Kunstflieger, Gyrocopter,Platzrunden
Anwohner machen mobil gegen den Fluglärm in Ellermühle

26.09.2019 | Stand 13.09.2023, 1:59 Uhr
Alexander Schmid
−Foto: Foto: Schmid (

Die Künstflüge im Naturschutzgebiet über dem Echinger Stausee, über die das Wochenblatt exklusiv berichtet hatte, aber auch der „ganz normale“ Fluglärm, den der Verkehrslandeplatz Ellermühle Tag für Tag produziert, treibt die Anwohner auf die Barrikaden. Unterstützung erhalten sie jetzt von den Grünen.

LANDSHUT „Die Anwohner wollen die zunehmende Verlärmung nicht mehr länger hinnehmen. Was für die einen Sport ist, ist für viele Bürgerinnen und Bürger umliegender Ortsteile eine unerträgliche Lärmbelästigung“, heißt es in einer Pressemitteilung der Grünen in Landshut.

Motorflieger, Kunstflieger, Gyrocopter, Hubschrauber starten vom Verkehrslandeplatz Ellermühle. Die Anzahl der Starts- und Landungen sind mittlerweile wieder auf 34.000 im Jahr angestiegen. „Von der Stadt Landshut und vom Luftamt Südbayern fühlen sich Anwohner mit ihrem Problem alleingelassen. Die Grünen-Stadträtinnen Sigi Hagl und Hedwig Borgmann sowie die Landtagsabgeordnete Rosi Steinberger trafen sich jetzt mit Vertreterinnen und Vertretern der Bürgeraktion gegen Fluglärm Ellermühle e.V. und anderen Betroffenen in der Bruckbergerau.

„Gerade an Wochenenden und nach Feierabend ist der Lärm oft unerträglich“, so die Anwohner. „40 Starts in einer Zeitspanne von eineinhalb Stunden sind keine Seltenheit.“ Ein Großteil der Flüge seien ausschließlich Platzrunden, die über Siedlungsgebieten, Naherholungsgebieten und dem Vogelschutzgebiet Echinger Stausee stattfinden. Die Anwohner haben die Beobachtung gemacht, dass sich die Piloten oft nicht an die vorgeschriebene Platzrunde, die Mindestflughöhe oder die Anflugsektoren halten.

Für großes Unverständnis sorgt bei den Anwohnern auch die Tatsache, dass gerade die sehr lauten Fluggeräte, wie Gyrocopter in der Lärmschutzverordnung von den Ruhezeiten ausgenommen sind.

Ob es sich dabei um Regelverstöße handelt, kann nur das Luftamt Südbayern kontrollieren und sanktionieren. „Die Anwohner wünschen sich daher endlich strengere Kontrollen. Die Beschwerden wurden aber noch nie ernstgenommen, da die Beweisführung ohne die dafür notwendigen technischen Geräte nicht möglich ist“, so ein Beiratsmitglied. Oft ist auch die Kennzeichnung der Flugzeuge nicht sichtbar. Ein weiteres Ärgernis sind die zahlreichen Kunstflugübungen. Die Region liegt in einer sogenannten Kunstflugbox. Über der gesamten Weixerau, dem Vogelschutzgebiet Echinger Stausee und Teilen der A92 werden spektakuläre Manöver geflogen.

Dabei ist Kunstflug über dicht besiedelten Gebieten unzulässig. Zwar prüfe das Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung BAF die eingereichten Beschwerden, doch wer für die Beantragung, Einrichtung, Aufsicht und Verlängerung einer Kunstflugbox verantwortlich zeichnet, konnten die Betroffenen bisher nicht herausfinden. „Für mich ist es unverständlich, dass der Kunstflug in einem Vogelschutzgebiet erlaubt ist, während Spaziergänger per Schutzgebietsverordnung dazu angehalten werden, jeglichen Lärm zu vermeiden“, wundert sich Landtagsabgeordnete Rosi Steinberger. Die Politikerinnen wollen den Beschwerden nachgehen. „Die Beschwerden der Anwohner muss man ernst nehmen. Und es muss möglich sein, den Fluglärm, der für tausende Anwohner zu einer ernsthaften Belastung führt und ihnen dauerhaft die Lebensqualität raubt, zu minimieren“, so OB-Kandidatin Sigi Hagl.

Ein großer Teil des Flugverkehrs entsteht offenbar auch durch Flugschüler. „Sie sind auch diejenigen, die mit Ihren nervigen Platzrunden eine permanente Lärmquelle darstellen und das vom Start bis zur Landung. In einer bundesweiten Aktion, in der sich viele Bürgerinitiativen und Interessensverbände zusammengeschlossen haben, werden wir ein Flugverbot an Wochenenden und Feiertagen für diese Flüge einfordern. Das Recht auf Sonntagsruhe wird hier mit Füßen getreten“, so die Aussage von Anton Brunner, Anwohner und Beiratsmitglied.

Die Maschinen der Flugschulen umzurüsten, damit sie leiser werden, wäre eine weitere Möglichkeit das Problem abzumildern. Andernorts werde das gemacht. Und über ein Flugverbot für nicht schallgeminderte Fluggeräte an Sonn- und Feiertagen könne man ebenfalls nachdenken.

Steinberger, wies darauf hin, dass die gesetzlichen Regelungen an die Bedürfnisse der Bewohner angepasst werden müssen. „Die zahlreichen Ausnahmeregelungen müssen überarbeitet werden. Schon die Verpflichtung der Piloten zum Einschalten eines GPS - Trackers könnte die Beweisführung deutlich vereinfachen“, so die Landtagsabgeordnete.

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