnen sollten: „Ich will Künstler werden.“ So weit so gut. Nach dem Besuch des Internats in Eichstätt drängten die Eltern drauf, erstmal einen „vernünftigen“ Beruf zu lernen.

In Abendkursen die Kunst studiert

Nach der Ausbildung zum Chemielaboranten lernte der Münchner dann während des Zivildienstes einen Ofenbauer kennen und hängte in Nürnberg eine zweite Ausbildung mit Meisterprüfung dran. Schmitz: „Zugleich war diese große Passion für die Kunst da, so dass ich abends und an den Wochenenden an der Akademie in München Akt-, Zeichen- und Kunstkurse besucht habe. Ebenso habe ich mich mit Kunstgeschichte, Literatur und Philosophie beschäftigt. Diese gedankliche Auseinandersetzung und das Beherrschen des Zeichnens als Grundlage der Kunst ist für mich immer noch ein ganz wesentlicher Baustein für die Wahrnehmung und den Prozess von der Idee über den Entwurf bis zur fertigen Konstruktion.“

Die Kunst schafft damit sozusagen Freiräume für Kreativität, neue Ideen und Neuentwicklungen im Ofenbau, die das Element Feuer zum Erlebnis werden lassen. In der Folge wurde Schmitz immer deutlicher klar, „dass ich nicht nur einfach Vorlagen aus dem Katalog für den Kunden umsetzen will“.

Bei einem Besuch des Ofenmuseums im österreichischen Steyr zeigte sich zudem, dass zum einen früher die Funktionen Kochen, Heizen und Wärme speichern stärker als heute in einem Ofen integriert waren. Zum anderen wurden aus der Sicht von Schmitz die Öfen in den letzten 100 Jahren „nur immer leicht modifiziert“. Der Trostberger: „Wir leben heute aber ganz anders, flexibler, anspruchsvoller, das soll sich doch auch im Ofenbau niederschlagen.“

Kombination aus Kamin- und Kachelofen

Das Ergebnis sind Öfen, die nicht nur durch ihre Form und unterschiedlich bearbeitete Oberflächen bestechen, sondern auch die Vorzüge von Kamin- und Kachelofentechnik kombinieren und wenig Holz verbrauchen. Sie haben den Vorteil, schnell aufzuheizen und trotzdem die Wärme über Stunden zu speichern und sanft wieder abzugeben.

Auch ökologisch ist das Prinzip ein Gewinn: Bevor die Hitze aus der Brennkammer durch den Schornstein verschwindet, lenkt Schmitz die Heizgase durch gemauerte Züge aus Schamottstein oder Feuerbeton, die als Speichermedien wirken. Diese werden entweder in den Korpus aus Gusstahl eingepasst oder als eigenständige Quader angelegt.

Mit Hilfe verschiedener Gestaltungs-, Farb- und Kratztechniken im Putz werden die Quader jedoch nicht zum plumpen Fremdkörper, sondern bekommen als pfiffiges Designelement und als Sitzbänke, Liegen und Raumteiler eine neue Funktion. Schmitz setzt dabei auf die Zusammenarbeit mit der Ideenschmiede Firetube, die ihrerseits 2012 mit dem Bundespreis ecodesign ausgezeichnet wurde.

Infos unter: www.johnschmitz.de. Auf der Internationalen Messe Heim + Handwerk vom 27. November bis 1. Dezember auf dem Messegelände München ist Schmitz in Halle A2 auf dem Stand 469 zu sehen.

Mühldorf a.Inn