Wenn das Geld knapp ist
Armut in der Region – wie sind Stadt und Landkreis Regensburg betroffen?

23.10.2020 | Stand 13.09.2023, 6:56 Uhr
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Laut dem Bayerischen Landesamt für Statistik beträgt die Armutsrisikoquote in Bayern 11,9 Prozent. Die Quote bezeichnet „den Anteil derjenigen Personen, die mit weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens (Median) der bundesweiten Bevölkerung auskommen müssen. Es wird dann auch von relativer Einkommensarmut gesprochen.“

Regensburg/Landkreis Regensburg. In der „Region Regensburg“, die die Stadt Regensburg, die Landkreise Cham, Neumarkt, Regensburg sowie größtenteils den Landkreis Kelheim umfasst, beträgt die Armutsrisikoquote 13,3 Prozent. Die Stadt Regensburg nimmt wie andere Städte zunehmend einen Boom wahr. Pressesprecherin Juliane Roenne-Styra führt dazu aus: „Stadtsoziologisch betrachtet führt dies in der Regel dazu, dass die Schere zwischen Arm und Reich weiter wird und sich dies in bestimmten Vierteln stärker zeigt, als in anderen. In der Regel, so auch in Regensburg, sind vor allem Stadtviertel betroffen, die häufig von Menschen mit unterschiedlichem sozialen Status ausgestattet sind“.

Stadt und Landkreis Regensburg versuchen, mit einer Vielzahl an Maßnahmen Armut in der Region zu bekämpfen. Eine dieser Maßnahmen, die im Landkreis Regensburg sehr gut angenommen wird, ist der „LandkreisPass“, den es analog zum Stadtpass seit 1. März 2019 gibt. Bis zum 30. Juli 2020 wurden 2.468 Pässe im Landkreis ausgestellt, 1.425 waren im Umlauf. „Bei etwa 6.100 Anspruchsberechtigten errechnet sich so eine Beantragungsquote von 23,4 Prozent“, erklärt Hans Fichtl, Pressesprecher des Landkreies Regensburg. Wegen der Corona-Pandemie wurde die Geltungsdauer der „LandkreisPässe“ bereits zweimal verlängert und wurde nun – voraussichtlich ein letztes Mal – bis Ende Oktober verlängert werden. „Unsere Einschätzung ist weiterhin, dass das Projekt gut läuft. Der ,LandkreisPass‘ wird gut angenommen und leistet einen wichtigen Beitrag zur sozialen und gesellschaftlichen Teilhabe hilfsbedürftiger Menschen“, berichtet Fichtl.

Zum Stichwort Corona erläutert Reinhard Kellner von den Sozialen Initiativen in Regensburg: „Corona verändert unser aller Leben, was Nähe, Distanz, Freizeitverhalten und bei einem Drittel auch die Arbeit angeht: Für Einkommensarme ändert sich in der Grundversorgung nichts, wobei nach wie vor feststeht, dass die Sozialhilfe für Kinder um mindestens 100 Euro aufgestockt werden müsste“. Kellner sieht zudem noch ganz woanders ein Problem: „Das eigentliche Elend spielt sich in Regensburg auf dem Mietwohnungsmarkt ab.“ Die Stadt Regensburg habe in den letzten zehn Jahren die Hälfte ihrer ehemals 10.000 Sozialwohnungen verloren und deshalb gebe es aktuell etwa 2.000 Menschen, die alleine bei der Stadtbau auf eine günstige Wohnung warten. Die Sozialen Initiativen seien seit Jahren in einer „Initiative Bezahlbare Mieten“ und haben die Stadtratsfraktionen wie die Verwaltung kürzlich erst um eine Stellungnahme zum Kapitel „Wohnen“ im Koalitionsvertrag gebeten.

Zum Thema Altersarmut in Regensburg haben die Sozialen Initiativen einen Flyer entwickelt, der einkommensarme Seniorinnen und Senioren informieren soll, welche Leistungen sie in Regensburg gratis in Anspruch nehmen können. Auf zahlreiche Fragen von „Ich fühle mich einsam“ bis „Wo gibt‘s gebrauchte Kleidung“ findet man hier konkrete Antworten mit Kontaktangaben wie Telefonnummern und Adressen der jeweiligen Anlaufstellen.

Wie in allen Kommunen in der Bundesrepublik existiere auch in Regensburg Kinderarmut, so die Stadt Regensburg. In den betroffenen Familien komme es regelhaft zu Verknappungssituationen, zum Beispiel unzureichende Versorgung mit Nahrungsmitteln und so weiter. Materiell unterversorgte Haushalte bieten Kindern oftmals reizärmere Umgebungen, dies führe häufig zu Nachteilen im Bildungserwerb. Häusliche Konflikte und Gewalt seien hier um ein Vielfaches häufiger, es komme hier vermehrt zu Verhaltensauffälligkeiten. Die Corona-Pandemie werde vermutlich die sozialen Ungleichheiten verschärfen, so Roenne-Styra. Sie berichtet, dass die Jugendhilfe aber vor allem die – noch schlecht abschätzbaren – Spätfolgen der Pandemie kritisch sehe: „Insbesondere die Frage, welche Effekte die Corona-Pandemie und die damit einhergehenden Einschränkungen auf die Entwicklung von Kindern haben werden, wird in der Jugendhilfe sorgenvoll beobachtet“.

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