Proteste im Internet:
Unternehmer disst Abiturienten – "70 Prozent werden Hartz IV"

06.07.2017 | Stand 12.10.2023, 11:45 Uhr

Abiturient am Städtischen Gymnasium in Eschweiler zu sein, das ist momentan ganz schön spannend. Doch die Zukunft scheint wohl nicht so rosig zu sein, das meint zumindest ein ortsansässiger Unternehmer. Der nämlich geht davon aus, dass eh 70 Prozent der Abiturienten in Hartz IV landen werden.

ESCHWEILER Aber von Anfang an: Wie Journalist Patrick Nowicki in der Eschweiler Zeitung berichtet, wollte sich der aktuelle Abiturjahrgang eine Hüpfburg für den Abistreich ausleihen. Deshalb schickte Maik Luu an einen Elsdorfer Unternehmer die Anfrage, ob denn so etwas kostengünstig möglich sei. Der Abiturient formulierte seine Frage höflich und bat um ein Angebot. Als Antwort bekam er dann das: "Hallo, Herr Luu, da Sie offensichtlich kein Geld haben, würde ich vielleicht von meinem Luxusdenken etwas abrücken. Wir sind Vermieter und machen das beruflich für unseren Lebensunterhalt mit dem Ziel, nicht da zu stehen, wie Sie offensichtlich stehen!" Bereits an dieser Stelle fragt man sich, welche Kinderstube der Firmeninhaber genossen hat. Als Tipp gibt er dann noch den Rat weiter, doch fünf Euro von jedem Partyteilnehmer einzusammeln.

Das will Maik Luu natürlich nicht auf sich sitzen lassen und schreibt zurück. Wieder sehr höflich, man wolle ja nichts umsonst, sondern lediglich gute Konditionen. Und dann schlägt der Firmeninhaber zurück: "Bettelanfragen" beantworte man entsprechend, seine Preise seien "traumhaft" und überhaupt seien Studenten aus wirtschaftlichen Gründen eh nicht Zielgruppe des Unternehmens, "70 Prozent werden Hartz IV". Es muss eigentlich nicht erwähnt werden, dass dieser Anbieter seine Hüpfburg nicht zu guten Konditionen an die Abiturienten herausrückte.

Die Abiturienten allerdings machten im Gegenzug die Antworten des Unternehmers öffentlich – und der sieht sich jetzt auf Facebook einer Front gegenüber, die es nicht gut mit ihm meint: "Das ist eine echte Frechheit, was Sie da abziehen", bekommt das Unternehmen auf Facebook gesagt. "Ein Hoch auf die neue Medienwelt, sodass solche Firmen nicht weiter überleben können. Mal schauen, was nun die Regionalsender daraus machen. Falls es ein nächstes Mal gibt, ein wenig weniger Arroganz", rät ein User, und ein anderer fragt „Wie dumm muss man eigentlich sein, um solche Aussagen zu machen?“ Und ein weiterer: "Hoffentlich springen einige Ihrer Kunden ab. So arrogant und dumm kann man eigentlich nicht sein."

Maik Luu indes ist jetzt richtig im Stress, nicht nur, dass am Freitag, 22. Juni, die Party stattfinden soll, nein, nun muss er sich auch noch um Presseanfragen aus der ganzen Republik kümmern. Als die Mails des Unternehmens kamen, habe er sich persönlich angegriffen gefühlt. "Ich habe kein Einser-Abi gemacht, um mich dann wegen einer kleinen Anfrage so dermaßen herabwürdigen zu lassen", so Luu gegenüber dem Wochenblatt. "Alle Schüler sind zwar jung, aber potentielle Kunden und verdienen Respekt." Rund 150 Euro hätten die Abiturienten investieren können, was der Unternehmer hätte haben wollen, wissen sie nicht, ein entsprechendes Angebot blieb aus. Und dann muss Maik Luu auch schon wieder weiter, die Presse, denn er hat Eschweiler nun berühmt gemacht!

Ach ja, eine Hüpfburg haben die Abiturienten mittlerweile auch bekommen, kostenfrei, von einer Firma, bei der wohl andere Sitten herrschen ...

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