Abzocke mit Kfz-Anzeige
Betrugsmasche nicht nur online

25.12.2019 | Stand 04.08.2023, 1:50 Uhr
−Foto: n/a

Ein Wochenblatt-Leser warnt „Betrüger lauern überall - nicht nur im Internet“

LANDKREIS. Eigentlich wollte er ja nur in den Kfz-Kleinanzeigen seiner Tageszeitung stöbern, als er auf eine geradezu unwiderstehliche Offerte stieß: Ein Mercedes Benz 190 SL Roadster Baujahr 1961 wurde da zu einem außerordentlich günstigen Preis angeboten. Das Interesse des Lesers war geweckt – und zum Glück auch eine gesunde Portion Argwohn: „Ich habe per E-Mail auf das Angebot reagiert“, berichtet der Mann.

Was folgte, war ein E-Mail-Verkehr zwischen dem Interessenten und dem „Verkäufer“. Dieser gab an, in Schweden zu leben, und lieferte gleich eine rührselige Story mit, warum er den schnittigen Mercedes so günstig abgeben will: Er habe in Deutschland als Zahnarzt gearbeitet und sei hier 16 Jahre verheiratet gewesen.

Dubiose Identität und fragwürdige Treuhänder

Nach seiner Scheidung sei er zurückgegangen nach Kiruna in Schweden, wohin er auch das Fahrzeug mitgenommen habe. „Weil ich keine Steuern zahlen möchte, denn ich nutze das Fahrzeug ja nicht mehr, habe ich beschlossen, es zu verkaufen. Außerdem nach meine Scheidung bringt mir das Fahrzeug nur Schmerzhafte Erinnerungen also das Fahrzeug muss weg. Ich hopfe Sie verstehen meine Situation und auch das Grund für den Gutten Preis“, so der Original-Text des ersten E-Mails, in dem verführerische Fotos des Kaufobjektes angehängt waren.

Doch der clevere Oldtimer-Liebhaber ließ sich weder von den schicken roten Ledersitzen noch von den Weißwand-Reifen blenden, sondern googelte nach dem schwedischen Zahnarzt – allerdings vergebens: „Über Google ist nichts über einen Mann dieses Namens zu finden.“ Deshalb misstraute er auch dem Vorschlag des vermeintlichen Schweden, dass der Kauf über ein von ihm bestimmtes Transferunternehmen – einem „der Top Spieler auf dem Treuhandmarkt“ – übernommen werden solle. Dieser biete beiden Seiten optimale Sicherheit und gewähre sogar ein 14-tägiges Rückgaberecht, hatte der Schwede behauptet.

Indem er einen weiteren Kaufinteressenten ins Spiel brachte, versuchte der ominöse Verkäufer, die Kaufentscheidung des Interessenten zu forcieren. Außerdem schickte er als „vertrauensbildende Maßnahme“ Fotos, die angeblich ihn und seine Familie zeigen, sowie Ablichtungen seines Passes und der Fahrzeugbescheinigung des Mercedes. Den Vorschlag des Wochenblatt-Lesers, ein von ihm bestimmtes Unternehmen mit Transfer und Finanzabwicklung zu beauftragen, lehnte der „Schwede“ grundsätzlich ab.

Warnhinweise zu online-Autokäufen auf einschlägigen Kfz-Börsen schildern exakt diese Masche – von der gebrochen deutschen Ausdrucksweise bis dahin, dass die Betrüger von sich aus das Thema Sicherheit ansprechen. Vorgelegte Dokumente wie Führerschein, Pass oder Ausweis sowie die „Familienfotos“ stammen jedoch vermutlich aus Identitätsdiebstählen und haben nichts mit den vermeintlichen Verkäufern zu tun. Wer den Kaufpreis per Bargeldtransferdienst an den angeblichen Treuhänder übermittelt, kann sein Geld in den Wind schreiben: Er wird bei Nachfragen noch eine Weile hingehalten und hört dann vom „Verkäufer“ nichts mehr, so die Warnungen.

Empfohlen wird deshalb, sich keinesfalls auf Vorauszahlungen einzulassen – egal, ob es sich um Autos oder andere Wertgegenstände handelt. In jedem Fall sollte die Ware persönlich begutachtet und vor Ort Geld gegen Ware getauscht werden.

Wie die Erfahrung des Wochenblatt-Lesers zeigt, sind nicht nur Verkaufsportale im Internet, sondern auch die „guten, alten Kleinanzeigen“ Spielwiese für Betrüger, die sich das Vertrauen der langjährigen Leserschaft zunutze machen wollen.

Nachdem er kürzlich erneut auf eine dieser fragwürdigen Annoncen gestoßen ist, möchte der Wochenblatt-Leser nun auf diesem Weg warnen, sich nicht von vermeintlichen Schnäppchen ködern zu lassen – auch wenn der Flitzer noch so schick und schnittig ist ...

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