Hier geht’s ums echte Überleben
Das ganz andere Dschungelcamp

07.07.2017 | Stand 27.07.2023, 23:21 Uhr

Mit Kompass, Poncho und Klappmesser: Burghauser Christian Müller macht beim Survivaltraining im Wald mit.

BURGHAUSEN Drei Müsliriegel – das war neben Messer, Schlafsack, Isomatte, Bundeswehrponcho, Kompass, Taschenlampe und wetterfester Kleidung die einzige Notration, die der 33-jährige Christian Müller aus Burghausen Ende Oktober für einen Wochenendtrip der besonderen Art in den Rucksack gepackt hatte.

 Der Polizist hatte ein „Survivaltraining” in Oberfranken gebucht. Warum er sowas Ungewöhnliches macht? Müller grinst: „Ich bin Hobbyimker und sehr gerne in der Natur und im Wald unterwegs. Zusammen mit meinem Vater habe ich eine Hütte im Wald wieder aufgebaut, und ich würde mich dort gerne Mal für einige Tage zurückziehen. Das hat für mich was mit Ruhe, Entspannung und Abschalten zu tun. Eine Auszeit im Wald ohne Zivilisation – das wäre so mein Ziel.” Im Oktober machte er sich also auf die Reise nach Oberfranken, das Autothermometer zeigte null Grad und Müller begleitete die Fahrt über die Hoffnung nach wärmerem Wetter – schließlich war der Schlafsack des 33-Jährigen nicht das modernste Modell.

Zusammen mit einem Pärchen, dass sich im Gegensatz zu Müller für einen eventuellen Katastrophenfall rüsten wollte, startete das Training erstmal mit Navigations-Theorie. „Wir wurden eingewiesen, uns mit Karte und Kompass zurecht zu finden, und uns wurde erklärt, wie man anhand des Sonnenstandes die Himmelsrichtungen finden kann”, erzählt Müller weiter. Über Stock und Stein und durch Dickicht führte danach das praktische Training, das „ganz gut funktionierte”.

Schließlich traf die kleine Überlebenstruppe beim Lagerplatz ein, wo sie vom Ausbilder Peter Wörner darin eingewiesen wurden, aus Laub und Ästen eine Unterkunft zu bauen. Für die Nacht wurde dann aus dem vielseitig verwendbaren Bundeswehrponcho eine Art „Schrägdach” gebaut: „Ich habe mit Expandern ein Dach an einem Baum gespannt, das gerade so groß war, um mir in der Nacht Schutz zu bieten” so Müller.  Nächster Schritt im Training: Feuer machen. „Uns wurden mehrere Versionen gezeigt, wie man Funken erzeugen kann, das war schon sehr interessant.”

Als Mahlzeit stand (aus Zeitgründen nicht von der Gruppe) frisch gefangener Fisch auf dem Speiseplan. „Das war schon irgendwie ein einschneidendes Erlebnis, denn die Fische lebten noch und wir mussten sie töten und ausnehmen. Man bekommt ein bisschen das Gefühl dafür, was für eine Bedeutung das hat, wenn man wirklich ein Tier selbst töten muss, um zu überleben“, schildert der Burghauser seine Erfahrungen.

Zusammen mit ganz einfach über dem Feuer gebackenen Brot wurde der gegrillte Fisch verzehrt. „Nach dem langen und nicht ganz unanstrengenden Tag war das eines der geschmacklich besten Essen, an die ich mich erinnern kann”, so Müller. Trotz des Lagerfeuers wurde es allmählich ziemlich kalt, und die Seminarteilnehmer zogen sich in ihre Unterstände zurück. „Naja, warm war’s nicht unbedingt”, schmunzelt Müller bei den Erinnerungen an die Nacht im Wald. „Es hat dann um etwa ein Uhr zu regnen begonnen, mein Poncho hatte ein Loch und ich musste aufpassen, dass ich nicht durchnässt wurde. Es war also nicht wirklich eine erholsame Nacht. Insgesamt war es natürlich auch ungewohnt und eine extreme, aber auch faszinierende Erfahrung, inmitten der Geräusche des Waldes eine Nacht im Freien zu verbringen.”

In den frühen Morgenstunden im nebeligen Wald wurde dann über dem Lagefeuer Pulverkaffee gekocht, wobei das nächste Thema „gesundes Trinkwasser ” abgehandelt wurde. „Wir lernten, uns selbst aus Kies, Sand und Kohle einen Filter für Wasser zu bauen.” Nach dem „Frühstück” erklärte Wörner, welche Früchte, Beeren und Gewächse im Wald essbar sind, wie man sich am besten einen Löffel schnitzen und später mit Glut ausbrennen kann und wie man einen Speer baut.

Mit dem gemeinsamen Besuch einer Gaststätte und einer entsprechenden Mahlzeit endeten die zwei Tage Anfänger-Survival-Training im Wald. Ob es was gebracht hat? Müller zeigt sich begeistert von der intensiven Erfahrung: „Zum Überleben würde es sicher noch nicht genügen, aber ich konnte schon ein bisschen in die Materie hineinschnuppern. Und vor allem die Erfahrung machen, dass man in so einer Situation völlig abgeschottet und auf sich selbst konzentriert ist. Es war fast eine Art meditatives Erleben, da gibt es einfach keine anderen Gedanken mehr.“

Mit einem neuen Schlafsack im Gepäck will der 33-Jährige nicht nur einen weiteren Kurs besuchen, sondern weiter dem Ruf der Wildnis folgen und im Sommer im „Dschungel” der heimischen Wälder übernachten …

Drei Fragen an Peter Wörner

Leiter der Firma  „Abenteuer Überleben”, hier werden die Survivaltrainings angeboten www.abenteuer-ueberleben.com

Wer bucht bei Ihnen Survivaltrainings?

80 Prozent unserer Kursteilnehmer kommen aus Angst vor einer Katastrophe und einer daraus resultierenden Endzeitstimmung zu uns, wobei ich persönlich von ANDERSzeit sprechen würde. Wir werden in naher Zukunft ganz andere Verhältnisse bekommen. Das heißt, gegebene Verhältnisse und Strukturen werden zusammenbrechen. Das kann das kranke Finanzsystem oder das politische System sein. Es ist denkbar, dass wir in einen großen Krieg „reinschlittern”, weil wir uns leider mittlerweile überall einmischen, ob nun freiwillig oder unter einem gewissen Druck der USA/UNO  etc. Oder eben durch Stromausfälle, d.h. durch die enormen Sonnenerruptionen oder die Energiewende. Es rufen bei uns schon längst Bankvorstände an, die wissen, was uns bevorsteht, da haben viele schon kleine Häuschen in sehr ländlichen Gegenden  gekauft, wollen dort autark leben und benötigen von uns das nötige Know-how. Was wäre bei einem Überlebensversuch in der Natur der größte Fehler?

In Panik zu geraten oder sich zu überschätzen!

Können Sie persönlich mit Dschungelcamp & Co. und den dort gestellten Aufgaben/Mahlzeiten etwas anfangen?

Nein, gar nichts. Das ist Massenverblödung und -unterhaltung. Die „Mutproben” haben mit dem Überleben nicht viel gemein.

Altötting