Psychisch kranker Syrer im Autohaus
Verschweigt die Polizei grundsätzlich etwas?

06.11.2017 | Stand 13.09.2023, 0:50 Uhr
−Foto: Foto: lw

„Nein“, sagt der Sprecher der Ordnungshüter und schildert den Fall eines randalierenden Syrers in einem Landshuter Autohaus aus Sicht der Behörde.

LANDSHUT Ein amtsbekannter psychisch kranker Syrer (25) sorgt für Aufsehen in den sozialen Netzwerken. Der Mann hat am Donnerstagabend in einem Autohaus randaliert, die Heckscheibe eines Wagens eingeworfen und in einer Tankstelle geklaut. Einen Tag später sorgte er wieder für einen Polizeieinsatz. Eine bekannte islamfeindliche Webseite und deren Reporter mit dem Pseudonym Eugen Prinz haben sich der Sache angenommen und Ängste geschürt, dass der 25-Jährige demnächst mit einem Auto durch eine Menschenmenge fahren könnte. Weil der Fall nicht im Polizeibericht auftauchte, sorgte das für Aufsehen in den sozialen Netzwerken (das Wochenblatt berichtete auf Wochenblatt.de/landshut). Wird da wohl etwas auf Anweisung von „ganz oben“ verschwiegen?

„Definitiv nicht!“, so die Antwort von Stefan Scheibenzuber, Sprecher der Polizei in Landshut.

Auf Anfrage des Wochenblattes schildert er den Fall aus Sicht der Ordnungshüter. Und für die war der Fall, so erschreckend er für das Personal des Autohauses auch gewesen sein mag, erst einmal ganz normales Tagesgeschäft. „Am Donnerstag um 17.11 Uhr kam der Einsatz rein, die Rede war von Hausfriedensbruch“, so Scheibenzuber. Es sei gemeldet worden, dass im Ausstellungsraum des Autohauses ein Ausländer Musik zu laut aufdrehe. Die Meldung war zu dem Zeitpunkt der siebte Einsatz in der Warteschleife und nicht von allerhöchster Dringlichkeit. „20 Minuten später“, so Scheibenzuber, „war die Streife vor Ort.“

Derweil hatte der Randalierer im Autohaus für Angst und Schrecken gesorgt. Laut Schilderung des Personals hatte sich der Mann, der Camouflage-Klamotten trug, an der Kaffeemaschine bedient, sich in ein Ausstellungsfahrzeug gesetzt, die Schlüssel verlangt und geschrien, dass Angela Merkel bezahlen werde. „Das Personal sei dann angewiesen worden, den Mann in Ruhe zu lassen“, so ein Mitglied der Geschäftsleitung zum Wochenblatt. Man wollte ihn nicht weiter provozieren.

Der 25-Jährige zog dann weiter in ein nahes Bordell, wo er rausgeworfen wurde. Wieder beim Autohaus angekommen, warf er die Heckscheibe eines Autos ein und zog dann weiter. „Er wurde in der OMV-Tankstelle festgenommen und gefesselt. Dort wollte er Bier und Zigaretten klauen“, so Scheibenzuber. Weil der Mann amtsbekannt und psychisch krank ist, kam er ins Bezirkskrankenhaus.

Dort ließ man ihn, warum auch immer, schnell wieder laufen – und prompt gab es einen Tag später wieder Ärger. „Am Freitag schlug er im Rennweg gegen 15 Uhr auf ein Auto ein und wollte sich dann vor ein Fahrzeug werfen“, sagt der Sprecher der Polizei. Auch dieses Mal nahmen ihn die Beamten fest. Er wurde erneut in das Bezirkskrankenhaus eingewiesen, wo er sich noch immer befindet.

Und warum stand von dem Vorfall nichts im Polizeibericht? „Wenn es um Vorfälle mit Menschen mit psychischen Erkrankungen und Selbstmordversuche geht, dann hört man normalerweise nicht viel von uns“, so Scheibenzuber. Ausnahmen sind Fälle wie zum Beispiel der Dreifachselbstmord in Altfraunhofen, die so spektakulär sind, dass die Öffentlichkeit allein wegen des Umfangs des Polizeieinsatzes informiert werden muss.

Spektakulär war für die Polizei laut Aktenlage an dem Fall des psychisch kranken Syrers erst einmal nichts. Es ging um einen Hausfriedensbruch, dumme Sprüche, geklauten Kaffee, Bier und Zigaretten und eine eingeschlagene Scheibe. Warum der Mann nach der Einlieferung ins Bezirkskrankenhaus am Donnerstagabend am Freitag schon wieder auf freien Fuß war, das „entzieht sich der Kenntnis der Polizei“, so Scheibenzuber. Nach Wochenblatt-Informationen soll sich der Mann nach seinem Suizidversuch derzeit immer noch im Bezirkskrankenhaus befinden.

Dass die Pressestelle am Freitag nicht besetzt gewesen sei, habe nichts damit zu tun, dass der Fall nicht im täglichen Pressebericht war. Es gäbe auch keine Anweisungen des Ministeriums oder „von oben“, dass Vorfälle mit Flüchtlingen nicht gemeldet werden dürften, so Scheibenzuber. Tatsächlich berichtete die Polizei am Samstag über einen Afghanen, dessen Haftzelle in der JVA in Brand geraten ist. Auch auf die Drogenproblematik im Landshuter Flüchtlingsheim in der Niedermayerstraße hat die Polizei vor einiger Zeit aufmerksam gemacht.

Wie der PI-News-Reporter von dem Vorfall Wind bekam, kann Scheibenzuber nicht nachvollziehen. Bei der Polizei nachgefragt habe er jedenfalls nicht. Der Polizeisprecher: „Eugen Prinz ist uns nicht bekannt“.

Der Sprecher des Bezirkskrankenhauses ist derzeit nicht erreichbar. Wir versuchen, am Nachmittag eine Stellungnahme einzuholen.

Landshut