Dingolfing-Landau
Brandstiftung an Flüchtlingszelt: Anwohner werden befragt - Politiker bestürzt

02.02.2023 | Stand 17.09.2023, 4:03 Uhr

Auf dem Seefestgelände in Steinberg wurde das Zelt aufgebaut, das inzwischen zweimal angezündet wurde. −Foto: lnp

Nach der zweiten Brandstiftung innerhalb kürzester Zeit an einem für Flüchtlinge vorgesehenen Zelt in Marklkofen (Landkreis Dingolfing-Landau) hat die Polizei neue Details bekanntgegeben. Zudem gibt es auch erste Reaktionen aus der Politik.



In der Zeit zwischen 4.30 und 5 Uhr hat jemand das noch leerstehende Flüchtlingszelt im Gemeindeteil Steinberg erneut in Brand gesteckt, informiert die Polizeipräsidium Niederbayern. Schon in der Nacht zuvor war ein Brand gelegt worden. Vor diesem Hintergrund beauftragte das Landratsamt Dingolfing-Landau ein Sicherheitsunternehmen mit der Bewachung des Geländes. Ein Sicherheitsdienstmitarbeiter bemerkte den Brand und konnte das Feuer löschen. Der Schaden beträgt etwa 7000 Euro.

Aufgrund einer nicht ausschließbaren extremistischen Tatmotivation übernahm die Generalstaatsanwaltschaft München, Bayerische Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus (ZET), am Donnerstag die Ermittlungen wegen des Verdachts der Brandstiftung von der Staatsanwaltschaft Landshut. In diesem Zusammenhang führt die Polizei im Laufe des Tages auch Anwohnerbefragungen durch.

Verstärkte Polizeipräsenz im Landkreis



Die Kriminalpolizei Landshut bittet zudem um Zeugenhinweise. Wer in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch sowie in den frühen Morgenstunden des heutigen Donnerstags verdächtige Personen oder Fahrzeuge in der Nähe des Steinberger Freibades oder im Bereich Vilstal-Stausee, nahe des Freibades, beobachtete, soll sich mit der Kriminalpolizeiinspektion Landshut, Telefon 0871/9252-0, oder jeder anderen Polizeidienststelle in Verbindung setzen.

Angesichts der beiden Vorfälle wird das Polizeipräsidium Niederbayern die Polizeipräsenz sowohl vor Ort als auch im Landkreis Dingolfing-Landau erhöhen und kündigt zudem verstärke Kontrollen mit Unterstützung von Kräften der Bayerischen Bereitschaftspolizei und des Zentralen Einsatzdienstes an.

Die Dimension des Hasses erschüttert den Landrat

Landrat Werner Bumeder erklärte auf Nachfrage der Mediengruppe Bayern: „Ich bedauere und verurteile die Vorfälle zutiefst. Die Dimension, die der Hass – aus meiner Sicht einiger weniger – auf Flüchtlinge und Asylbewerber nun erreicht hat, erschüttert mich.“ Die Unterkunft in Steinberg sollte Vertriebenen aus der Ukraine ein Dach über dem Kopf bieten. Bumeder: „Die Taten sind für mich vor allem ein Angriff auf die Menschlichkeit. Meines Wissens gibt es noch keine Tatverdächtigen. Für derartige Taten fehlt mir jegliches Verständnis.“

Daher versprach der Landrat, eng mit den Ermittlungsbehörden zusammenarbeiten zu wollen. „Dass die Polizeipräsenz rund um Steinberg, aber auch im gesamten Landkreis deutlich erhöht wird, gibt uns allen ein gutes Sicherheitsgefühl. Auch dafür bedanke ich mich“, so der Landrat. An die Bürger appellierte er: „Bleiben und seien Sie menschlich, haben Sie Verständnis in dieser außergewöhnlichen Situation. Bei allen Sorgen, die Sie im Zusammenhang mit der Flüchtlingswelle haben, sehen Sie die Unterbringung von Kriegsflüchtlingen bitte als notwendige humanitäre Hilfe.“

„Getrieben von Fremdenfeindlichkeit und Rassismus“

Auch MdB Marlene Schönberger meldet sich „tief bestürzt“ zu Wort: „Das sind zutiefst verachtenswerte Taten, getrieben von Fremdenfeindlichkeit und Rassismus.“ Für sie ist klar: „Eine solche Tat richtet sich auch immer gegen die, dort unterkommen sollen, um bei uns Zuflucht zu suchen. Gleichzeitig lässt sich niemand von einer solchen Tat einschüchtern. Bei Gesprächen vor Ort habe ich gemerkt, dass die Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung ungebrochen ist.“ Schönberger erklärt: „Wichtig ist jetzt vor allem, die Geschehnisse lückenlos aufzuklären und die Verantwortlichen zu finden. Es muss alles getan werden, um die in wenigen Tagen in der Unterkunft eintreffenden Menschen zu schützen. Ich habe vollstes Vertrauen in die Polizei, die diesen Fall ebenfalls sehr ernst nimmt."