Im Lichte der Landesausstellung:
Landkreis Passau zeichnete zum 25. Mal kulturelle Leistungen aus - im Bierzelt

10.07.2017 | Stand 04.08.2023, 0:52 Uhr
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Zum 25. Mal zeichnete der Landkreis Passau kulturelle Leistungen aus Preisverleihung im Schalander-Festzelt in Aldersbach

ALDERSBACH / LANDKREIS PASSAU Zum 25. Mal wurden die Kulturpreise des Landkreises Passau vorige Woche verliehen. Im Schalander-Festzelt in Aldersbach, wenige Tage vor Ende der sehr gut besuchten Landesausstellung „Bier in Bayern“. Es war somit abzusehen, dass der Festredner Dr. Richard Loibl, Chef des Hauses der Bayerischen Geschichte und somit Veranstalter der Landesausstellung, auch über diese sprechen würde.

Dass Dr. Loibl aber fast ausschließlich über diese sprach, enttäuschte, ja verärgerte nicht wenige Gäste. Vereinzelt war sogar die Rede von „einem der schlechtesten Festvorträge in 25 Jahren“!

Der Stachel sitzt offensichtlich immer noch sehr tief, weil der aus Hengersberg stammende Dr. Loibl wiederholt und sehr ausführlich über die sehr harsche wie teils beleidigende Kritik an der Entscheidung für das kleine Aldersbach – einstimmig von einer Jury im Jahr 2010 beschlossen – referierte. Um dann dazu überzugehen, mit vielen Zahlen zu belegen, dass „Bier in Bayern“ in Aldersbach sehr erfolgreich war. Zu den rund 175 000 Ausstellungsbesuchern summierte Dr. Loibl auch die Besucherzahlen des dichten Veranstaltungsreigens rund um die Landesausstellung. Und kam so unter dem Strich auf 230 000 Aldersbach-Besucher von Ende April bis Ende Oktober!

Der Chef des Hauses der Bayerischen Geschichte appellierte an die Anwesenden, dass sich das Passauer Land seine Besonderheiten, neben den Baudenkmälern auch der Dialekt, unbedingt erhalten müssten. Nur deswegen kämen Kulturtouristen hierher. 

Im Folgenden die Laudationes von Dr. Herbert Wurster auf die Kulturpreisträger 2016 des Landkreises Passau sowie die Rede von Landrat Franz Meyer:

Laudationes von Dr. Herbert Wurster - Verleihung des Kulturpreises 2016 des Landkreises Passau

Aldersbach, Festzelt der Landesausstellung am 25.10.2016

Sehr geehrte Preisträger, hochgeschätzte Festversammlung,

wir kommen jetzt zur Vorstellung der Preisträger und zur Verleihung der Kulturpreise 2016 des Landkreises Passau. Ich darf Ihnen wie üblich die Preisträger vorstellen und sie kurz würdigen, Landrat Franz Meyer wird jeweils im Anschluß an die Laudatio den Preis überreichen.

Die Preisträger sind - der "Passauer Pegasus" bzw. dessen Herausgeberkreis aus Stadt und Landkreis Passau - das Forum Cella Principum mit seinem 1. Vorsitzenden Walter Berchtold, Fürstenzell - der Singkreis Noah, Wolfakirchen/Haarbach - Frau Lina vom Berg, Fürstenzell - Herr Christian Johannes Zeitler, Neustift, Markt Ortenburg - Herr Martin Frank, Hutthurm.

Die Preisträger erhalten die Preise - für künstlerische Leistungen auf dem Gebiet der Literatur, - für kulturelle Leistungen auf dem Gebiet der Heimat- und Brauchtumspflege, - für kulturelle Leistungen auf dem Gebiet der Musik, - für künstlerische Leistungen auf dem Gebiet der Musik, - für künstlerische Leistungen auf dem Gebiet der Bildenden Kunst, - und schließlich den Nachwuchsförderpreis für künstlerische Leistungen auf dem Gebiet der Literatur ----- oder der darstellenden Kunst? - Bei einem Kabarettisten ist man ja selbst bei der bürokratisch-schlichten Zuordnung in die richtige Schublade keineswegs auf der sicheren Seite. Aber vielleicht hilft mir ja ein Standesbeamter …

0. Vorbemerkung

Wie immer beginne ich mit einer kurzen generelleren Vorüberlegung zum Thema Kultur. Ich schaue bei der Vorbereitung immer zunächst darauf, was ich im vorhergehenden Jahr dazu vorgetragen habe. 2015 habe ich das aufgegriffen, was ich bei der Kulturpreisverleihung 2014 vorgetragen hatte. Die Inhalte stimmen immer noch, ja noch viel mehr und sind dauerhaft gültig, nämlich daß wir Identität erst durch Kultur, durch pfleglichen Umgang mit allen Lebensäußerungen, gewinnen und daß der Kulturpreis des Landkreises eine Einladung an alle ist, aber genauso Aufforderung zum Engagement für die Werte unserer Lebensordnung, damit wir alle eine Zukunft haben. Diesen Aspekt der Aufforderung möchte ich heuer verstärken: Ohne Engagement möglichst vieler auf allen Gebieten hat unsere Welt keine Überlebenschance ... Ich möchte nun aber keinesfalls schwarz malen, vielmehr glaube ich in bewährter christlicher Tradition, daß tätiger Optimismus die einzig realistische wie zukunftsfähige Haltung gegenüber dem Leben ist.

Mancher denkt da vielleicht - na ja, die Leute von der Kultur, was wissen die schon, wie schwer es ist, zu Lösungen zu kommen. Daher biege ich von der gerade dargelegten Thematik ab und erlaube mir, die Kulturpreis-Jury für die Verleihung des Kulturpreises vorzuschlagen, wenn machbar, in einem der nächsten Jahrzehnte. Die Jury verdient den Kulturpreis für ihr Engagement und besonders für ihre Streitkultur. Ich bin heuer wie schon oft in den früheren Jahren, aber heuer ganz besonders, in der Jury-Sitzung sozusagen zweimal am Tisch gesessen, einmal als Mitstreiter und einmal als Beobachter. Lebhafte, gelegentlich heftige oder sehr heftige Diskussionen zu grundsätzlichen Fragen von Kunst einerseits und Landkreis-Kulturpolitik andererseits, zu konkreten Personen und deren kulturellen, künstlerischen Leistungen bestimmen diese Sitzungen; man bekommt nichts geschenkt. Und doch stehen am Ende immer konstruktive Lösungen und einstimmige Abstimmungsergebnisse, die dem demokratischen Grundprinzip folgen, daß keiner alles allein bestimmen kann, sondern daß viele Argumente abgewogen und Aspekte berücksichtigt werden müssen. Mir scheint diese Feststellung, daß sich die Jury als Gesamtheit festlegt, und diese Festlegung durch den Kulturausschuß wie durch den gesamten Kreistag erneut geprüft wird, ganz wichtig für die Preisträger - sie sind öffentlich anerkannte Repräsentanten der Kultur des Landkreises.

Bloß den regionalen Proporz haben wir heuer aus dem Blick verloren, nur einen Feigenblatt-Preisträger von nördlich der Donau ausgewählt - das wird hoffentlich keinen Ärger geben ...

Kommen wir damit zu unseren heurigen Preisträgern.

1. Der Preis für künstlerische Leistungen auf dem Gebiet der Literatur

Der Kulturpreis des Landkreises Passau 2016 für künstlerische Leistungen auf dem Gebiet der Literatur wurde dem "Passauer Pegasus" bzw. dessen Herausgeberkreis aus Stadt und Landkreis Passau, Frau Edith Ecker, Herrn Karl Krieg und Dr. Stefan Rammer, zuerkannt. Die Geschichte des Pegasos ist nicht ganz klar, starr wird man durch den Blick auf die Mutter Medusa, und doch ist dieses Kind des Meeresgottes Poseidon zum Helfer der Götter geworden, trägt dieses geflügelte Pferd antiker Mythologie seine Reiter auf wunderbare Weise durch die Welt. Nicht ganz so unsicher ist die Entstehung des "Passauer Pegasus"; er entsproß im Jahr 1983 dem studentischen Umkreis des Passauer Germanistik-Lehrstuhls von Prof. Hartmut Laufhütte und bezeichnet so einen der vielen Umwandlungsprozesse, die die immer noch junge Universität Passau in unserer Region bewirkt hat. Es sollte eine regional orientierte Literatur-Zeitschrift entstehen, in der die Herausgeber als Autoren Texte veröffentlichen; seit Heft 2 ist Stefan Rammer als mittlerweile „dienstältester“ Herausgeber dabei, dem sich bald der „Motor“ Karl Krieg und Edith Ecker hinzugesellten. Nach einiger Zeit öffnete sich der „Pegasus“ für Autoren jenseits des Herausgeberkreises und es entstand ein literarisches Umfeld zur Zeitschrift, ein nicht unwichtiger Beitrag zum Passauer Kulturleben. Man öffnete sich für neue wie erfolgreiche Autoren, für Schriftsteller aus Deutschland und dann auch aus dem Ausland. So gab es neben Themenheften zur Mundart genauso Publikationen zur Literatur in Tschechien, der Slowakei und der Schweiz. Mit der Zeit entwickelt sich der „Passauer Pegasus“ zu einer überregional anerkannten Literaturzeitschrift, die bisher unveröffentlichte Lyrik und Prosa deutscher wie internationaler Autoren abdruckt. Daneben finden sich in den Heften Gespräche mit Autoren; manchmal konzentriert sich der „Pegasus“ auch auf einen einzelnen Autor. Mit seinen Buchbesprechungen schließlich würdigt der „Pegasus“ die aktuelle Literatur. So wurde der „Passauer Pegasus“ zu einer überregional wichtigen Stimme, die aufmerksam gehört wird; er hat mittlerweile die für eine literarische Zeitschrift sehr bemerkenswerte Auflage von 550 Stück. Vergangenes Jahr 2015 hat der Pegasus seine Flügel zum 50. Mal geschwungen, hat sein Hufschlag also auch in Passau einen beständig fließenden Quell der Literatur eröffnet. Diese Tradition anspruchsvoller Literatur würdigt der Landkreis heute; für ihre herausragende künstlerische Leistung wird dem Herausgeberkreis des "Passauer Pegasus", Frau Edith Ecker, Herrn Karl Krieg und Dr. Stefan Rammer, der Kulturpreis des Landkreises Passau 2016 auf dem Gebiet der Literatur zuerkannt. Ich darf Sie, Euch, auf die Bühne bitten.

2. Der Preis für kulturelle Leistungen auf dem Gebiet der Heimat- und Brauchtumspflege

Der Kulturpreis des Landkreises Passau 2016 für kulturelle Leistungen auf dem Gebiet der Heimat- und Brauchtumspflege wurde dem Forum Cella Principum mit seinem 1. Vorsitzenden Walter Berchtold aus Fürstenzell zuerkannt.

"Der gemeinnützige Bürgerverein Forum Cella Principum e. V. wurde 1996 ins Leben gerufen. Ziel war es, an der Rettung, am Erhalt und an der Pflege des Fürstenzeller Kulturdenkmals Portenkirche tatkräftig mitzuwirken: 'Unser Bestreben ist es, die steinernen Zeugen unserer Geschichte und Kultur weiterhin und nachhaltig mit Leben zu erfüllen' – der Chorraum der historischen Portenkirche ist ein Zentrum des örtlichen Lebens und Miteinanders geworden." - Diese Aussage findet sich auf der Website des Vereins und umreißt Aufgaben und Leistung recht schön. Seit der Wiederherstellung der Portenkirche im Jahr 2008 dient sie als Kulturzentrum und wird für festliche öffentliche sowie für kulturelle Veranstaltungen wie Konzerte, Lesungen und Vortragsreihen genutzt. Weitum bekannt sind die "Meisterkonzerte". Der Verein hat mit dafür gesorgt, daß das kulturelle Leben des Marktes sehr lebendig ist; auch die Gartenkultur wird mitbedacht, ebenso die historische Aufarbeitung durch Buchpublikationen. Und dies alles nicht nur den Markt Fürstenzell, sondern weit darüberhinaus reichend. Dabei ist die Pflege der historischen Bau- und Kunstsubstanz eine beständige, sich weiterentwickelnde Aufgabe. Für die Wiederherstellung der Portenkirche gab es im Jahr 2009 die Bayerische Denkmalschutzmedaille. Das Engagement des 1. Vorsitzenden Walter Berchtold ist schon mit mehreren persönlichen Auszeichnungen anerkannt worden, zuletzt mit der Bürgermedaille des Marktes Fürstenzell 2013 und mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland 2014.

Auch der Landkreis Passau hat schon lange das mittlerweile 20jährige Wirken des Vereins unter Leitung von Walter Berchtold anerkannt. Heute kommt zu diesen Auszeichnungen der Kulturpreis des Landkreises Passau 2016 für kulturelle Leistungen auf dem Gebiet der Heimat- und Brauchtumspflege dazu. Ich darf Sie, sehr geehrter Herr Berchtold, auf die Bühne bitten.

3. Der Preis für kulturelle Leistungen auf dem Gebiet der Musik

Der Kulturpreis des Landkreises Passau 2016 für kulturelle Leistungen auf dem Gebiet der Musik wurde dem Singkreis Noah aus Wolfakirchen/Haarbach zuerkannt.

Ein weitgefächerte Musikszene durchtönt den Landkreis Passau. Das erleben wir jedes Jahr bei der Kulturpreisverleihung, immer wieder werden neue Akzente gesetzt. Heute sehen wir die Wirkungen der Kirchenmusik, denn die Gründerin und Dirigentin des Singkreises Noah, Astrid Bieringer, kommt von der Orgel, vom Kirchen- und Landjugendchor, also vom klassischen kirchenmusikalischen Programm. Und dann hat es ihr die Bewegung des neuen geistlichen Liedes angetan. Diese in der Diözese Passau schon lange und gut verwurzelte musikalische Reformströmung setzt an nicht wenigen Orten Kräfte frei, die an die Stelle nicht mehr so populärer Musikformen treten. Modernes religiöses Liedgut ist die Kernkompetenz, aus dessen Pflege der Singkreis im Jahr 2000 aus der Landjugend entstand. Daneben ist seither ein breites Repertoire getreten, das die ursprüngliche religiöse Ausrichtung ergänzt. Diese Ausrichtung bestimmt auch nicht wenige Konzerte des Singkreises, der gern für gute Zwecke singt und so hilft, den Gemeinsinn zu stärken. Für die Sänger geht es schließlich auch um die Freude am Singen, als Teil eines sinnerfüllten Lebens, daher finden sich hier Jung und nicht mehr ganz Jung, weil der Singkreis inzwischen doch schon einige Zeit besteht. Ein überzeugender Vertreter der lebensformenden Kraft christlicher Kultur wird hier erkennbar, die sich eben nicht nur auf Spitzenleistungen in den Metropolen konzentriert, sondern überall gelebt werden kann und unser Alltagsleben trägt. Als Bistumsarchivar ist mir sicher erlaubt, aus diesem Anlaß die Bedeutung der Kirchen und des Glaubens für unsere Kultur zu unterstreichen; wo das wirklich gelebt wird, braucht man eigentlich keine Angst vor Überfremdung und vor dem Untergang des Abendlandes zu haben.

Für seine musikalischen Leistungen, die für das Gedeihen unserer Gesellschaft so wichtig sind und ihre einladende Seite zeigen, wird dem Singkreis Noah der Kulturpreis des Landkreises Passau 2016 für kulturelle Leistungen auf dem Gebiet der Musik zuerkannt. Ich darf, da Frau Bieringer in Indien weilt, den/die Vertreter des Singkreises auf die Bühne bitten.

4. Der Preis für künstlerische Leistungen auf dem Gebiet der Musik

Der Kulturpreis des Landkreises Passau 2016 für künstlerische Leistungen auf dem Gebiet der Musik wurde Frau Lina vom Berg aus Fürstenzell zuerkannt.

Lina vom Berg ist ein Zögling der Kreismusikschule Passau; wieder ein Beleg dafür, daß diese Einrichtung ihr Geld wert ist – noch heute Dank an Hanns Dorfner. An der Musikhochschule Würzburg studierte Lina vom Berg nach dem Abitur in Fürstenzell Schulmusik; künstlerischer Schwerpunkt war das Fach Dirigieren. Auf Würzburg folgte Dresden mit dem Aufbaustudium Chordirigieren an der Hochschule für Musik (Abschluß 2008). Dazu kamen Meisterkurse sowie die Mitgliedschaft beim Dresdner Kammerchor. Noch während des Studiums übernahm Lina vom Berg die Leitung des Kammerchors der Jugendsingwoche in Mannheim und wurde sie Chorleitungsassistentin des hier sicher allseits bekannten Heinrich Schütz Ensemble Vornbach; Prof. Martin Steidler war ihr Lehrer und Förderer. Von 2009 bis 2014 wirkte sie als künstlerische Leiterin des Passauer Konzertwinters sowie als Chorleiterin des Chores der Gesellschaft der Musikfreunde Passau. Seit 2012 leitet sie den Juvenis Chor in Diersbach bei Schärding. Dem alltäglichen Musikleben unseres Raumes ist sie ganz intensiv verbunden als Musiklehrerin am Maristengymnasium Fürstenzell. Eine besondere Leistung erarbeitet sie sich gerade mit ihrem Juvenis Chor – Henry Purcells Kammeroper „Dido und Aeneas“. Wer mehr hören will, von dieser Frau, die mit akkuratem Dirigat auch große Klangkörper präzise führen kann, der gehe am Freitag in die Passauer Redoute.

Für ihre herausragende künstlerische Leistung wird Frau Lina vom Berg der Kulturpreis des Landkreises Passau 2016 auf dem Gebiet der Musik zuerkannt. Ich darf Sie, sehr geehrte Frau vom Berg bzw., da sie erkrankt ist, die Vertreterin, auf die Bühne bitten.

5. Der Preis für künstlerische Leistungen auf dem Gebiet der Bildenden Kunst

Der Kulturpreis des Landkreises Passau 2016 für Leistungen auf dem Gebiet der Bildenden Kunst wurde Herrn Christian Johannes Zeitler aus Neustift, Markt Ortenburg zuerkannt.

Herr Zeitler hat 1985 die Bildhauerprüfung für Hartgestein an der Steinfachschule Wunsiedel im Fichtelgebirge abgelegt, seit 1986 ist er freischaffend tätig. Als Granit-Künstler ist er seinem ursprünglichen Werkstoff treu geblieben, aber er gestaltet auch in Metall und selbst ganz extrem anderes Material, nämlich Papier. Druckgraphik und das Arbeiten rund um das Thema Buch und Literatur gehören auch zu ihm, Prägedrucke, Papierarbeiten und Buchobjekte. Zentral ist aber der Granit; nicht umsonst hat er lange in Saldenburg gewohnt und jetzt in Neustift bei Ortenburg, also immer nahe am Material, am Steinbruch. Granit hat ja die unangenehme Eigenschaft, schwer zu sein – da ist die räumliche Nähe hilfreich. Und die Suche nach dem richtigen Material ist ja keineswegs einfach, geht es eben nicht um Pflastersteine, sondern um die Ausgangsform für ein darin wiederzufindendes Objekt des künstlerischen Schaffens. Das Kunstwerk soll mit der Natur entstehen, nicht gegen sie. Diesen Respekt vor der Schöpfung hat Christian Zeitler auch in seinem breiten verbandlichen Engagement für die Kunst betont; dies zeigt sich besonders an seiner Tätigkeit als Jury- und zeitweises Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Christliche Kunst, München in den Jahren 1996 bis 2002. Weiters ist er seit 1998 Vorstandsmitglied im Berufsverband Bildender Künstler Niederbayern sowie seit 2012 Gildenmeister und Vorstandsmitglied des IKG (OÖ), war Gründungsmitglied der Künstlergruppe G-LOCK und Mitgründer der Künstlergruppe in:tu. Christian Zeitler ist künstlerisch besonders gern unterwegs in den Bereichen LandArt, Skulptur im öffentlichen Raum, Kunst und Kirche sowie Kunst & Schule. Er pflegt die künstlerische Beziehung nach Zentraleuropa, in verschiedenen Austauschprojekten mit Tschechien, die vor allem die Jahre 1994 bis 2008 prägten, weiters die Beziehung nach Südosteuropa. Seine Werke finden sich im gesamten südostbayerischen Raum, aber auch in Tschechien, der Slowakei, in Spanien, Frankreich, den Niederlanden, in Ungarn, Bulgarien und selbst in Japan. Ein frühes Werk (1989/90) von Christian Zeitler ist der Christopherus-Brunnen in Eggenfelden, der Stadt, die künstlerische Aufträge sonst fast nur Joseph Michael Neustifter anvertraut. Das zeigt die bereits früh erreichte künstlerische Qualität. Allerdings ist der Christophorus eine von Zeitlers letzten figürlichen Skulpturen. Bis heute arbeitet er ziemlich ausschließlich abstrakt. Dabei geht er, wie schon angedeutet, dem Wesen des vorgefundenen Rohmaterials Granit nach, beschränkt sich auf der einen Seite auf die Freilegung des »Wesens« des Steins, der naturgewollten Proportionen, Brüche, Farbenspiele, arbeitet bei anderen Werken skulptural in klassischen Steinmetztechniken. Vor etwa zehn Jahren habe ich mit ihm gemeinsam in der Passauer St. Salvator-Kirche das schwierige Thema der jüdischen Verfolgungsgeschichte Passaus bearbeitet – auch dafür ist er zu haben, wie auch für die Kinder, mit denen er etwa in der Grundschule Neustift aus Granitsteinen ein Tiermosaik gestaltete und heuer hat er für den Außenbereich der Landesausstellung in Aldersbach ein Pferd geschaffen

Für seine vielfältige und überzeugende künstlerische Leistung wird Herrn Christian Zeitler der Kulturpreis des Landkreises Passau 2016 für Leistungen auf dem Gebiet der Bildenden Kunst zuerkannt. Ich darf Sie, lieber Herr Zeitler, auf die Bühne bitten.

6. Der Nachwuchsförderpreis für künstlerische Leistungen auf dem Gebiet der Literatur

Der Nachwuchsförderpreis des Landkreises Passau 2016 wurde Herrn Martin Frank aus Hutthurm für seine künstlerischen Leistungen auf dem Gebiet der Literatur zuerkannt.

„Martin Frank wurde 1992 in Hutthurm geboren. Aufgewachsen ist er auf dem elterlichen Bauernhof und absolvierte brav eine anständige Ausbildung zum Standesbeamten und Kirchenorganisten. Doch dann ließ er die Bombe platzen. Er kündigte, holte sein Abitur nach und studiert nun Schauspiel in München. Außerdem nimmt er seit vielen Jahren Gesangsunterricht.“ Das in etwa steht auf der website dieses Preisträgers; diese zeigt aber auch, daß er bereits 2012 sein erstes Soloprogramm vorlegte, dem 2015 das zweite folgte: „Alles ein bisschen anders! - Vom Land in d'Stadt". Eine Reihe von Kabarettpreise sind ihm dafür schon zuteil geworden. Eine andere website, eine zum Münchner Kulturleben, informiert uns über ihn und einen Künstlerkollegen folgendermaßen: „Die beiden Entertainer sind durch und durch bayerisch, lieben ihre Heimat – und leben das auch auf der Bühne. Wenn man sie auf ihre Heimat anspricht, bekommen beide Komödianten dieses Leuchten in den Augen, das man um die Weihnachtszeit herum so oft bei kleinen Kindern sieht. Beide könnten sich niemals und für kein Engagement der Welt vorstellen, aus Bayern wegzuziehen.“ Daher kann man gut verstehen, daß Martin Frank „Berlin so geschockt ha“ bei seinem Auftritt dort - na ja, was wäre denn anderes zu erwarten gewesen. Trotzdem wird gelten, was für jeden Flieger gilt – er wird die Startbahn Hutthurm und Landkreis Passau hinter sich lassen. Aber damit er die Heimat in guter Erinnerung behält, keine bösen Kabarett-Programme über sie schreibt, über die Politiker und die Kulturbeflissenen hier, sondern das „Leuchten in den Augen“ behält, soll ihn von nun an der Nachwuchsförderpreis des Landkreises, der wahrscheinlich nahrhafter ist als manch anderer Preis, der soll ihn nun immer und überall begleiten und die richtigen Gedanken bei ihm einschlagen und zünden lassen.

Für seine jetzt schon vorliegenden Leistungen wird Herrn Martin Frank in Anbetracht seines Alters der Nachwuchsförderpreis des Landkreises Passau 2016 zuerkannt. Ich darf Sie, sehr geehrter Herr Frank, auf die Bühne bitten.

Rede des Landrates zur Kulturpreisverleihung am 25. Oktober 2016 in Aldersbach

Hohe Geistlichkeit, sehr verehrte Kulturpreisträger, verehrte Mandatsträger, sehr verehrte Festgäste,

Nur wer seine Heimat kennt, kann sie auch schätzen und lieben. Wer das Land kennt, in dem der lebt, dem öffnet sich auch der Blick für das Große und Weite in der Welt.

Mit diesen Worten möchte ich sie auf die heutige Kulturpreisverleihung einstimmen.

Ich glaube, dass diese Gedanken sehr gut auf die zu ehrenden Preisträger passen. Es sind herausragende Persönlichkeiten, die für unsere Heimat großartiges geleistet haben, die uns aber auch mit ihren kulturellen Leistungen den Blick für das Große und Weite in der Welt öffnen.

Es war die Idee meines Amtsvorgängers Hanns Dorfner, einen Kulturpreis zu schaffen, der heuer zum 25. Male verliehen wird, Über die Vergabe entscheidet der Kreistag.

Dem voraus gehen die Prüfung der von Bürgern, Gremien und Organisationen eingereichten Vorschläge durch einen unabhängigen Beirat und ein Empfehlungsbeschluss des Schul- und Kulturausschusses. In unserem Landkreis hat sich ein vielfältiges, lebendiges und gemeinschaftsförderndes Kulturleben entwickelt, weshalb ich auch gerne vom „Kulturlandkreis Passau“ spreche. Dieses Kulturleben ist Grundlage ist für das soziale und gesellschaftliche Leben.

Von der Kreativität der Menschen, die kulturell aktiv tätig sind, profitiert unser Gemeinwesen.

Und so werden seit 1992 mit dem Kulturpreis herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Wissenschaft, der Heimat-, Brauchtums- und Denkmalpflege, der Volksmusik, der Bildenden Kunst, Literatur und Musik gewürdigt.

Und diesen Preis sollten Persönlichkeiten erhalten, deren schöpferische, geistige und künstlerische Fähigkeiten besonders ausgeprägt sind, die unser Kulturleben verkörpern und einen besonderen Beitrag zur kulturellen Identität des Landkreises leisten.

Kulturpreisträger sind Menschen, die immer an sich glauben. Menschen, die ihre Visionen nie aufgeben, Menschen die uns etwas zu sagen haben und für uns und unsere Zeit Vorbilder sind. Von großer Bedeutung und ein Karrieresprung für die Ausgezeichneten ist der Nachwuchsförderpreis.

Gute Tradition ist, dass der Kulturpreis im Rahmen eines feierlichen Festaktes in jedem Jahr in einer anderen Gemeinde des Landkreises verliehen wird.

Heuer wurde mit Aldersbach nicht nur einer der kulturhistorisch interessantesten Orte des Landkreises gewählt, sondern auch der Schauplatz der diesjährigen und überaus erfolgreichen Landesausstellung „Bier in Bayern“.

So war es naheliegend, dass wir den Verantwortlichen für die Landausstellung, den Direktor des Hauses der Bayerischen Geschichte, Dr. Richard Loibl, angesprochen haben, ob er die traditionelle Festrede bei der Kulturpreisverleihung hält. Es freut mich, dass wir sie, sehr geehrter Dr. Loibl, für die Festrede gewinnen konnten.

Die Vergabe des Kulturpreises des Landkreises Passau stellt heuer ein Jubiläum dar. Ohne eine einzige Unterbrechung wird der Kulturpreis seit 1992 verliehen. Somit stellt der Kulturpreis eine verbindliche Tradition dar und signalisiert Bewährung in der Dauer.

Für mich als Landrat ist die Verleihung des Kulturpreises ein ganz besonderes Fest. Ein Fest, das in seinem Jubiläumsjahr mit einem besonderen Dank verbunden ist:

Es ist der Dank an unseren langjährigen Kultur-Referenten Dr. Wilfried Hartleb. 15 Jahre stand er an der Spitze unseres Kulturreferates und hat unseren Kulturlandkreis nachhaltig geprägt. Dafür von uns ein großes Vergelt´s Gott!!!

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

die heurigen Kulturpreisträger verkörpern eine große Bandbreite kultureller Leistungen. Es freut mich außerordentlich, dass wir heuer zwei Preisträger auf dem kulturellen Gebiet auszeichnen.

Das Forum Cella Prinzipum unter der Leitung des 1. Vorsitzenden Walter Berchtold hat eine Ruine, die Portenkirche des ehemaligen Zisterzienserklosters Fürstenzell, vor dem Verfall gerettet und zu einem lebendigen Kulturzentrum gemacht.

Der Singkreis Noah hat sich dem modernen geistlichen Lied verschrieben und sind darin Vorbild für viele andere Chöre in unserer Region.

In der Kulturarbeit des Landkreises genießen die Vertreter der Bildenden Kunst hohe Wertschätzung.

Heuer erhält der in Ortenburg wirkende Künstler Christian Johannes Zeitler den Kulturpreis auf dem Gebiet der Bildenden Kunst. Das künstlerische Wirken von Christian Zeitler wird 2017 in einer Ausstellung in der Landkreisgalerie auf Schloss Neuburg gewürdigt.

Heuer erhält Lina vom Berg auf dem Gebiet der Musik den Kulturpreis. Sie ist Dirigentin und hat mit Chören und Orchestern großartige musikalische Aufführungen den Menschen in der Region zum Geschenk gemacht. Aufführungen, die überregionale Aufmerksamkeit gefunden haben.

Der Passauer Pegasus ist eine Literaturzeitschrift, die seit Jahrzehnten besteht und von drei Persönlichkeiten ehrenamtlich herausgegeben wird. Es sind Edtih Ecker, Dr. Stefan Rammer und Karl Krieg. Alle drei sind beruflich stark engagiert und trotzdem haben sie sich für die Literatur engagiert.

Die Entwicklung der Kultur würde längst in einem Zustand der Stagnation verfallen, gäbe es nicht immer wieder nachkommende Generationen, die ganz wesentlich zur Weiterentwicklung der Kultur in unserer Gesellschaft beitragen und mit ihrem Können und ihren frischen Ideen dem Kulturleben neue Impulse geben.

Der Nachwuchsförderpreis setzt Zeichen. Wir zeigen damit, dass wir Vertrauen in unsere Jugend haben und dass wir uns um die kulturelle Zukunft nicht sorgen müssen.

Den Nachwuchsförderpreis erhält heuer Martin Frank, der als Kabarettist sich einen Namen gemacht hat.

In der Passauer Neuen Presse stand letzte Woche ein Bericht von ihm mit der Überschrift: Vom Glück, andere glücklich zu machen.

Dieses Motto gilt sicherlich auch für alle Preisträgerinnen und Preisträger, dass sie mit ihrem kulturellen Engagement zum Glück und Wohlergehen unseres Gemeinwesens beitragen.

Mit der heutigen Kulturpreisverleihung beginnt auch eine neue Ära in der Kulturarbeit des Landkreises Passau.

Kulturreferent Dr. Wilfried Hartleb geht in den Ruhestand und das Amt ist nun in andere Hände gelegt. Sein Nachfolger ist Christian Eberle.

Ich bitte nun beide auf die Bühne. Der heurige Landkreiskalender ist das letzte Werk des scheidenden Kulturreferenten. Das Kulturjahr 2017 und die folgenden Jahren werden nun von Christan Eberle verantwortet.

Ich werden nun symbolisch den Landkreiskalender dem neuen Kulturreferenten übergeben und ihm für seine neue Aufgabe viel Glück wünschen.

Passau