Ermittler hoffen auf Hinweise
Versenkter Audi im Pfreimdstausee: Für die Polizei stellen sich neue Fragen

30.09.2022 | Stand 22.09.2023, 5:06 Uhr

Coronagelb und mit Rallyestreifen beklebt: So sieht das Fahrzeug aus, das die Polizei digital rekonstruieren ließ. −Foto: audimotive.de

Von Johannes Hartl

Es war ein Überraschungsfund: Mitte Juli wurde ein altes Audi 100 Coupe S geborgen, das im Pfreimdstausee im Landkreis Neustadt an der Waldnaab versenkt wurde. Seitdem gibt der Fund Rätsel auf. Nun präsentierten die Ermittler am Freitag neue Erkenntnisse – und suchen nach bestimmten Zeugen.



Über 30 Hinweise sind mittlerweile bei der Polizei Vohenstrauß eingegangen. Jeder dieser Tipps sei „bewertet, hinterfragt und überprüft“ worden. Ein „abschließendes Ergebnis“ kann die Polizei zwar noch nicht präsentieren, aber es hätten sich einige „Hinweise für neue Ansätze“ ergeben.

Unter anderem fanden die Ermittler heraus, dass es sich bei dem Audi um ein Modell handelt, das im Oktober 1973 vom Hersteller ausgeliefert wurde - und zwar an die Autohaus Ost GmbH in Abensberg.

Keine Unterlagen vorhanden

Das Problem: Der Autohändler hat bereits zum 31. August 1977 sein Gewerbe abgemeldet. Zwar gibt es mit dem Autohaus Baumer ein Nachfolgeunternehmen. Doch als die Polizei dort nachfragte, wurde schnell klar: „Es sind keine Unterlagen mehr vorhanden.“ Wer der Halter des Autos war, bleibt also weiter unklar.

Inzwischen hat die Polizei sogar eine Bildrekonstruktion veröffentlicht. Dabei haben sie das Foto eines anderen Audi 100 Coupe digital mit schwarzen Rallyestreifen versehen und in der Farbe „coronagelb“ eingefärbt – genauso, wie bei dem versenkten Original.

Laut Polizei handelt es sich bei dem Auto um das „Face-Lift-Modell“, das nur zwischen September 1973 und August 1974 gebaut wurde. Das Fahrzeug selbst hatte ein Schaltgetriebe mit vier Gängen und einem Rückwärtsgang sowie eine schwarze Innenausstattung, teilt die Polizei mit.

Polizei Vohenstrauß hofft auf Hinweise

Am linken Kotflügel war zudem eine Antenne angebracht, die nicht zur Serienausstattung gehörte. Sie war ein Original von Audi und wurde nachträglich angebracht. Auch der Ersatzreifen, der im Kofferraum gefunden wurde, passe demnach nicht zum gefundenen Fahrzeug. Die Baureihe selbst war vor allem im Bereich der Motorhaube und der Türen anfällig gegen Rost. Die Teile wurden jedoch nicht ausgewechselt – sie waren noch im Originalzustand, als das Auto schlammüberzogen, mit platten Reifen und abgeblätterter Farbe aus dem Stausee gezogen wurde.

Um den Halter doch noch zu finden, hofft die Polizei nun auf Menschen, die von 1973 bis 1983 im Autohaus Ost in Abensberg gearbeitet haben, oder die vielleicht Hinweise zum damaligen Verkauf, zum Kauf, zur Reparatur oder zum Kundendiensten des Audi Coupe S geben können. Zusätzlich hoffen die Fahnder auf Hinweise, ob – und an wen – das Audi Coupe S anschließend verkauft wurde.

Aber auch Hinweisgeber, die von 1973 bis 1983 in einem Audi-NSU-Autohaus im Landkreis Schwandorf gearbeitet haben, werden gesucht. Das versenkte Auto hatte nämlich ein Kennzeichen aus dem Landkreis. Sie hoffen auf jemanden, der sich an das Fahrzeug mit den markanten Rallyestreifen erinnern kann und bitten um Hinweise, ob das Auto bei ihnen repariert wurde, vielleicht im Kundendienst war oder eine Hauptuntersuchung durchgeführt wurde.

Viele Theorien, wenig Gewissheit

Seit die Polizei mit dem Fund an die Öffentlichkeit gegangen ist, sorgt der Fall bundesweit für Aufsehen und Spekulationen. Selbst ein Audi-Fanclub in Aachen hatte Hinweise zusammengetragen, die für die Polizei von Interesse waren.

Doch wieso das Auto versenkt wurde, ist weiterhin vollkommen offen. Von Diebstahl und Kennzeichenmissbrauch über Versicherungsbetrug bis hin zu schlimmeren Delikten reichen die Theorien. Mit etwas Glück können die Zeugen Licht ins Dunkle bringen.