Verein „CFJ“ hilft Langzeitarbeitslosen
Menschen wieder eine Perspektive geben“

09.07.2017 | Stand 30.07.2023, 12:41 Uhr
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„Menschen wieder eine Perspektive geben“: Der Verein „CFJ“ hilft Langzeitarbeitslosen.

FREYUNG „Wir wollen Langzeitarbeitslosen mit Mehrfachbelastungen wieder eine Perspektive geben und versuchen Sie mit unserem Eingliederungskonzept wieder ins Berufsleben zu integrieren“, so beschreibt der Gründer und erste Vorstand des Vereins „CFJ Chance für Jeden e.V.“ Paul Rammelmeyr dem Landtagsabgeordneten Max Gibis die Zielsetzung des etwa vor einem Jahr gegründeten Selbsthilfevereins. Der Abgeordnete Max Gibis hat die Werkstatt des gemeinnützigen Vereins vor kurzem besucht, nachdem ihn die beiden Vorstände Paul Rammelmeyr und Gerhard Drexler, MdB a.D., um Unterstützung bei der Suche nach einem Träger des Vereins sowie bei der Akquise von Spenden und Fördergeldern gebeten hatten.

„Wir unterscheiden uns ganz klar von den üblichen Eingliederungskonzepten für Langzeitarbeitslose, die beispielsweise vom Job Center angeboten werden, weil unser Angebot zum einen nicht zeitlich befristet ist und sich zum anderen an diejenigen wendet, die von der Agentur für Arbeit aus den verschiedensten Gründen nicht mehr vermittelt werden können“. MdL Max Gibis war sichtlich erstaunt als er den Ausführungen des 1. Vorstandes des Vereins „CFJ Chance für Jeden e.V.“ folgte. Paul Rammelmeyr hat ein altes Lagerhaus im Gewerbegebiet angemietet und aus dem Nichts eine Werkstatt aus dem Boden gestampft, in der er Langzeitarbeitslose mit Mehrfachbelastungen mit den verschiedensten Tätigkeiten wieder an das Berufsleben und somit an den ersten Arbeitsmarkt heranführen möchte. Dabei reichen die Beschäftigungen für die Langzeitarbeitslosen von Entrümpelungen über einfache Reparaturen bis hin zu Lohnaufträgen und verschiedensten Dienstleistungen. Sogar ein Dauerflohmarkt ist in der Lagerhalle im Gewerbegebiet entstanden, der vom Verein CFJ betrieben wird.

„Dabei geht unser Eingliederungskonzept aber über die bloße Bereitstellung von Arbeitsmöglichkeiten hinaus“, so Paul Rammelmeyr, „wir versuchen den bei uns beschäftigten Langzeitarbeitslosen auch wieder Schlüsselqualifikationen wie Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Teamfähigkeit aber auch etwa den Umgang mit Geld oder mit den Behörden zu vermitteln. Zusätzlich zur Beschäftigung können sie mit diesen Qualifikationen wieder an die Anforderungen der modernen Arbeitswelt herangeführt werden und bekommen wieder eine Perspektive auf eigene Arbeit mit eigenem Lohn“.

Da nicht jeder der Teilnehmer am Eingliederungskonzept des Vereins CFJ die Möglichkeit hat, täglich in der Werkstatt in Freyung vorbeizukommen, haben sich Paul Rammelmeyr und seine Mitstreiter sogar individuelle Lösungen für manche der Langzeitarbeitslose, die natürlich die verschiedensten sozialen und persönlichen Hintergründe haben, ausgedacht. Als beispielsweise Josef Duschl aus Jandelsbrunn zum Verein CFJ kam und seine Geschichte erzählte, war sofort klar, dass man ihm helfen muss. „Josef Duschl ist seit langer Zeit schwer krank und leidet unter ständigen Schmerzen. Beim Job Center galt er als nicht vermittelbar, weil er natürlich eine seinen Gegebenheiten angepasste Beschäftigung brauchte“, beschreibt Paul Rammelmeyer die Situation damals. „Wir haben ihm jetzt einen Heimarbeitsplatz eingerichtet, in dem er alte Röhrenradios repariert. Hier kann er arbeiten, wenn er sich wohlfühlt und sich erholen, wenn es ihm schlechter geht“.

Nur eine von zahlreichen wunderbaren Beschäftigungsmöglichkeiten, die der Verein CFJ geschaffen hat, wie MdL Max Gibis findet. Josef Duschl ist aber nicht das einzige Beispiel, bei dem Paul Rammelmeyr einen individuellen Arbeitsplatz zum Berufseinstieg geschaffen hat. So betreibt der 26-jährige Senegalese Ibrahim seit Mai in Freyung eine kleine Änderungsschneiderei, die ebenfalls vom Verein „Chance für Jeden e.V.“ eingerichtet wurde. „Ich habe sofort erkannt, der Ibrahim ist ein Künstler und ein Ausnahmetalent, also haben wir diese Möglichkeit für ihn geschaffen“, so der 1. Vorsitzende des Vereins. Zahlreiche Erfolgsgeschichten, insbesondere auch bei der Integration von Flüchtlingen, kann er dem Landtagsabgeordneten aufzählen. „Diese Menschen kommen gerne hierher zur Arbeit, weil sie wieder eine sinnvolle Beschäftigung in ihrem Leben haben. Außerdem bezahlen wir den Langzeitarbeitslosen einen fairen Stundelohn von 8,50 Euro pro Stunde.“

Aber Paul Rammelmeyr erzählt auch davon, dass es Rückfälle gibt, Rückfälle vor allem deshalb, weil die Finanzen des Vereins es mittlerweile nicht mehr erlauben, alle acht Langzeitarbeitslose jeden Tag bzw. sogar regelmäßig zu beschäftigen. Der Selbsthilfeverein „CFJ“ ist gemeinnützig und finanziert sich hauptsächlich durch Spenden und die eigenen Erlöse. Paul Rammelmeyr selber arbeitet den ganzen Tag ehrenamtlich für den Verein. Die Öffentlichkeitsbeauftragte des Vereins Gabriele Zitt sammelt, ebenfalls ehrenamtlich, seit Monaten bei den Firmen und Kommunen der Region Spendengelder ein, um das gemeinnützige Projekt am Laufen zu halten. „Wir bräuchten dringend einen Träger, weil wir das Eingliederungsprojekt auf Dauer nicht selber finanzieren können“, beschreibt Paul Rammelmeyr seinen größten Wunsch. „Unser Eingliederungskonzept funktioniert wirklich sehr gut. Deshalb wünsche ich mir auch mehr Unterstützung vom Job Center für die Integration der Langzeitarbeitslosen in den ersten Arbeitsmarkt. Mit einem Lohnkostenzuschuss für unsere beiden Vollzeitbeschäftigten Peter Neumeier und Mirko Leps durch die Agentur für Arbeit sowie die Übernahme der Kosten für einen Fahrzeugführerschein der Klasse B für Peter Neumeier wäre uns schon sehr geholfen“.

MdL Max Gibis zeigte sich sehr beeindruckt von dem ehrenamtlichen Engagement, das Paul Rammelmeyr und seine Mitstreiter im Verein „Chance für Jeden e.V.“ an den Tag legen. „Die Arbeit des Vereins CFJ ist vorbildlich und von unschätzbarem Wer für die Gesellschaft“, so der Landtagsabgeordnete. „Das Projekt Chance für Jeden darf auf keinen Fall sterben.“ Max Gibis versprach bei der Suche nach einem Träger für den Verein sowie bei der Akquise von Spenden behilflich zu sein, so dass weiterhin Langzeitarbeitslosen mit schwierigen sozialen Hintergründen oder anderen Mehrfachbelastungen eine Perspektive geboten werden kann.

Passau