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Krimi um Jahn-Anteile: Das sagt Tretzel zu seiner Schober-Rückabwicklung

11.10.2017 | Stand 13.09.2023, 1:59 Uhr
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Der Krimi um die Jahn-Anteile hat vergangenes Wochenende eine überraschende Wende genommen. Doch was sagt eigentlich der frühere Jahn-Mäzen Volker Tretzel dazu? Und wie geht es jetzt weiter?

REGENSBURG Hans Rothammer ist euphorisch, wenn er von der Zukunft des Jahns spricht: „Es ist nicht das erste Mal, dass der Jahn sich selbst gehört, aber es ist das erste Mal, dass wir nicht Schulden verwalten, sondern Geld haben.“ Grund zum Jubeln hat der Jahn-Präsident, weil es gelungen ist, den früheren Jahn-Mäzen Volker Tretzel zu überzeugen, dass er lieber dem Jahn statt Philipp Schober seine Anteile verkaufen sollte.

„Ich darf mit Herrn Tretzel aufgrund einer Kontaktsperre nicht sprechen, aber Christian Keller hat ihn angerufen. Wir hatten den Eindruck, Herr Tretzel ist froh, dem Jahn einen Dienst zu erweisen“, so Rothammer.

3,25 Millionen Euro haben die Anteile Tretzels gekostet. Eine Million ist geflossen, das bedeutet, dass Schober derzeit tatsächlich 28 Prozent der Aktien gehören. Doch juristisch ist die Rückübereignung von 62 Prozent der Aktien an Tretzel in trockenen Tüchern, denn bezahlt hat Schober nicht. Eine Klausel im Vertrag machte dies möglich, nachdem eine Tranche nicht geflossen war. „Wir werden uns die Aktien an Weihnachten auf den Jahn-Christbaum hängen“, sagte Rothammer weiter.

Volker Tretzel selbst erläuterte gegenüber dem Wochenblatt, warum er die Rücktrittsklausel gezogen hat: „Schober hatte den ersten Teil des Kaufpreises pünktlich bezahlt, die zweite Rate wäre am 1. Juli fällig gewesen“, so Tretzel gegenüber dem Wochenblatt. „Wir haben dann im September gemahnt und sind nach der vertraglich vereinbarten Frist von fünf Bankarbeitstagen bezüglich der nicht bezahlten Aktien vom Vertrag zurückgetreten.“ Mit Verspätung sei dann laut Tretzel diese zweite Rate von Schobers Investor im Hintergrund, einem Münchner Immobilienunternehmer, doch noch gekommen. „Da war aber der Rücktritt schon erklärt“, sagt Tretzel im Gespräch mit dem Wochenblatt.

Tretzel bestätigt, dass Schober damit rechtmäßig etwa 28 Prozent der Aktien erworben habe, doch er „muss die weiteren 62 Prozent wieder herausgeben. Mit dem Jahn haben wir für dieses Aktienpaket einen aufschiebend bedingten Vertrag abgeschlossen.“ Tretzel wirkt erleichtert, dass er seine Aktien nun mehrheitlich an den Jahn geben kann. Signale, dass es für Schober eng werden könnte, hatte Rothammer bereits nach einem Treffen mit ihm. Denn die Jahn-Verantwortlichen hatten im Hintergrund Kontakt zu dem Münchner Financier aufgenommen. Da habe Schober laut Rothammer schon signalisiert, dass er seine Anteile an den Jahn veräußern wollte. „Unsere größte Angst war aber, dass Schober seine Aktien zwischenzeitlich an einen Dritten weiter verkauft“, sagt Rothammer heute. Doch das habe man mit einer Einstweiligen Verfügung vom Landgericht Regensburg verhindert. „Die Zustellung durch die Gerichtsvollzieherin konnte nicht an Schobers Firmenadresse in der Maximilianstraße erfolgen, weil die Räume dort gekündigt wurden, sie erfolgte an die Privatadresse“, so Rothammer. Mit den verbleibenden 28 Prozent könne Schober nun einen Aufsichtsrat stellen, das sei es aber auch gewesen. Schober selbst scheint all dies völlig anders zu sehen: In einer Presseerklärung beharrte Schober darauf, dass ihm die 90 Prozent der Aktien gehörten. Einer Rückabwicklung hätte er zustimmen müssen, so Schober.

Die Pressemitteilung von Philipp Schober im Wortlaut:

Anteile an der SSV Jahn Regensburg GmbH & Co. KGaA gehören unverändert der Global Sports Invest AG’

München, 25.09.2017

Mit aller Entschiedenheit weist Philipp Schober, Vorstand der Global Sports Invest AG in München, Aussagen einer gemeinsamen Pressemitteilung des SSV Jahn Regensburg e.V. und der BTT Bauteam Tretzel GmbH zurück, wonach diese einen Teil der Übertragung der Aktien an der SSV Jahn Regensburg GmbH & Co. KGaA durch Bauteam Tretzel an die Global Sports Invest AG rückgängig gemacht hat und diese 62 Prozent Anteile an den SSV Jahn Regensburg e.V. weiter übertragen hat.

Dazu Schober: „Das Gegenteil ist richtig. Um die Übertragung überhaupt rückgängig zu machen, gibt es nur zwei Alternativen: Entweder stimmt die Global Sports Invest AG zu, was nicht der Fall ist. Oder es wird eine gerichtliche Entscheidung über die Eigentumsverhältnisse durch die Bauteam Tretzel herbeigeführt, was bisher nicht erfolgt ist.“ Demnach gehören die mit Wirkung vom 1. Juni 2017 erworbenen rund 90 Prozent Anteile an der KGaA unverändert der Global Sports Invest AG.

Auf Basis dieser Fakten hat das Landgericht Regensburg am vergangenen Freitag (22. September) eine Eilentscheidung getroffen, wonach die Global Sports Invest AG unverzüglich in das Aktienregister der KGaA einzutragen ist (Aktenzeichen 1HKO 1522/17). „Die Ergreifung rechtlicher Mittel war notwendig, da die KGaA sich grundlos und rechtswidrig über Monate gegen die Eintragung im Aktienregister verweigert hat.“

Die Entscheidung wurde getroffen, obwohl dem Gericht die Absicht des Bauteams Tretzel bekannt war, möglicherweise einen Teil der Übertragung der Anteile rückgängig machen zu wollen. Dazu Philipp Schober: „Ich hätte mir gewünscht, dass Präsidium und Geschäftsführung des Jahn vor Veröffentlichung einer so eminent wichtigen Information mit mir Kontakt aufgenommen hätten. Dann wäre umgehend eine Klärung möglich gewesen, gerade im Vorfeld der anstehenden Mitgliederversammlung.“ Schober weiter: „Unterstreichen möchte ich nochmals meine Gesprächsbereitschaft im Sinne einer sportlich erfolgreichen und gesunden Zukunft des SSV Jahn."

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