Drei Bußgelder reichten nicht aus:
Bäckerei in Donaustauf war bereits seit zwei Jahren auffällig

06.07.2017 | Stand 12.10.2023, 11:44 Uhr
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Der Müller-Brot-Skandal ist noch nicht richtig vorbei, da tut sich im Landkreis Regensburg ein weiterer Skandal in einer Großbäckerei auf. Bei einer Nachkontrolle wurden in der Bäckerei "Biendl & Weber" in Donaustauf schwarzer Schimmel, tote Mäuse, Motten und Verkrustungen an den Öfen gefunden. Das Landratsamt zog am Dienstag, 14. Februar, die Konsequenzen und machte den Betrieb dicht.

DONAUSTAUF/REGENSBURG Am Donnerstag, 16. Februar, stellten sich dann sowohl der Inhaber der Bäckerei, Ulrich Weber, als auch die Verantwortlichen des Landratsamtes den Fragen der Presse. Seit rund zwei Jahren sei der Betrieb immer wieder aufgefallen, berichtete Landrat Herbert Mirbeth. Kleinere und größere Mängel habe es immer gegeben, deshalb habe man auch bereits drei Mal ein Bußgeld verhängen müssen. Insgesamt fast 6.500 Euro musste der Betriebsinhaber in den vergangene zwei Jahren bezahlen, der erste Bescheid flatterte nach einer Kontrolle am 11. November 2009 in’s Haus. Ein weiterer Bußgeldbescheid folgte im April 2010, der letzte war nach einer Kontrolle am 14. September 2011 fällig.

"Unerwartet umfangreiche Mängel"

Bei der letzten Kontrolle im November 2011 habe dann alles soweit gut ausgesehen, so Dr. Pio Baur, Leiter der Lebensmittelüberwachung am Landratsamt. Da es immer wieder Mängel gegeben habe, habe man den Betrieb "engmaschig" überwacht. Nach der positiven Kontrolle vom vergangenen November sei man nun davon ausgegangen, dass der Februar der richtige Zeitpunkt für eine Folgekontrolle sei. Bei dieser Überprüfung seien dann "unerwartet umfangreiche Mängel" festgestellt worden.

Er selbst habe sich dann einen eigenen Eindruck vom Zustand der Bäckerei gemacht. Die Beanstandungen bezogen sich dabei auf die Produktionsräume und den Keller. Im Bereich der Schädlinge wurden Spinnweben, tote und lebende Motten sowie je eine tote Maus in einem Maschinenraum für die Kühlanlage im Keller und unter einem Schrank entdeckt. An den Fliesen der Außenwänden zeigte sich ein starker Befall mit schwarzem Schimmel, der auch auf eine Semmelmaschine Niederschlag gefunden hatte. Zudem seien Verkrustungen am Ofen festgestellt worden sowie bauliche Mängel im Bereich der Fliesen. Eine Beseitigung dieser Mängel wäre unter laufendem Produktionsbetrieb nicht möglich gewesen, betonte Baur. Auch Ulrich Weber bestätigte dies. Den Produktionsstopp habe man nun genutzt, um intensiv an der Beseitigung der Mängel zu arbeiten.

Neue Fenster und mangelnde Belüftung Wie es zu den ganzen Mängel kommen konnte, das berichtete Ulrich Weber, Inhaber der Bäckerei, selbst. Das sei, so Landrat Mirbeth im Vorfeld abgesprochen worden. Er habe dem Besitzer geraten, an die Öffentlichkeit zu gehen, obwohl es in diesem Falle nicht nötig gewesen wäre, da zu keiner Zeit eine Gesundheitsgefährdung bestanden habe. Weber erklärte, dass der Schimmel wohl von mangelnder Belüftung komme. Erst vor einiger Zeit seien die alten Holzfenster durch neue aus Kunststoff ersetzt worden. Diese schließen nun wesentlich dichter ab und der Luftzug fehlt nun in der Bäckerei. Durch das sehr kalte Wetter habe man wohl in den vergangenen tagen zu wenig gelüftet. So konnte sich der Schimmel "innerhalb von nur ein paar Tagen", so Weber, ausbreiten.

Eigenkontrollsystem

Man sei nun dabei, ein Eigenkontrollsystem zu entwickeln, um künftig Mängel schnell erkennen und abstellen zu können. "Wir müssen früher handeln, nicht erst dann, wenn wir den Befall registrieren", so Weber. Eine entsprechende Firma wird Fallen für Schädlinge aufstellen, die dann regelmäßig kontrolliert werden müssen. Alle drei Monate wird die Firma auch direkt vor Ort die Bäckerei überprüfen. Den Maschinenraum, in dem eine der toten Mäuse gefunden worden war, habe man inzwischen baulich vom angrenzenden Lager für Rohstoffe abgegrenzt. Von Zeit zu Zeit sei es auch nötig, Maschinen zur Reinigung zu zerlegen, um ein gutes Ergebnis zu erzielen. Die beiden vergangenen Tage habe man nun genau dazu genutzt, die Bäckerei wieder auf Vordermann zu bringen.

"Mit Müller-Brot nicht zu vergleichen" Donaustaufs Bürgermeister Jürgen Sommer hatte gegen Mittag durch das Landratsamt von den Unregelmäßigkeiten erfahren. Was genau allerdings beanstandet worden war, habe er erst in den Medien gelesen, so Sommer auf Wochenblatt-Nachfrage. "Ich denke, die Bäckerei wird nun alles daran setzen, die Sache wieder in’s Lot zu bringen, um dann wieder Qualität auf einem hohen Niveau zu bieten", so Sommer. Auch das Ausmaß der Mängel sei wohl mit einem Skandal wie bei Müller-Brot nicht zu vergleichen. "Trotzdem: Eine tote Maus bleibt eine tote Maus – und wo tote sind, sind auch die lebenden unterwegs!" Es beruhige ihn aber, dass das Kontrollsystem des Landratsamtes greife.

Momentan sind wieder Kontrolleure vor Ort in Donaustauf und prüfen, inwieweit die nun getätigten Sanierungs- und Putzarbeiten den Anforderungen standhalten. Unter Umständen könnte der Betrieb schon in der Nacht von Donnerstag auf Freitag seine Produktion wieder aufnehmen. Dieser optimistische Blick in die Zukunft wurde am Abend allerdings getrübt. Die Bäckerei "Biendl & Weber" gibt es seit 75 Jahren, in 18 Filialen und der Bäckerei sind 65 Mitarbeiter beschäftigt. Das Unternehmen hat einen Jahresumsatz von rund zwei bis 2,2 Millionen Euro.

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