Brutaler Mord in Landshut vor Gericht
„Dann habe ich ihn weggeschnitten!“

27.06.2018 | Stand 04.08.2023, 12:42 Uhr
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Ein grausames Verbrechen sorgte im Herbst letzten Jahres bundesweit für Entsetzen: In einer Asylbewerberunterkunft in Eggenfelden (Lkr. Rottal-Inn) soll ein 48-jähriger Kasache seinem Zimmergenossen, einem 28-jährigen Ukrainer, den Penis abgeschnitten haben. Der Mann verblutete. Jetzt muss sich der Täter wegen Mordes vor der 1. Großen Strafkammer des Landgerichts Landshut verantworten. Zu Beginn des Mordprozesses am Mittwoch hat der Beschuldigte ein Teilgeständnis abgelegt.

LANDSHUT „Ich wollte mich rächen“, gestand der 48-jährige Kasache. Seinen Angaben zufolge war er zuvor selbst zum Opfer geworden, weil er in der Unterkunft von dem Ukrainer mehrfach vergewaltigt worden war. Aus Angst vor seinem Mitbewohner habe er deswegen mit ihm auch nicht mehr im selben Zimmer schlafen wollen und nächtigte deshalb sogar mehrmals unter einer Brücke.

Laut Aussage des Angeklagten kam er am Tag des Verbrechens, am 23. September 2017, zurück ins Zimmer, um zu duschen. Dabei traf er auf den Ukrainer, der ihn „provozierte“ und „zum Sex aufforderte“. „Er saß auf dem Sofa und lächelte mich an. Ich wurde wütend und habe ihn mit einem Stein geschlagen damit er nicht wegrennen kann“, erklärte der 48-Jährige. Danach habe er ihn an Händen und Füßen mit Kabeln gefesselt, den Mund geknebelt und den Fernseher lauter gedreht, damit keiner die Schmerzensschreie hören konnte. „Dann habe ich ihn weggeschnitten“, so der Kasache. Das abgetrennte Glied schmiss er seinen Angaben zufolge in den nahe gelegenen Fluss. Auf der Straße stoppte er einen Passanten, der die Polizei benachrichtigen sollte.

Der Ukrainer verstarb noch in der Unterkunft aufgrund des starken Blutverlusts und an einem schweren Schädel-Hirn-Trauma mit Schädeldach- und Schädelbasisbrüchen. Der herbeigerufene Polizeibeamte erzählte in der Verhandlung, er dachte zuerst, es handle sich um eine Schlägerei mit Körperverletzung als er auf den Angeklagten traf. „Er sagte zu mir: Meine Wohnung kaputt, Mann kaputt, und zeigte auf die Unterkunft“, erklärte der Polizist. Bis er dann im Zimmer die grausige Entdeckung machte.

In den Erzählungen des Angeklagten tauchten immer wieder sexuelle Übergriffe und Vergewaltigungen auf, denen er seinen Angaben zufolge zum Opfer gefallen war. Wegen seiner Homosexualität und den daraus resultierenden Übergriffen, war der gelernte Schweisser 2014 aus seinem Heimatland Kasachstan geflohen, wie er berichtete. Zunächst sei er in Polen gelandet. Weil dort aber sein Asylantrag abgelehnt worden war, sei er nach Deutschland gekommen und wurde einer Asylbewerberunterkunft in Zirndorf zugewiesen. Dort hätten dann die gleichen Probleme wie in seiner Heimat begonnen, da es in der Unterkunft viele seiner Landleute gegeben habe. Einmal erstatte er sogar Anzeige wegen einer Vergewaltigung. Die Staatsanwaltschaft Nürnberg stellte das Ermittlungsverfahren allerdings ein, weil die Spurensuche erfolglos blieb. Anschließend kam er nach Eggenfelden, wo er erneut auf russisch sprachige Personen traf, was er aber vermeiden wollte, so der 48-jährige Angeklagte. Dort kam es schließlich zum brutalen Racheakt.

Laut Staatsanwaltschaft leidet der Angeklagte unter einer „Erkrankung aus dem schizophrenen Formenkreis“ und hält ihn für allgemeingefährlich. Deswegen ist der 48-jährige momentan in der psychiatrischen Klinik untergebracht. Nun soll geklärt werden, ob er zum Tatzeitpunkt schuldunfähig war und er weiterhin in der Einrichtung bleiben soll. Ob die angegeben Vergewaltigungen und sexuellen Übergriffe tatsächlich erfolgten oder nicht, könne nicht mit Sicherheit gesagt werden, wie der hinzugezogene Gutachter und Psychiater Dr. Gregor Groß erklärte. Aus seiner Sicht sind die Voraussetzungen für eine Unterbringung allerdings gegeben. Der Prozess wird am 4. Juli fortgesetzt und ein Urteil wird am selben Tag erwartet.

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