Nach Fünf-Meter-Sturz war Schluss
Bergwacht rettet drei Sachsen aus der Watzmann-Ostwand

24.08.2018 | Stand 29.07.2023, 3:47 Uhr
−Foto: n/a

Zwei der Männer verletzten sich durch eine ausgebrochener Sicherung: Der Vorsteiger stürzte in rund 2.650 Metern Höhe fünf Meter tief auf den Nachsteiger ab.

SCHÖNAU AM KÖNIGSSEE. Die Bergwacht Berchtesgaden und die Besatzung des Traunsteiner Rettungshubschraubers „Christoph 14“ haben am Donnerstagmittag, 23. August, ein Trio aus Sachsen aus der oberen Watzmann-Ostwand gerettet. Die drei Männer waren auf einer geplanten Zwei-Tages-Tour bereits am Mittwoch um 4 Uhr morgens über den Berchtesgadener Weg zur Südspitze aufgebrochen und hatten in der Biwakschachtel in 2.380 Metern übernachtet.

Am Donnerstag um 7 Uhr gingen sie weiter, wobei sie sich verstiegen, und schließlich ein verhältnismäßig glimpflicher Unfall rund 80 Meter vom Kamin entfernt in Richtung Kar den weiteren Aufstieg endgültig beendete: Der Vorsteiger wollte seilgesichert über eine Wandstufe nach oben, hatte eine Bandschlinge um einen Stein gelegt, der dann bei Belastung ausbrach, woraufhin der Mann rund fünf Meter tief auf den Nachsteiger am Stand stürzte, der dadurch Verletzungen im Gesicht erlitt; der abgestürzte Vorsteiger kam relativ glimpflich mit Prellungen davon.

Nachdem gegen 12 Uhr der Notruf eingegangen war flog „Christoph 14“ mit zwei Bergwachtmännern zu einem Suchflug in die Ostwand und konnte das Trio in rund 2.650 Metern Höhe rasch orten, wobei die Leitstelle Traunstein Handykontakt hatte und den Hubschrauber über Funk einwies. Vom Hirschwieskopf aus brachte die Besatzung dann die beiden Bergretter mit dem 25-Meter-Tau zum Unfallort, die die beiden Verletzten kurz untersuchten. „Christoph 14“ flog dann in zwei Aufzügen die beiden Verletzten zusammen mit einem Bergretter am Tau direkt ins Tal zum Schneewinkel-Landeplatz, wo sie vom Hubschrauber-Notarzt untersucht wurden. Danach holten der Pilot und der Notfallsanitäter auf der Kufe noch den zweiten Bergretter und den unverletzten Bergsteiger aus der Ostwand ab und brachte sie ins Tal. Die Bergwacht tankte den Heli mit ihrem Kerosinanhänger wieder auf und brachte die drei Bergsteiger zu ihrem Auto am Großparkplatz Königssee zurück.

Weitere Einsätze:

Bewusstlos nach Insektenstich

Gegen 15 Uhr musste die Bergwacht Berchtesgaden zur Erstversorgung bei einem internistischen Notfall in der Schwöb ausrücken, da der Landrettungsdienst des Roten Kreuzes aufgrund eines erhöhten Einsatzaufkommens bereits mit allen Fahrzeugen unterwegs war. Die Bergretter nahmen den Notarzt von „Christoph 14“ auf und brachten ihn zum Einsatzort, der nach dem Ostwand-Einsatz gerade wieder in Traunstein gelandet war und sofort wieder zurück in die Schönau flog. Eine 53-jährige Frau hatte nach einem Insektenstich zu Hause auf der Terrasse eine allergische Reaktion erlitten und selbst noch einen Notruf abgesetzt, wobei sie beim Telefonat mit der Leitstelle bewusstlos wurde, obwohl sie sich bereits ihr Notfallmedikament verabreicht hatte. Die Patientin war nach medizinischer Versorgung durch den Notarzt wieder ansprechbar und wurde dann von einer Rettungswagen-Besatzung des Reichenhaller Roten Kreuzes in die Kreisklinik Berchtesgaden eingeliefert.

Gegen 17.20 Uhr flog „Christoph 14“ dann noch zu den Zehnkaser-Almen auf der Südwestseite des Untersbergs, wo eine erkrankte 70-jährige Frau medizinische Hilfe brauchte. Die Heli-Crew nahm die Patientin auf und brachte sie kurz vor dem aufziehenden Gewitter direkt zur Kreisklinik Bad Reichenhall.

Gewitter-Einsätze

Als dann das angekündigte Gewitter mit Blitzschlag, Sturm und Starkregen losging, gingen mehrere Notrufe von Bergsteigern ein. Unter anderem hatte sich gegen 18.50 Uhr eine Tschechin gemeldet, die mit Begleitung den Klettersteig am Grünstein gegangen war und gerade am Gipfel angekommen war. Die Bergwacht Berchtesgaden konnte die Urlauberin nicht mehr am Handy erreichen, dann aber ermitteln, dass sie noch sicher die Grünsteinhütte erreicht hatte und sich vom durch den drohenden Blitzschlag gefährlichen Stahlseil entfernt hatte. Gegen 19 Uhr musste die BRK-Wasserwacht mit dem Rettungsboot nach Salet und drei Wanderer retten, die ins Gewitter geraten waren und nicht mehr zur Seelände zurückkamen. Die Einsatzkräfte bitten alle Bergwanderer, bei ihren Touren immer auch den Wetterbericht zu berücksichtigen und vorausschauend mit einzuplanen.

Berchtesgadener Land