Unfassbar
Stadt Regensburg kauft Horror-Haus und muss Mieter mit PET-Flaschen versorgen!

10.10.2017 | Stand 13.09.2023, 2:04 Uhr
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Die Mieter in der Maximilianstraße dürfen das Wasser derzeit nicht nutzen. Die Stadt stellt ihnen Fünf-Liter-Kanister mit Trinkwasser zum Duschen und Kaffee machen zur Verfügung.

REGENSBURG Was die Mieter des Hauses in der Maximilianstraße 26 täglich erleben, erinnert stark an die Zustände derzeit in Houston, Texas: Nur ist es dort ein Tornado, der das Trinkwasser ungenießbar macht. In der Maximilianstraße, also mitten in der Stadt, sind es kaputte Rohre und ein desolater Zustand des ganzen Hauses.

Das Irre daran ist: Die Stadt hat das Gebäude für angeblich 14 Millionen Euro gekauft! Hat sich die Stadt über den Tisch ziehen lassen? Genaue Einblicke möchte man derzeit nicht geben, verweist auf Geheimhaltung: „Zu konkreten Inhalten von Grundstücksgeschäften mit Dritten oder Gutachten, die für den internen Gebrauch sind, können wir uns nicht äußern“, heißt es auf Wochenblatt-Anfrage. Dabei kursiert schon lange das Gerücht, dass das Gebäude einen Verkehrswert von nur neun Millionen Euro hatte, als die Stadt 2014 entschied, es zu erstehen. Verkäufer ist ein dubioser ehemaliger Finanz-Magnat, der immer wieder für Schlagzeilen gesorgt hatte. Offenbar hatte der derzeit suspendierte Oberbürgermeister Joachim Wolbergs vor allem die Lage im Blick: Weil in unmittelbarer Nähe, am Ernst-Reuter-Platz, der Standort für eine Stadthalle entstehen soll, sah er das Gebäude als perfekten Standort für ein Hotel. Doch wer soll das bauen? Doch nicht die Stadt, oder? Auch hier: Zurückhaltung von Seiten der Behörden. „Die aktuellen/mittelfristigen Planungen sehen vor, dass die derzeit freistehenden Geschosse nach Abschluss der derzeit durchgeführten Sanierungsmaßnahmen wieder von städtischen Dienststellen bezogen werden“, heißt es von Seiten der Stadt.

Ausgerechnet das Umweltamt wurde nach dem Kauf des Gebäudes verlegt. Doch dann stellte man fest, dass die Räume verseucht sind. „In einzelnen Räumen, in die das Umweltamt gezogen ist, wurde teils eine geringfügige Überschreitung der WHO-Richtlinie für Formaldehyd festgestellt“, bestätigt eine Stadt-Sprecherin. Dies habe die Stadt zum Anlass genommen, das Umweltamt wieder „auszulagern“. Jetzt muss saniert werden.

Wann die Räume saniert werden, ist völlig unklar

Wann die Räume saniert werden, in denen normale Mieter leben: unklar. Offenbar gewährte die Stadt, die in der Regel keine Erfahrung mit Vermietungen hat (das ist in die Stadtbau ausgegliedert), zumindest Mietminderung. Doch noch immer müssen die Bewohner des Gebäudes mit Wasser aus der PET-Flasche duschen oder Kaffee kochen. Die Stadt bestätigt, dass das Gesundheitsamt eine entsprechende Anordnung erlassen hat und immer noch aufrecht erhält: „Es wurden an einigen wenigen Entnahmestellen Belastungen mit Keimen, Blei und Eisen festgestellt“, so die Stadt. Da es gemäß Gesundheitsamt keine Teilfreigaben für einzelne Geschosse oder Wohnungen gibt, sondern nur für das Objekt im Ganzen, sind bislang weiterhin Wasserlieferungen notwendig. Legionellen wurden laut Stadt allerdings keine entdeckt.

Zumindest können die Anwohner so viele Wasserflaschen beziehen, wie sie brauchen. „Diese werden nach Bestellung der Bewohner je nach Bedarf von der Stadt angeliefert. Das angelieferte Wasser ist sowohl für Verzehr als auch für die Körperpflege/-reinigung gedacht“, heißt es von Seiten der Behörden.

Einige Anwohner hatten bereits angekündigt, eine Klage einzureichen gegen die Stadt. Ausgang: Offen.

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