„Was macht eigentlich der Bezirk?“
Bezirkstagspräsident Olaf Heinrich wünscht frohe Weihnachten und blickt auf 2018 zurück

24.12.2018 | Stand 04.08.2023, 4:17 Uhr
−Foto: n/a

„Was macht eigentlich der Bezirk? Diese Frage stellte sich heuer für einige Bürger mit Blick auf den Wahlzettel. Dass viele Menschen darauf nicht gleich eine Antwort parat haben, liegt wohl daran, dass die „dritte kommunale Ebene“ hauptsächlich für die Schwächsten unserer Gesellschaft zuständig ist. Meist kommt man erst mit dem Bezirk in Berührung, wenn man Probleme hat. Denn der Bezirk unterstützt Pflegebedürftige, Senioren und Kranke sowie Menschen mit Behinderungen, die auf Hilfeleistungen angewiesen sind“, so Niederbayerns Bezirkstagspräsident Olaf Heinrich. Er berichtet, was 2018 alles geschehen ist.

NIEDERBAYERN Mit dem Bezirksklinikum Mainkofen sowie den Bezirkskrankenhäusern Landshut, Straubing und Passau sichert der Bezirk die psychiatrische Versorgung Niederbayerns. Genau hier sind wir aktuell in einem schwierigen Spannungsfeld zwischen Fachärzte- und Pflegefachkräftemangel einerseits und steigenden Patienten- und Behandlungszahlen andererseits. Um aktiv und zeitnah die Situation – sowohl in den eigenen Häusern als auch in den weiteren kommunalen Kliniken Niederbayerns – zu entschärfen, hat sich der Bezirk seit Langem um eine Kooperation mit einer privaten Universität aus Krems (Niederösterreich) und damit ein Medizinstudium für Niederbayern bemüht. Es ist eine wichtige Weichenstellung, dass ab 2023 pro Semester 20 Masterstudenten nach Metten kommen werden, um in niederbayerischen Kliniken den praktischen Teil ihres Studiums zu absolvieren. Die Studiengebühren werden über ein Stipendium getragen, das die Studenten für sechs Jahre an Niederbayern bindet.

Um die psychiatrische Versorgung vor allem in ländlichen Gebieten zu verbessern, hat sich der Bezirk für eine Dezentralisierungsstrategie entschieden, die bereits Früchte trägt. Die erste „Ambulanz für psychische Gesundheit“ in Grafenau wurde als Außenstelle des Bezirksklinikums Mainkofen im Mai 2018 eröffnet, im Landkreis Rottal-Inn soll 2019 eine Ambulanz den Betrieb aufnehmen. Außerdem laufen Planungen für weitere Ambulanzen in der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Selbst wenn dadurch das Bezirksklinikum Mainkofen und das Bezirkskrankenhaus Passau entlastet werden, gilt es auch dort angesichts der steigenden Patientenzahlen kräftig zu investieren. In Mainkofen sind wir mitten in umfangreichen Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen mit Kosten in Höhe von 150 Millionen Euro. Für den Erweiterungsbau des Bezirkskrankenhauses Passau laufen die Planungen: Mit Baubeginn 2021 soll hier die Bettenkapazität fast verdoppelt werden. Damit wird auch hier neben dem Bezirkskrankenhaus Landshut die stationäre Behandlung von Kindern und Jugendlichen möglich.

Rund 90 Prozent des Bezirkshaushalts fließen in den Einzelplan 4 „Soziales“; Ausgaben, die Jahr für Jahr steigen. Mit dieser Kernaufgabe unterstützt der Bezirk vor allem alte und pflegebedürftige Bürgerinnen und Bürger sowie geistig, körperlich und seelisch behinderte Menschen. So ermöglicht er auch Beziehern geringer Einkünfte einen Altenheim- oder Pflegeplatz und finanziert für Menschen mit Behinderung die Betreuung in Werkstätten, Wohn- und Wohnpflegeheimen. 2019 werden wir für die Sozialhilfe insgesamt über 442 Millionen Euro ausgeben - damit steigt der Zuschussbedarf gegenüber dem Vorjahr um 28 Millionen Euro.

Mein herzlichster Dank gilt an dieser Stelle den vielen Menschen, die sich ehren- und hauptamtlich in der Pflege engagieren. Ohne sie wäre die soziale Arbeit in Niederbayern längst nicht in diesem Maße möglich.

Neben vielfältigen Aktivitäten im Bereich Kultur unterhält der Bezirk auch eigene Bildungseinrichtungen wie das Agrarbildungszentrum Landshut-Schönbrunn oder das Institut für Hören und Sprache in Straubing, in die es stets Zukunftsinvestitionen zu tätigen gilt. Im Lehr- und Beispielbetrieb für Obstbau Deutenkofen beschreiten wir neue Wege in Sachen Klimaschutz, der Fischereiliche Lehr- und Beispielbetrieb in Lindbergmühle wird derzeit umfassend modernisiert.

Außerdem finanziert der Bezirk über seine Zweckverbände zu einem großen Teil die fünf niederbayerischen Thermalbäder, die für ihre jeweilige Region wichtige Arbeitgeber und Wirtschaftsmotoren sind.

Europa-Therme in Bad Füssing: Mit circa 800.000 Gästen und therapeutischen Anwendungen pro Jahr belegt die Europa-Therme in Bad Füssing einen Spitzenplatz in der Kur- und Bäderlandschaft Bayerns. Primär ist dies das Ergebnis permanenter Investitionen in die Verbesserungen von Angebot und Attraktivität. So ist die Generalsanierung der Saunalandschaft mit einer Gesamtinvestition von circa 4,3 Millionen. Euro abgeschlossen. Zur Abrundung des vielfältigen Thermalbadeangebotes entstand hier eine zeitlos attraktive Wellness-Landschaft. 2019 sind erhebliche Investitionen im Technikbereich der Hallenbäder mit etwa 600.000 Euro sowie im Gastro-Bereich mit rund 1 Million Euro geplant.

Auch diese Investitionen finanziert die Europa Therme wie schon bisher aus eigenen Rücklagen, ohne die Erhebung von Verbandsumlagen oder die Aufnahme von Fremdkapital.

Rottal Terme Bad Birnbach: Die Rottal Terme hielt für ihre Gäste im Jahr 2018 eines der umfangreichsten und attraktivsten Gesundheits- und Wellness-Angebote des Bayerischen Golf- und Thermenlandes vor. Nach wie vor stehen innovative Modernisierungs- und Sanierungsmaßnahmen im Vordergrund. In die Gebäudeleittechnik müssen in den nächsten Jahren rund 2 Millionen Euro investiert werden. Aufgrund der angespannten Situation bei den Handwerksbetrieben, ist die ursprünglich 2018 angedachte Sanierung der Dampfpyramide in der Saunawelt des Vitariums in das Jahr 2019 verlegt worden. Hier wird ebenso wie im Dampfbad des Therapiebads die Technik dem derzeitigen Standard angepasst. Zudem ist die Erneuerung des Schließsystems der Garderobenschränke notwendig. Rund 800.000 Euro werden investiert, um die Qualität der Rottal Terme weiter auf hohem Niveau zu halten.

Nach erfolgreichem Abschluss der AGES I Studie, können Bad Birnbach und die Rottal Terme ein wissenschaftlich fundiertes Angebot zur Stressprävention leisten. Die weiterführende Studie AGES II zielt auf die betriebliche Gesundheitsförderung ab und wird mit den Kooperationspartnern Industrie- und Handelskammer sowie der Handwerkskammer durchgeführt. Bad Birnbach und die Rottal Terme haben hier deutlich eine Vorreiterrolle übernommen. Maßgeschneiderte, qualitativ hochwertige Präventionsangebote treffen genau die Bedürfnisse der Zielgruppen.

Wohlfühl-Therme Bad Griesbach: In der Wohlfühl-Therme Bad Griesbach sind die Sanierungs- und Modernisierungsarbeiten nun fast gänzlich abgeschlossen. In den Jahren 2017 und 2018 wurden in die Wohlfühl-Therme 9,75 Millionen Euro investiert. Die Resonanz der Besucher auf die neue attraktive Badehalle mit angeschlossenem Bistro fällt äußerst positiv aus. Die Besucherzahlen nähern sich wieder dem Niveau vor den Bauarbeiten.

Limes-Therme Bad Gögging: 2019 ist sowohl für die Limes-Therme als auch den Kurort Bad Gögging ein besonderes Jahr: Der Kurort kann auf 100 Jahre Anerkennung des Heilbadprädikates „Bad Gögging“ zurückblicken, die Limes-Therme auf 40 Betriebsjahre - seit der Eröffnung im Jahre 1979 konnte sie fast 20 Millionen Gäste begrüßen. Trotz oder gerade wegen turbulenter Entwicklungen im Gesundheitsmarkt, konnte die Limes-Therme als Wirtschaftsbetrieb des Zweckverbandes Bad Gögging an Veränderungen erfolgreich angepasst werden. Das Gesundheits- und Wohlfühlangebot ist auf der Einzigartigkeit der ortsgebundenen Heilmittel Thermalwasser, Schwefelwasser und Naturmoor optimal und vielseitig ausgerichtet. Mit den Angeboten für Therapie, Prävention, Erholung und Entspannung ist die Limes-Therme ein bedeutsamer Dienstleister für die regionale Bevölkerung wie auch die Übernachtungsgäste und mit über 100 Arbeitsplätzen darüber hinaus ein bedeutender Arbeitgeber. Die Erweiterung des Wohnmobilstellplatzes im Jahr 2018 trägt auch erheblich zur positiven Entwicklung der Übernachtungszahlen im Kurort Bad Gögging mit insgesamt 475.000 Übernachtungen bei. Es bleibt eine große finanzielle Herausforderung, den Wirtschaftsbetrieb auf einem jährlichen Niveau von fast 400.000 Besucher- und Behandlungszahlen zu halten, die Qualität des hohen Angebotes sicher zu stellen und entsprechend zu vermarkten.

Kaiser-Therme Bad Abbach: Die Kaiser-Therme, das kleinste Kurmittelhaus im niederbayerischen Thermenverbund, bietet seit über 25 Jahren mit einem kompakt aufgestellten Angebot sowohl im medizinischen Bereich als auch in der Thermalbad- und Saunalandschaft eine ansprechende Vielfalt. Um dies zu erhalten und konkurrenzfähig zu bleiben, werden in den nächsten Jahren Investitionen im technischen Bereich und den Anlagen erforderlich. Im ersten Quartal 2019 wird der neue Umkleidebereich eröffnet, die Modernisierung der Dusch- und Sanitärräume im Badbereich ist das nächste Vorhaben. Im ersten Halbjahr wird der Umfang der Modernisierungsmaßnahmen ermittelt und die Planung weiter vorangetriebenhaft eine ansprechende Vielfalt. Um dies zu erhalten und konkurrenzfähig zu bleiben, werden in den nächsten Jahren Investitionen im technischen Bereich und den Anlagen erforderlich. Im ersten Quartal 2019 wird der neue Umkleidebereich eröffnet, die Modernisierung der Dusch- und Sanitärräume im Badbereich ist das nächste Vorhaben. Im ersten Halbjahr wird der Umfang der Modernisierungsmaßnahmen ermittelt und die Planung weiter vorangetrieben.

Was erwartet uns im neuen Jahr? Ich bin der festen Überzeugung, dass wir Niederbayern angesichts unserer wirtschaftlichen, kulturellen und ökologischen Stärke noch selbstbewusster werden dürfen und müssen. Über das Niederbayern-Forum nimmt der Bezirk deshalb auch eine aktive Rolle im Regionalmarketing ein.

Gleichzeitig ist es in Zeiten immer stärker werdender nationalistischer Strömungen ganz entscheidend, auch international besser zusammenzuarbeiten. Denn die Zukunft gehört bei einer unaufhaltsamen Digitalisierung und Globalisierung den weltoffenen Bürgern, die sich mit Respekt und Toleranz begegnen. Es bedarf nicht nur großer Anstrengungen der Politik, um Niederbayern so wie wir es lieben zu erhalten, es braucht auch eine selbstbewusste und reflektierte Bürgerschaft, die sich aktiv einbringt.

Wir stehen vor vielen Herausforderungen. Doch statt uns nur passiv Angst machen zu lassen, sollten wir aktiv gemeinsam an einer guten Zukunft für uns alle arbeiten. Ich bedanke mich bei allen, die sich schon heute dafür einsetzen. Jeder Einzelne ist wichtig.

Im Namen des Bezirkstags von Niederbayern und persönlich wünsche ich allen Bürgerinnen und Bürgern ein gesegnetes, friedvolles Weihnachtsfest sowie Gesundheit, Glück und Zufriedenheit im neuen Jahr.

Dr. Olaf Heinrich

Bezirkstagspräsident

Kelheim