Namensklau
Neue Disco in Niederbayern im Rechts-Clinch mit der Suite15

06.07.2017 | Stand 27.07.2023, 22:12 Uhr
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Die Regensburger„Suite15“ geht markenrechtlich gegen neue „Suite18“ in Deggendorf vor. Die Besitzer rudern jetzt zurück und nennen ihren Club nun "Crowd".

REGENSBURG Von Bombenstimmung keine Spur: Wirft man aktuell einen Blick in den zukünftigen Event-Club unter dem H&M-Gebäude in der Deggendorfer Bräugasse, so bietet sich einem dort vielmehr noch ein Bild, als ob eine Bombe eingeschlagen hätte. Auch wenn dieses Bild nur eine Momentaufnahme während der großen Umbaumaßnahmen unter den neuen Betreibern ist, so spiegelt es aktuell doch mustergültig die derzeitige prekäre Lage der Szene-Location wider. Noch bevor überhaupt unter dem neuen Namen „Suite18“ in Deggendorf eröffnet werden konnte, herrscht bereits Krieg mit den Betreibern des populären Traditions-Clubs „Suite15“ aus Regensburg.

„Mit dem neuen Club wollen wir wieder einen Laden für die erwachsene Ausgehgesellschafft in und um Deggendorf schaffen“, so das Ziel von Oliver Stadie, einer der Betreiber, über sein neues „Baby“ in Deggendorf. „Mit ,Suite’ verbinden wir einen luxuriösen Ort mit perfektem Wohlfühlklima. Daher wollten wir den Begriff auch im Namen haben“, erklärt Oliver Stadie. Keine 80 Kilometer donauaufwärts schenkt man Stadies Argumentation jedoch keinen Glauben. Den Betreibern des Regensburger Traditionsclubs „Suite15“ ist die neue Nachbar-Suite in Deggendorf vielmehr ein Dorn im Auge – Namensklau steht im Raum.

„Seit 1999 bauen wir hier in Regensburg einen Laden samt Plattenlabel auf. 2001 haben wir den Namen ,Suite15’ markenrechtlich schützen lassen. Es ist ja wohl klar, dass wir jetzt nicht dulden können, dass die Deggendorfer Trittbrettfahrer einfach so auf unseren Erfolgszug aufspringen“, schmipft Person Röhl, einer der Betreiber des Regensburger In-Clubs. Daher haben Röhl und seine Mitstreiter bereits ihre Juristen eingeschaltet und die Betreiber des neuen Deggendorfer Clubs anwaltlich abmahnen lassen. „Wir wurden erst durch unsere Gäste auf die ,Suite18’ aufmerksam, die uns darauf angesprochen haben, ob wir einen neuen Club aufmachen, von dem wir jedoch gar nichts wussten“, „Suite15“-Besitzer, Sascha Almahmoud, hinzu.

„Es wird hier öffentlich versucht, sich an den Erfolg der bereits seit 4.9.99 bestehenenden Diskothek anzuhängen und den Bekanntheitsgrad des Namens und der Marke auszunutzen. Durch die erlangte Bekanntheit des Namen ,Suite15’ ist ebenfalls ein regionaler Schutz des Unternehmenszeichens eingetreten“, daher würde eine „Markenrechtsverletzung wegen Verwechslungsgefahr“ vorliegen, heißt es in dem Schreiben, das dem Wochenblatt vorgelegt wurde. „Wir gehen hier selbstversändlich juristisch dagegen vor. Es ist ja der Versuch auf unserer Erfolgs-Welle mitzuschwimmen“, so Sascha Almahmoud alles andere als erfreut.

Zwischen den Betreibern solllen zwischenzeitlich jedoch viel rauhere Töne als im eben zitierten Anwaltsschreiben angeschlagen worden sein. „Herr Röhl war bereits im ersten Telefongespräch sehr aggressiv. Da ich über meine Freisprecheinrichtung telefoniert habe, können dies auch Zeugen bestätigen“, so Stadie zum Wochenblatt. Person Röhl wollte auf die drastischen Anschuldigungen nicht weiter eingehen. Die Auseinandersetzung mit den Deggendorfer Clubbetreibern kommentierte er gegenüber dem Wochenblatt jedoch vielsagend: „Wer auf uns schießt, auf den schießen wir!“ Sascha Almahmoud kann jedoch gar nicht nachvollziehen, warum man für sein „Baby“ keinen eigenen Namen haben will.

Oliver Stadie zeigt sich von diesem verbalen Geplänkel nicht weiter beindruckt, will jedoch nicht weiter Öl ins Feuer gießen. „Wir haben uns Rat beim Patentanwalt eingeholt und daraufhin entschieden, einen neuen Namen zu entwickeln. Das soll von unserer Seite jetzt kein Schuldeingeständnis sein, sondern lediglich signalisieren, dass wir hier keinen unnützen Krieg, sondern vielmehr einen Laden kreieren wollen, in dem friedlich und ausgelassen gefeiert werden kann“, so Stadie. Mit dem neuen Namen „Crowd“ soll jetzt markenrechtlich alles wasserdicht sein.

Das liegt auch ganz im Sinne der Regensburger Disco-Betreiber: „Wäre es irgendwo im Niemandsland, wäre es auch egal und wir hätten damit kein Problem – aber Deggendorf gehört eben zu unserem Einzugsgebiet. Irgendwo muss man eben mal einen Punkt machen!“ 

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