Aktion fällt aus:
Stadt Regensburg sagt Nein zu Hitler-Zwergen

06.07.2017 | Stand 13.09.2023, 5:09 Uhr
−Foto: Foto: Casdorf

Die Aktion Hitler-Zwerge des Künstlers Ottmar Hörl fällt aus. Das teilte ein Vertreter der Wirte-Initiative „Keine Bedienung für Nazis" mit. Die Stadt habe sich mehrfach geweigert, allerdings nichts schriftlich bestätigt – „wohl aus Angst vor den juristischen und gesellschaftlichen Folgen", so Ludwig Simeck.

REGENSBURG Es hätte sicherlich für Aufsehen gesorgt, die Aktion, die der Künstler Ottmar Hörl zusammen mit der Wirte-Initiative „Keine Bedienung für Nazis" geplant hatte: Viele knallrosarote Zwerge, die den rechten Arm zum Hitler-Gruß erheben, hätten den Neupfarrplatz „zieren" sollen. Zweimal schrieb Ludwig Simeck von der Initiative an die Stadt, doch die hatte kein großes Interesse an der Aktion (das Wochenblatt berichtete).

„Nach Vorgesprächen mit den zuständigen Behörden stellte ich bereits am 24. April 2012 einen Antrag samt ausführlicher Begründung auf Zurverfügungstellung eines geeigneten Platzes und auf angemessene Förderung dieser Kunstausstellung", teilte Simeck jetzt mit. „Nachdem mir mitgeteilt wurde, dass im beantragtem Zeitraum kein Platz zur Verfügung stehe, erweiterte ich diesen Antrag am 14. Mai 2012, dahingehend, dass die Ausstellung auch während eines Zeitraumes von zwei Wochen zwischen Anfang September und Mitte Oktober 2012 möglich sei. Am 27. Mai 2012 reichte ich einen detaillierten Kostenplan nach, woraus sich ergibt, dass der Künstler selbst die Hälfte der Kosten übernehmen wird."

Seit der Antragsstellung vor fast drei Monaten erhielt Simeck von der Stadt Regensburg „bisher nur negative Antworten. Unter anderem, dass sie ihre Plätze grundsätzlich nur für maximal drei Tage zur Verfügung stelle und dass die Ausstellung auf einer Grünanlage außerhalb der Altstadt stattfinden könne. Meine Hinweise darauf, dass Dauervermietungen sogar für kommerzielle Veranstaltungen, wie z. B. für Weihnachtsmärkte, in Regensburg sehr wohl üblich seien und dass die Ausstellung auf der grünen Wiese keinen Sinn mache, wurden von der Verwaltung nicht beachtet." Ebenso seien seine Ausführungen zur rechtlichen Lage ignoriert worden, unter anderem, dass die Ausstellung „von der verfassungsrechtlich unbeschränkbaren Kunstfreiheit gedeckt und darf daher nicht von der Stadt verhindert werden" dürfe, so Simeck weiter.

„In der Tat erhielt ich bisher keinen amtlichen Bescheid zu meinem Antrag. Offensichtlich auch deshalb nicht, weil die Verwaltung genau weiß, dass eine Ablehnung, neben den juristischen, auch aus gesellschaftlichen Gründen nicht vermittelbar ist. Schließlich stellt diese Ausstellung ein klares Zeichen gegen Nationalsozialismus und Rechtsextremismus dar, indem sie diese der Lächerlichkeit aussetzt", so die Stellungnahme des Initiators der Aktion. „Die rechte Szene reagierte nach der Ausstellung in Straubing im Jahr 2009 mit zahlreichen Drohbriefen an die Organisatoren. Es bleibt nur zu hoffen, dass diesmal keine Danksagungen an die Regensburger Stadtverwaltung geschickt werden", schließt Simeck.

Die Kosten von mehr als 52.000 Euro, die bei einer Ausstellung in Straubing angefallen seien, wären wohl auf die Stadt zugekommen. Kommerziell sei die Aktion übrigens nicht, betont Simeck: Zwar seien die Zwerge zum Verkauf angeboten worden, doch es seien lediglich 2.000 Euro eingenommen worde.

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