Landschaftspflegeverband und Amt für Ländliche Entwicklung Oberpfalz
Bodenständig stellt sich vor: Schlamm und Wasser sollen künftig in der Flur bleiben

11.07.2017 | Stand 03.08.2023, 14:25 Uhr

Gut 35 Landwirte und Gemeinderäte aus den Ortsteilen Hellkofen, Niederhinkofen und Petzkofen konnte Bürgermeister Jurgovsky zur Vorstellung des Konzepts der Initiative "boden:ständig" im Gemeindezentrum begrüßen.

AUFHAUSEN Im Frühling letzten Jahres startete man die Bestrebungen, die Überschwemmungen und Verschlammungen der Ortsteile an der Wurzel anzupacken. Bürgermeister Jurgovsky war als Vorstandsmitglied im Landschaftspflegeverband Regensburg e. V. (LPV) auf den neuen Ansatz des Landwirtschaftsministeriums und des Amtes für Ländliche Entwicklung (ALE) Oberpfalz aufmerksam geworden. In Schierling und Pfakofen koordiniert der LPV bereits ein boden:ständig Projekt und in der Vorbereitung der Dorferneuerung für Hellkofen und Niederhinkofen war man auf die gleichen Probleme gestoßen: Wasser und Schlamm in den Ortschaften. Alexander Lukas vom ALE Oberpfalz berichtete, die Dorferneuerung könne voraussichtlich Ende des Jahres eingeleitet werden. Boden:ständig komme genau zum richtigen Zeitpunkt. Man könne die Maßnahmen dann in die Dorferneuerung integrieren und auch bezuschussen.

Gewässer sollen wieder mehr Wasser aufnehmen

Worauf "boden:ständig" abzielt erklärte Elisabeth Sternemann, die beim ALE Oberpfalz die boden:ständig-Projekte betreut. Starkregenereignisse hätten in den letzten Jahren zugenommen und aus großen Ackerlagen schwemmt es dann immer öfter Wasser, aber auch Erdreich ab, das in der Ortschaft dann die bekannten Schäden verursacht. Zum Wohle aller müsse man das Problem zusammen mit den Landwirten in der Flur anpacken, denn keiner wolle als Verursacher dastehen, der nichts unternimmt. Nicht zuletzt gelte es auch, den kostbaren Ackerboden dort zu halten, wo er hingehört: auf dem Acker und nicht im Wohnzimmer des Nachbarn. Gefördert würde in "boden:ständig" die Konzeption, in der Ursachen und Lösungsansätze aufgezeigt werden. Da die Initiative noch ganz neu ist braucht bisher die Kommune nichts zuschießen. Neu sei der Lösungsansatz auf drei Ebenen: Verbesserte Anbaumethoden sollen Wasser und Boden möglichst lang auf den Feldern halten. In der Flur sollen kleine Rückhaltungen Wasser und Boden puffern und die Gewässer selber sollen wieder mehr Wasser aufnehmen können.

Die Konzeption selbst stellte Martina Prielmeier vom LPV vor, die im Projektgebiet mit der Koordination von boden:ständig beauftragt ist. Das letzte halbe Jahr sei in der Flur intensiv untersucht worden, wo das Wasser abfließt, wo die Probleme liegen und wie man diese beheben könne. Dabei sei auch vorgesehen zu prüfen, wie viel der Gittinger Bach noch aufnehmen könne. Josef Homeier vom Wasserwirtschaftsamt Regensburg bestätigte, dass hier schon eine gute Maßnahme realisiert sei, die weiter fortgeführt werden sollte. Bestehende Biotopflächen sollen zum Wasserrückhalt genutzt werden, aber es müsse sich auch in der landwirtschaftlich genutzten Flur etwas bewegen, so Prielmeier weiter. Denkbar sind weiter bewirtschaftbare Rückhaltungen in Ackerflächen. Niederschlagswasser könnte zum Beispiel hinter höher gelegten Wegen im Acker für ein zwei Tage stehen bleiben und durch einen Drosselabfluss wieder ablaufen. Sollte ein Schaden an der Kultur entstehen, würde dieser von der Gemeinde entgolten. Dabei gibt es auch Vorteile für den Landwirt: Der Gute Ackerboden landet nicht auf Nimmerwiedersehen im Gittinger Bach oder noch schlimmer im Keller des Nachbarn, sondern setzt sich auf dem eigenen Feld ab. Alle Maßnahmen seien freiwillig und weitere Planungen würden erst mit den betreffenden Landwirten gemeinsam weiter verfolgt. Oft hätten Landwirte selbst zielführende Ideen, man wolle gemeinsam Lösungen entwickeln, die für alle machbar sind. Im Frühling sind Flurbegehungen geplant, bei denen über Anbautechnik und Rückhaltemaßnahmen vor Ort gesprochen werde.

Vorteile für Landwirte

In Kürze wird sich der Agrarberater Thomas Schwarz vom Büro Landimpuls an die Landwirte direkt wenden. Im letzten Teil der Veranstaltung stellte Schwarz die verschiedenen Förderprogramme des Amtes für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten (AELF) vor. Er entschuldigte auch Jana Finze vom AELF, die kurzfristig erkrankt war und zur Veranstaltung eingeladen hatte. In enger Kooperation mit dem Amt würden die Bauern zu den verschiedenen Förderprogrammen des Kulturlandschaftsprogramms (KULAP) betriebsindividuell beraten und die Möglichkeiten von Rückhaltungen in ihrer Flur besprochen. Bürgermeister Jurgovsky zeigte sich optimistisch, dass es gemeinsam gelingen wird, die Problematik in den Griff zu bekommen.

Regensburg