Bodengesundheit
Bodenschutz beginnt zuerst auf dem Acker

22.11.2017 | Stand 31.07.2023, 15:13 Uhr
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Das EU-Forschungsprojekt Soilservice, an dem elf europäische Universitäts- und Forschungsinstitute beteiligt waren, hat bereits 2012 eindeutig festgestellt, dass eine intensive Landwirtschaft zu einem Verlust der biologischen Vielfalt im Boden führt.

REGENSBURG Enge Fruchtfolgen, intensive Düngung und ein hoher Pflanzenschutzmitteleinsatz, sowie das Fehlen von organischem Material führen zu einer Verschlechterung der biologischen Vielfalt im Boden, zu Humusschwund, Verdichtung und Erosion, sowie zu einer Reduzierung der Lebensmittelqualität. Bodenprozesse werden reduziert und viele Bodenfunktionen und -leistungen können nicht mehr erbracht werden.

Hauptaugenmerk: Bodengesundheit

Im Zuge des Klimawandels ist vermehrt mit Extremregenfällen, Hochwassergefahr und Dürre zu rechnen. Schon heute können unsere Böden diese Extremereignisse oft nicht mehr kompensieren. Um den Folgen des Klimawandels aktiv und prophylaktisch zu begegnen, müssten unsere landwirtschaftlich genutzten Böden durch ein angepasstes Humus (anreicherungs)management fit gemacht werden, um ihre Wasseraufnahme und -speicherfähigkeit zu erhöhen. Die konsequente Anwendung humusaufbauender, nachhaltiger, agrarökologischer Bodennutzungssysteme (Agroforstwirtschaft, Mischkultur, vermehrter Zwischenfruchtanbau, humusmehrende Düngung) ist daher dringendes Gebot.

Die Interessengemeinschaft gesunder Boden e. V. hat aus diesem Grund am Dienstag, 21. November zum zweiten Bodentag eingeladen. Mit über 400 Gästen ist diese Veranstaltung eine der größten dieser Art in Bayern, wenn nicht sogar im deutschsprachigen Raum. Das Hauptaugenmerk liegt bei der Bodengesundheit und dem Aufbau von wertvollem Humus. Da die Flora und Fauna in Feld, Wald und Wiese unter unseren Füßen so komplex ist, gibt es oberirdisch sehr viele Faktoren, die unterirdisch große Wirkung zeigen.

Mensch und Natur

Ein „buntes“ Tagesprogramm beleuchtete die verschiedenen Aspekte beginnend mit Franz Rösl, Interessengemeinschaft gesunder Boden e. V., mit den einführenden Worten zu „Humusaufbau – die Herausforderung des 21. Jahrhunderts“. Den Nachweis des Status Quo und die entsprechende Entwicklung des Bodens (bei Änderung der Bewirtschaftung) erhält der Landwirt über Bodenanalysen. Einen Vergleich der verschiedenen Analyseverfahren und entsprechende Düngeempfehlungen erläuterte Dr. Dominik Christophel.

Der Biobauer und Bodenexperte Sepp Braun schilderte seine Sichtweise auf den Boden in Harmonie mit Mensch und Natur. Er greift dabei seit 1980 auf Erfahrungen in Zusammenarbeit mit der TU München zurück. Einen umfassenden Einblick gewährte Prof. Dr. Manfred Grote auf das allgegenwärtige Thema der Auswirkungen des Einsatzes von Antibiotika auf die Umwelt – Risiken für Mensch und Tier.

Zahlreiche Ehrungen

Alternativen zum Antibiotika-Einsatz sind möglich. Dr. Achim Gerlach schilderte seine diesbezüglichen Erfahrungsberichte als praktischer Tierarzt. Biolandwirt und Bodenspezialist Hermann Pennwieser begeisterte als Ersatz für den erkrankten Referenten Dr. Ŝmarda mit seinem Einblick in die faszinierende Welt des Bodenlebens.

Als Höhepunkt der Veranstaltung erfolgte die Ehrung der „Botschafter gesunder Boden“. Hier wurden Menschen ausgezeichnet, die sich in besonderer Weise für die Bodengesundheit einsetzen: Rudolf Barth, der durch ein spezielles Betriebskonzept, dass auf einem biologischen und pfluglosen Ackerbau basiert, extrem bodenaufbauend arbeitet. Josef Hägler, ein Pionier, der sich als Quereinsteiger dem Boden verschrieben hat und nun sein Wissen über Bodengesundheit an andere weitergibt. Mechtild Nitzsche, Journalistin der Mittelbayerischen Zeitung, die den Zusammenhang zwischen gesundem Boden und gesunden Lebensmitteln für die Allgemeinheit in eine verständliche Form gebracht und berichtet hat. Am Schluss der Veranstaltung bestand die Möglichkeit zum Austausch bei der Podiumsdiskussion und anschließenden persönlichen Gesprächen mit den Referenten und Experten der IG gesunder Boden e. V..

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