Landshuter Trio nach Einkaufsfahrt geschnappt
Crystal Speed aus Tschechien im Slip

06.07.2017 | Stand 27.07.2023, 19:28 Uhr
−Foto: n/a

Der Import der gefährlichen Droge Crystal Speed aus Tschechien für die Landshuter „Szene” misslang: Kurz nach der Grenze in Selb wurden ein 35-jähriger italienischer Kellner, ein 25-jähriger Maschinenbauer mit vietnamesischen Wurzeln und eine 20-jährige Produktionshelferin - alle aus Landshut - geschnappt. Jetzt gab's den Prozess.

LANDSHUUT Das Trio war am 10. April dieses Jahres ins tschechische Asch gefahren und hatten dort in einem Restaurant mit dem bezeichnenden Namen „Crystal” für 1500 Euro Methamphetamin von einem unbekannten Dealer erworben. rund 54 Gramm, wie sich sich später herausstellte; denn schon kurz, nachdem sie sich in Selb wieder auf deutschem Boden befanden, wurden sie von Zollfahndern gestoppt und dann letztlich festgenommen.

Pikant: Das Trio hatte bereits einige Zeit, bevor es gestoppt wurde, bemerkt, dass es von einem Zivilfahrzeug verfolgt wurde, konnte sich aber vom „Stoff” nicht trennen. Schließlich überredeten die beiden Männer ihre Begleiterin, das Crystal Speed in ihrem Slip zu verstecken, was die dann den Beamten umgehend bei der Kontrolle offenbarte. 

Bei seinen polizeilichen Vernehmungen räumte der Kellner nicht nur ein, der Spiritus Rector der Einkaufsfahrt gewesen zu sein, sondern gab auch zu, im Zeitraum von Dezember 2011 bis März 2012 drei Mal mit dem Zug zum „Einkaufen” nach Asch gefahren zu sein. Bei zwei Fahrten habe er in Vietnamesenläden jeweils 40 Gramm Crystal Speed zu Grammpreisen von 25 bis 30 Euro erstanden. Einmal sei er gelinkt worden: Da habe man ihm ein Streckmittel als Methamphetamin angedreht.

Für die Beschaffungsfahrt im April habe er dann den Maschinenbauer „engagiert”, der nicht nur 1000 Euro für den Einkauf beigesteuert, sondern auch als Dolmetscher bei den Preisverhandlungen mit den Landsleuten fungiert habe. Die Produktionshelferin, die ebenso wie der Maschinenbauer zum Abnehmerkreis des Kellners gehörte, hatte das Duo offensichtlich mitgenommen, um an der Grenze lediglich als harmlose Ausflügler eingestuft zu werden.

Bei ihren polizeilichen Vernehmungen, so der Sachbearbeiter der Landshuter Kripo, hatte das Trio noch versucht, die Einkaufsfahrt zu bagatellisieren. So habe der Kellner behauptet, nur für den Eigenbedarf eingekauft zu haben. Der Maschinenbauer habe sich dahin gehend eingelassen, dass er „überredet” worden sei, Geld beizusteuern und als Dolmetscher mitzufahren. Die Produktionshelferin wiederum wollte erst während der Fahrt erfahren haben, dass es zum Drogeneinkauf gehe.

Vor der Jugendkammer des Landgerichts räumte das Trio dann allerdings die Vorwürfe umgehend ein: Nicht nur die illegale Einfuhr sondern auch, dass der Großteil des Methamphetamin zum gewinnbringenden Weiterverkauf in der Landshuter Szene bestimmt gewesen sei. Der gehörten der Kellner und der Maschinenbauer schon seit Jahren an, wie ihr jeweiliges Vorstrafenregister unterstrich: Sieben Eintragungen u.a. wegen illegalen Drogenhandels gab es für den 35-Jährigen, fünf für den 25-Jährigen. Beiden bescheinigten die im Prozess gehörten Gutachter jeweils Polytoxikomanie, die zur Tatzeit allerdings nicht zu einer verminderten Schuldfähigkeit geführt habe. Der Kellner bekundete, dass er nach mehreren fehlgeschlagenen Therapieversuchen nun endlich einen Schlussstrich unter seine Drogenkarriere ziehen wolle und mit einer Unterbringung in einer Entziehungsanstalt einverstanden sei. Die Dauer des Maßregelvollzugs hatte der Sachverständige mit bis zu zwei Jahren veranschlagt. Anders der Maschinenbauer: Er lehnte eine Unterbringung strikt ab, bekundete aber, sich aus der Haft heraus um eine freiwillige Therapie bemühen zu wollen. Auch dafür setzte der Gutachter rund 18 Monate an.

Angesichts der umfassenden Geständnisse kam es zu einer Verständigung unter den Prozessbeteiligten, wobei die Jugendkammer im Urteil jeweils unter dem als Höchstmaß vereinbarten Rahmen blieb. Der Kellner wurde wegen der illegaler Drogeneinfuhr und Handeltreiben in nicht geringer Menge zu einer Freiheitsstrafe von dreieinhalb Jahren verurteilt, außerdem wurde seine Unterbringung in einer Entziehungsanstalt angeordnet. Absolviert er die Therapie erfolgreich, wird der verbleibende Strafrest zur Bewährung ausgesetzt.

Zweieinhalb Jahre wurden gegen den Maschinenbauer verhängt, der - sobald eine Kostenzusage vorliegt - ebenfalls eine Therapie antreten kann. Die Produktionshelferin kam mit einer Jugendstrafe von zehn Monaten, die zur Bewährung ausgesetzt wurde, davon. Ihr wurde u.a. zur Auflage gemacht, eine ambulante Drogentherapie zu absolvieren.

Landshut