Brennender Dornbusch
Das Wunder von Wiefelsdorf dauert an

06.07.2017 | Stand 26.07.2023, 18:32 Uhr
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Wie nah können Freude und Trauer beeinander liegen, Begeisterung und Bestürzung, tiefe Religiosität und profane Menschlichkeit? Die Geschichte vom brennenden Dornbusch in Wiefelsdorf, die das Wochenblatt seit 2007 begleitet, vereint all diese emotionalen Elemente.

WIEFELSDORF Und zu Ostern 2012 wurde jetzt ein neues Kapitel aufgeschlagen. Der kenianische Priester William Muchai besuchte das Wiefelsdorfer Ehepaar Elisabeth und Hans Schuierer, inzwischen in der gesamten Region bekannt als das Paar mit dem brennenden Dornbusch …

Ja, er wächst wirklich in Wiefelsdorf bei Schwandorf – der brennende Dornbusch aus der Bibel. Zumindest ein „Fechser“ des Dornbusches aus dem Katharinen-Kloster auf der Sinai-Halbinsel, mit dessen Hilfe die Schuierers seit Jahren vor allem Kinder in Kenia unterstützen. Hinter den unscheinbaren, kleinen Lesezeichen mit jeweils einem Blatt des Busches und einem Bibelspruch, die die Schuierers gegen kleine Spenden an Hilfswillige abgeben, steckt eine ebenso spannende wie schöne und tragische Geschichte.

Ein kleiner Rückblick: Alles fing 2003 an, als die Schuierers auf einer Pilgerreise zum Katharinen-Kloster auf der Sinai-Halbinsel kamen. Hier steht ein Busch, der als Nachfahre des berühmten brennenden Dornbuschs aus der Bibel verehrt wird. Hans Schuierer war von diesem Ort so fasziniert, dass er sich ein winziges Stück des Busches abschnitt und mit nach Hause nahm. Sein „Schwur“ damals: Sollte aus dem Stück ein neuer Busch in seinem Garten in Wiefelsdorf wachsen, würde er damit Gutes tun. Und wirklich … der eingepflanzte Ast schlug Wurzeln und trieb aus!

Die Schuierers riefen ihren Verein „Brennender Dornbusch“ ins Leben. Lesezeichen mit einem Blatt des Busches brachten Spenden ein, die zunächst in Indien eingesetzt wurden. Eine zufällige Begegnung in Wiefelsdorf lenkte die Arbeit des Vereins in eine schicksalhafte neue Richtung. „Eines Tages klingelte es bei uns, vor der Tür stand ein junger, schwarzer Priester und fragte uns nach dem Kirchenschlüssel“, erinnert sich Hans Schuierer. Der kenianische Gastpfarrer Michael Ithondeka hatte sich schlicht in der Tür geirrt – oder vielleicht doch nicht?

Aus der zufälligen Begegnung entwickelte sich eine tiefe Freundschaft, die der caritativen Arbeit der Schuierers eine neue Richtung gab. Sie begannen, die Arbeit von Frater Michael für die Kinder in seiner kenianischen Heimat zu unterstützen. Doch dann im Januar 2008 die schreckliche Hiobsbotschaft: Michael Ithondeka geriet in den Stammesunruhen in eine Straßensperre. Der Priester wurde grausam zu Tode gesteinigt.

Keine Frage, dass es die Schuierers an das Grab des Freundes zog, doch wegen der Rassenunruhen war ein Besuch in Kenia erst fast ein Jahr später möglich. Zurück gekommen sind die Schuierers mit dem Vermächtnis von Michael, den Kindern in Kenia weiter zu helfen.

William Muchai war einer der engsten Freunde von Michael und als der Priester die Schuierers über Ostern in Wiefelsdorf besuchte, brachte er neue drängende Aufgaben für sie mit. „Es gibt einige Kinder auch in Michaels eigener Familie, die dringend Unterstützung brauchen“, erklärt Hans Schuierer. Mit einem relativ geringen monatlichen Betrag können Paten unter anderem dafür sorgen, dass John Mwangi (15) und Mary Manjiku (10) in die Schule gehen könnten. 

Noch dringlicher ist der Aufbau eines Krankenhauses in Mutunguru. Denn derzeit sterben vor allem viele Schwangere auf dem enorm weiten Weg in die nächste Klinik. William Muchai konnte von den Wiefelsdorfern nicht nur viel Liebe mitnehmen. Hans und Elisabeth Schuierer bereitetem dem Priester ein symbolträchtiges Osternest mit einem weißen und einem schwarzen Küken als Symbol der Freundschaft. Und Muchai nimmt auch Spendengelder aus der Dornbusch-Aktion mit nach Hause. 

„Mit Tränen in dem Augen“, erzählt Hans Schuierer dem Wochenblatt, habe der Priester außerdem von der Witwe eines Schwandorfer Zahnarztes Behandlungsinstrumente entgegen genommen, „die in der Klinik in Mutunguru Gold wert sind“.

William Muchai ist inzwischen nach Kenia zurück gekehrt, um die Arbeit von Pater Michael fort zu führen.

Für die Schuierers geht das Engagement in Bayern weiter. „Jeder, der zum Beispiel ausgediente medizinische Geräte entbehren kann, bringt uns einen riesigen Schritt weiter“, bekräftigt Hans Schuierer, der auch mit interessanten Vorträgen über Kirche und Natur in Kenia zu buchen ist. Und natürlich gibt es weiter die Dornbusch-Lesezeichen. Egal, was die Schuierers in dieser Richtung unternehmen, das Ergebnis kommt den Kindern in Kenia zugute. 

Weitere Infos bei Hans Schuierer unter eMail hans-schuierer@t-online.de oder www.der-brennende-dornbusch.de. Spendenkonto bei der Raiffeisenbank Schwandorf, Kontonummer 201803301, Bankleitzahl 75061168.

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