Außenhandel läuft wieder an
Ausschuss International der IHK diskutierte über Geschäfte in China und den Brexit

16.10.2020 | Stand 21.07.2023, 1:53 Uhr
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Beim Ausschuss International der IHK Regensburg für Oberpfalz/Kelheim vergangene Woche trafen sich die Entscheider der heimischen Exportwirtschaft zum virtuellen Austausch. Im Fokus standen die Chancen und Herausforderungen im aktuellen China-Geschäft sowie der Brexit.

Regensburg. Der Ausschussvorsitzende Thomas Hanauer begrüßte internationale Gäste der IHK-Organisation und tauschte sich mit den Unternehmerinnen und Unternehmern zur aktuellen Lage im ostbayerischen Außenhandel aus. „Eine Vielzahl der deutschen Unternehmen meldet Umsatzeinbußen im internationalen Geschäft. Dennoch lief der Außenhandel nach dem Lockdown besser ab, als erwartet“, so Hanauer. Zumindest einige Unternehmen zeigen sich für die nächsten Monate im Auslandsgeschäft verhalten optimistisch.

China-Geschäft: Potenziale mit Hindernissen

China ist für Ostbayerns Mittelstand enorm wichtig. Umso schwerer wog der Lockdown mit eingehender Abschottung des Landes. Jens Hildebrandt, Geschäftsführer der Deutschen Handelskammer (AHK) in Peking, gab per Video-Schalte Einblick in die wirtschaftliche Entwicklung Chinas. „Nach einem katastrophalen ersten Quartal lief es in Chinas Wirtschaft im zweiten Quartal schon etwas besser. In den letzten Monaten erholt sich Chinas Wirtschaft zunehmend. Das Land hat die Corona-Pandemie derzeit im Griff.“ Für die Stabilisierung der Weltwirtschaft spiele das Reich der Mitte aus seiner Sicht jetzt eine wichtige Rolle. Politisch jedoch weite sich der Handelsstreit mit den USA zu einem Technologiekonflikt aus.

Hildebrandt sieht insgesamt eine zunehmende Politisierung der Wirtschaftsbeziehungen zu China. „Eine intensive Auseinandersetzung mit dem chinesischen Markt und eine hohe Marktkenntnis sind unverzichtbar, um Geschäftschancen, Zukunftspotentiale, aber auch Geschäftsrisiken zu identifizieren und zu nutzen. Die eigenen Forderungen sollten hierbei in jedem Unternehmen klar formuliert werden.“ Nur so könne ein echtes – auch für die deutsche Seite greifbares – Win-Win für eine deutsch-chinesische Kooperation generiert werden. „Die Möglichkeiten die signifikanten wirtschaftlichen Potenziale Chinas nachhaltig auszuschöpfen sind weiterhin groß, politisch wird es für deutsche Unternehmen jedoch schwerer, das Chinageschäft voranzutreiben.“ Für China bedeute der weltpolitische Widerstand wiederum, dass das Land sich von ausländischen Lieferanten zunehmend unabhängig machen will. Chinesische Staatskonzerne etwa würden bereits heute „Buy Chinese“ ausländischen Produkten vorziehen, wenn möglich. Aktuell sei es für Geschäftsreisende noch immer schwierig, in das Land zu reisen. So muss etwa für eine Einreise per Visum eine strenge Quarantäne bei Ankunft im Land eingegangen werden. „Einfach mal schnell für einen Geschäftstermin ins Land reisen, wird so schnell nicht funktionieren“, so Hildebrandt.

Brexit: No-Deal-Szenario rückt näher

Freya Lemcke, Leiterin der Vertretung des DIHK bei der EU in Brüssel, informierte zum Stand beim Brexit. Zum 31. Dezember endet die Brexit-Übergangsfrist und das Vereinigte Königreich verlässt den EU-Binnenmarkt. Die Verhandlungen zu einem Handelsabkommen zwischen der EU und Großbritannien würden nicht nur unter den Einschränkungen durch die Corona-Pandemie leiden. „Obwohl für beide Seiten wirtschaftlich viel auf dem Spiel steht, ist noch keine Einigung in Sicht“, stellt Lemcke fest. „Die Zeit drängt, jetzt doch noch einen Deal auf den Weg zu bringen, sonst droht endgültig der harte Brexit zum 1. Januar.“ Neue Initiativen der britischen Regierung wie der Vorschlag zum Binnenmarktgesetz, das die vereinbarte Lösung zu sicheren Zollkontrollen zwischen Großbritannien und der EU infrage stellen würde, belasten die Verhandlungen zusätzlich. Um eventuelle Einigungen noch rechtzeitig umsetzen zu können, müsste es bis Ende Oktober deutliche Bewegung geben.

Lemcke empfiehlt den Unternehmen im Großbritannien-Geschäft die Abarbeitung der Brexit-Checkliste der IHKs – unabhängig davon, ob es auf einen Deal oder ein No-Deal-Szenario hinausliefe. Denn ein Großteil der Rahmenbedingungen ändere sich mit dem Ende der Übergangsfrist in jedem Fall. Gleichzeitig bietet die Regensburger IHK gemeinsam mit den bayerischen IHKs ab dem 20. Oktober 2020 die Webinarreihe „Ready for Brexit“ an. Weitere aktuelle Infos und Termine zu den Veranstaltungen zum Brexit gibt es zusammengefasst im Internet unter www.ihk-regensburg.de.

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