Keiner will mehr für Spielplatz arbeiten
Mangelnder Gemeinsinn: Kinder-Paradies steht vor dem Aus

06.07.2017 | Stand 13.09.2023, 5:05 Uhr
−Foto: n/a

In Wernberg-Köblitz (Landkreis Schwandorf) ist ein Aushängeschild des Bürgersinns in Gefahr. Der Kinderspielplatz Feistelholz, seit 35 Jahren privat von den Anwohnern „betrieben“, muss dicht gemacht werden – sofern sich keine neuen Helfer finden, die sich um die Pflege des etwa 6.500 Quadratmeter großen Areals kümmern.

WERNBERG_19KÖBLITZ „Das ist der sauberste und schönste Spielplatz der Oberpfalz, bis von Amberg und Weiden kommen Eltern mit ihren Kindern hierher“, sagt Walter Raven mit mächtig Stolz in der Stimme. „Aber wir können ihn nicht mehr halten. Wir sind nur noch zu dritt.“

Ein Alarmsignal, wie sehr die Zukunft des Spielplatzes in Gefahr ist, war der gestrige Feiertag: An Mariä Himmelfahrt fand immer ein großes Fest auf dem Spielplatz statt, der Erlös wurde für seinen Unterhalt verwendet. Nur zweimal in 35 Jahren musste es ausfallen; einmal wegen schlechten Wetters und gestern aus Mangel an Mitarbeitern.

Dies stimmt Walter Raven traurig. Er ist seit Anbeginn im Jahre 1977 dabei, als die Bewohner der Feistelholz-Siedlung mit Unterstützung von Feuerwehr, THW und vielen Privatleuten dieses auf Gemeinde-Grund gelegene Kinder-Paradies anlegten. Über lange Jahre funktionierte dieses sympathische Gemeinschaftsprojekt, stets fanden sich genug Helfer für die beiden großen Arbeitseinsätze im Frühling und im Herbst und immer auch standen die Gemeinde sowie heimische Betriebe wie das Sägewerk Kummert, Hydraulik Schlögl oder das Malergeschäft Albert Biller unterstützend zur Seite.

Was das private Engagement angeht, scheint jedoch jetzt das Ende der Fahnenstange erreicht zu sein: Der 58 Jahre alte Raven steht mit seinen Mitstreitern Rudi Fleischmann und Thomas Pretzl alleine da. „In guten Zeiten waren wir 15, aber zu dritt schaffen wir es nicht länger“, gibt sich Raven, der gleich nebenan wohnt und von den Kindern der Siedlung mit „Hallo Walter“ begrüßt wird, keinen Illusionen hin.

Warum hat das Engagement für diesen liebevoll angelegten Spielplatz, der von „Standards“ wie Schaukel, Rutsche, Karussell und Sandkasten über Klettertürme, Aufenthaltshäuschen, Freiluft-Schach und Hängebrücke bis hin zur rasanten Seilbahn keinen Wunsch offen lässt, derart nachgelassen? „Kinder gibt‘s in der Siedlung genauso viel wie vor 30 Jahren, daran liegt es nicht“, meint Raven. Seine Begründung: „Die Leute wollen mehr Freizeit haben. Die zwei Arbeitseinsätze im Frühling und Herbst sowie die Mithilfe beim Fest am 15. August sind denen schon zu viel.“

Stellt sich hier nicht in allernächster Zeit ein Umdenken ein, ist der liebenswerte Spielplatz Feistelholz bald Geschichte. Die Gemeinde hat Raven gegenüber schon signalisiert, dass sie ihn keinesfalls übernehmen wird. „Die argumentieren damit, dass es genug andere Spielplätze in Wernberg-Köblitz gibt“, sagt Raven und hofft, dass sich die jungen Bewohner der Siedlung zur Rettung „ihres“ Spielplatzes aufraffen. „Es wäre ja ewig schade drum …“

Schwandorf