„Ich kannte den Code“
59-Jähriger klaut über eine Viertel Million Euro aus einem Geldautomaten

26.03.2019 | Stand 13.09.2023, 6:35 Uhr
Verena Bengler
−Foto: n/a

„Mir ist leider viel zu spät klar geworden, was ich gemacht habe“, erklärte der 59-jährige Angeklagte am Dienstag, 26. März, bei seiner Verhandlung am Regensburger Amtsgericht. Der EDV-Techniker musste sich wegen Diebstahls verantworten. Ihm wurde vorgeworfen, den Safe eines Geldautomaten und somit das darin befindliche Bargeld in Höhe von über 262.000 Euro geklaut zu haben.

Vor Gericht zeigte sich der 59-Jährige geständig und erklärte, wie es am 25. Mai 2018 zum Diebstahl gekommen war: Der Angeklagte, der den Geldautomaten beruflich regelmäßig wartete und reparierte, war im Besitz des Schlüssels für die Gerätetür des Automaten. Hinter genau dieser Tür liegt der Safe, in dem sich das Bargeld befindet. Die Zahlenkombination hatte sich der 59-Jährige gemerkt, als der Automat einige Wochen zuvor während seiner Wartungsarbeiten von einer Firma mit Bargeld befüllt wurde. „Da hat alles zusammengepasst. Da war keine Kamera, kein Alarm. Ich hatte den Schlüssel und ich kannte den Code“, fasst der EDV-Techniker die Situation zusammen.

Obwohl er und seine Familie keine Geldsorgen hatten, konnte er der Versuchung nicht widerstehen. Der 59-Jährige wollte in den Vorruhestand gehen und seine Familie daher finanziell absichern. „Ich wollte mich und meine Familie noch absichern. Genau das Gegenteil habe ich jetzt geschafft“, so der Angeklagte kleinlaut.

Also fuhr der 59-Jährige am 25. Mai 2018 zum Geldautomaten der Hypovereinsbank in Beratzhausen im Landkreis Regensburg. Er öffnete die Gerätetür, gab den Code ein und machte dann einen Rückzieher. Er stieg wieder in sein Auto und fuhr zu seinem Stammtisch. Doch danach kam er zum Automaten zurück. Dieses Mal zog er seinen Plan durch.

Banknotenspürhunde fanden die Geldkassette

Er brachte die Geldkassette in seinen Wagen und fuhr davon. Erst später sah er, wie viel Geld in der Kassette war: 262.030 Euro – über eine Viertel Million! Weil er wusste, dass der Automat nur wenige Tage später abgebaut wird, rechnete er damals mit einer Beute von rund 60.000 Euro. Zuhause angekommen, versteckte er das Geld vor seiner Frau in einem Koffer im Schrank.

Erst Monate später kam ihm die Polizei unter anderem durch seinen Firmenwagen, mit dem er auch bei der Tat unterwegs gewesen war, und durch mehrere höhere Einzahlungen auf sein Konto auf die Spur. Bei einer Hausdurchsuchung fanden Banknotenspürhunde den Koffer mit dem Bargeld. Der 59-Jährige gab schließlich alles zu. Das komplette Geld wurde sichergestellt und zurückbezahlt – ausgegeben hatte er tatsächlich keinen Cent.

Der Fall des EDV-Technikers verwunderte auch die Staatsanwaltschaft und das Gericht. So hatte sich der 59-Jährige noch nie in seinem Leben etwas zu Schulen kommen lassen. „Ich habe nicht mal Punkte in Flensburg“, erklärte er etwas hilflos. „Es war zu leicht und ich war zu dumm“, so der Angeklagte weiter.

Letztendlich wurde der 59-Jährige des Diebstahls schuldig gesprochen und zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und einer Geldstrafe von 180 Tagessätzen à 60 Euro verurteilt. Die Bewährungszeit beträgt drei Jahre. „Das hätte heute auch anders ausgehen können. Ganz anders“, wandte sich der Richter noch mit warnenden Worten an den 59-Jährigen. Das Urteil ist rechtskräftig.

Regensburg