Abschied von Kreisheimatpfleger
46 Jahre im Einsatz für Tradition, Kultur und Brauchtum

30.01.2019 | Stand 01.08.2023, 17:20 Uhr
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Sage und schreibe 46 Jahre, mehr als ein halbes Menschenleben lang, hat Rupert Berndl sich als Kreisheimatpfleger für die Tradition, für das Brauchtum sowie für den Erhalt von Kulturdenkmälern und -landschaften im Landkreis eingesetzt. Dafür gab es bei seiner offiziellen Verabschiedung im kleinen Rahmen im Landratsamt viele lobende Worte und ein paar kleine Geschenke von Landrat Sebastian Gruber.

FREYUNG-GRAFENAU Aber nicht nur Gruber würdigte Berndls Arbeit, auch Berndls Kreisheimatpflegerkollegen Karl-Heinz Reimeier und Gerhard Ruhland, die teilweise Jahrzehnte lang zusammen mit ihm Tradition, Kultur und Brauchtum im Landkreis hochgehalten haben, waren gekommen, um ihn zu verabschieden, ebenso wie aus dem Landratsamt Reinhard Meisl, Berndls Kontaktmann in der Unteren Denkmalschutzbehörde, Kulturreferentin Marina Reitmaier-Ranzinger sowie Sachgebietsleiter Karl Matschiner. „Es gab nie ein ‚Nein‘, nichts war ihm zu schwierig, zu anstrengend oder zu gefährlich. Ich habe sehr gut und sehr gerne mit ihm zusammengearbeitet“, so lautete etwa Reinhard Meisls Einschätzung zu Rupert Berndl.

Landrat Sebastian Gruber ging in seiner Laudatio auf die vielen Verdienste Berndls als Kreisheimatpfleger ein, exemplarisch hob er dabei den Erhalt der Triftkanäle im Dreisesselgebiet oder des Waldkirchner Pfarrhofes sowie das Anstoßen und Begleiten der Sanierung des Emerenz-Meier-Hauses heraus. Berndl sei es zu großen Teilen zu verdanken, dass das Haus noch stehe und mit Gastwirtschaft und Museum einer nachhaltigen Nutzung zugeführt worden sei. Eine nicht ganz einfache Angelegenheit, an die sich Berndl noch recht detailliert erinnerte.

Der Landrat würdigte aber auch Berndls Einsatz als Kreisrat (1996 bis 2002), als Stadtrat in Waldkirchen (1971 bis 1978 sowie 1990 bis 2008) sowie sein Wirken als Lehrer, Bildhauer, Maler, Grafiker und Autor. Gruber erinnerte an die vielen Auszeichnungen, die Berndl erhielt, darunter den ersten Preis der Akademie der Bildenden Künste München, die Bayerische Verfassungsmedaille oder jüngst 2017 den Kulturpreis des Bayerischen Waldvereins. Von hintergründigem Humor seien Berndls Gedichte, Kurzgeschichten und Theaterstücke geprägt, einem Blick für die eigenen Schwächen und die seiner Mitmenschen. Mit seinen beiden Kochbüchern, „Kartoffelsterz und Hollerkoch“ sowie „Brennsuppn und Erdäpfel“ habe er einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der traditionellen regionalen Küche geleistet und für zusätzliche Abwechslung auch in der Küche des Landrats gesorgt, wie dieser schmunzelnd bemerkte.

Der damalige Landtagsabgeordnete Heinrich Schmidhuber war es, der 1972 zu Rupert Berndl meinte: „Kreisheimatpfleger, das wäre doch was für Dich!“ Berndl sah das auch so und begann damals als 32-Jähriger zunächst als stellvertretender Heimatpfleger, bevor er ab 1974 das Amt übernahm. Unter fünf Landräten habe er gedient. Jetzt sei es aber Zeit gewesen aufzuhören, um eine geordnete Übergabe zu ermöglichen. Berndl betonte, dass er seinem Nachfolger Dr. Leonhard Bürger jederzeit mit Rat und Tat zur Seite stehen werde, aber nur dann, wenn dieser das wünsche.

In seinen Ausführungen hatte sich Berndl ganz bewusst nur schlaglichtartig drei Geschichten aus seiner Zeit als Kreisheimatpfleger ausgesucht, aber man merkte gerade dadurch, in 46 Jahren sammelt sich einiges an Geschichten an. Berndl berichtete von drei Begebenheiten, bei denen es ihm zweimal beinahe richtig ans Geld und einmal fast ans Leben ging. Mit einer Klage oder hohen Geldstrafen hatte man ihm in zwei Denkmalschutzfällen gedroht. Am nachdrücklichsten aber hatte ein Unfall während der Begehung eines so genannten Schrazlgangs sich bei Berndl eingebrannt, wie er eindrucksvoll schilderte. Als er den schmalen unterirdischen Gang untersuchte, brach dieser hinter ihm zusammen. Berndl war der Rückweg versperrt, er war verschüttet. Zum Glück war der Heimatpfleger mit einem Seil gesichert, das den Helfern den Weg wies, die ihn wieder ausgruben. Die Zeit bis zur Rettung hinterließ aber ihre Spuren. Es habe einige Nächte und Träume gebraucht, so Berndl, um das Ganze zu verarbeiten. Dennoch sei er bei nächsten Gelegenheit wieder in einen solchen Erdstall gestiegen, die Neugier auf mögliche Entdeckungen in dem rätselhaften Erdloch war dann doch größer als eine Angst.

Berndl bedankte sich zum Abschluss bei allen Anwesenden für die gute und kollegiale Zusammenarbeit. Aus den Händen von Landrat Sebastian Gruber erhielt er als kleines Dankeschön für seinen jahrzehntelangen Einsatz ein Werk von Herbert Muckenschnabl aus einer limitierten Auflage.

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