Für die "Muckis" nichts zu teuer
Anabolika aus dem Untergrundlabor

06.07.2017 | Stand 26.07.2023, 22:15 Uhr

Küchenchef kommt mit Bewährung davon, Laborant nimmt sich in Haft das Leben.

26.06.2012 Für seine „Muckis” war einem 34-jährigen Küchenchef aus dem Landkreis Dingoling-Landau nichts zu teuer. Tausende Euro gab der Kraftsportler für Anabolika zum Muskelaufbau aus. Die Grundstoffe dafür wurden aus China importiert und dann im „Untergrundlabor” eines 33-Jährigen aus Rain, der in der Untersuchungshaft Selbstmord begangen hat, zu anabolen Steroiden verarbeitet. Für den unerlaubten Besitz von Arzneimitteln in nicht geringer Menge zu Dopingzwecken im Sport kam der Küchenchef in einem halbtägigen Prozess vor dem Landshuter Landgericht mit Bewährung davon.

Laut Anklage hatte der 33-Jährige sich bereits seit 2008 als Hersteller und Verkäufer von Dopingmitteln für Muskel- und Kraftaufbau im Fitness- und Kraftsportbereich betätigt. In einem so genannten „Untergrundlabor” stellte er aus Ausgangsstoffen, die er aus China bezog, Injektionslösungen von anabolen Steroiden, außerdem auch noch Wachstumshormone her. Sein Hauptabnehmer war der in der Kraftsportszene bekannte Küchenchef.

Der brachte dann auch seinen „Sportkameraden”, einen 23-jährigen Fliesenleger ins Spiel, an den die Pakete aus China adressiert wurden. Wegen Beihilfe zum Inverkehrbringen von Arzneimitteln zu Dopingzwecken im Sport und Beihilfe zum illegalen Handeltreiben mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln landete auch der Fliesenleger auf der Anklagebank.

Der „Laborant“ stellte in seinem Untergrundlabor unter Verwendung von Traubenkernöl als Trägersubstanz dann Großampullen à 20 Milliliter mit Anabolika her, die eine 20-fach stärkere Wirkung als die so genannte Apothekerware, enthielt. Von 2009 bis zum November 2011 kaufte der Küchenchef insgesamt 47 Ampullen (was über 900 Ampullen Apothekerware entsprach) und zahlte insgesamt knapp 3.000 Euro. Weitere 3.000 Euro gab der für für Einheiten des Wachstumshormons Somatropin aus, die ebenfalls der Rainer „Laborant” lieferte.

Aufgeflogen waren die illegalen Geschäfte mit den Dopingmitteln, als der Kölner Zoll im November 2011 ein aus China kommendes und an den Landauer Fliesenleger adressiertes Paket genauer unter die Lupe nahm. Bei den anschließenden Verhören legten der Fliesenleger und der Küchenchef umfassende Geständnisse ab und ließen nicht nur das Labor in Rain auffliegen, sondern lieferten auch noch die Namen weiterer Abnehmer des 33-Jährigen, der daraufhin in Untersuchungshaft landete und sich im Gefängnis das Leben nahm.

Der Küchenchef berichtete, dass er seit 17 Jahren Kraftsport betreibe und in den letzten sieben Jahren sich der Dopingmittel bedient und die u.a. auch aus Thailand bezogen habe. Mit gesundheitlichen Folgen: Neben Rückenbeschwerden habe er einen chronischen Schluckauf, Schlafprobleme und Depressionen. Bei einem Krampfanfall sei er sogar knapp dem Tod entronnen. Den Fliesenleger hatte der Küchenchef über das Kraftsporttraining kennengelernt. Dieser half dem Landauer aus einer finanziellen Klemme. Inzwischen, so der 23-Jährige habe er den Kraftsport aufgegeben.

In Anbetracht der Geständnisse kam es zwischen den Prozessbeteiligten zu einer Verständigung. Dabei einigte man sich für den Küchenchef auf zwei Freiheitsstrafen: Eine von zwei Jahren und eine von einem Jahr, die jeweils zur Bewährung ausgesetzt wurden. In die zweijährige Freiheitsstrafe einbezogen wurde eine Verurteilung aus dem Jahr 2010 zu einem Jahr auf Bewährung wegen illegalen Drogenhandels. Als Bewährungsauflage muss der 34-Jährige insgesamt 30.500 Euro berappen, von denen 10.000 Euro an die Staatskasse und der Rest zu gleichen Teilen an zwei soziale Einrichtungen geht.

Der heute 23-jährige „Handlanger” kam nach Jugendrecht mit einer Geldauflage von 900 Euro davon, außerdem muss er 60 Stunden gemeinnützige Arbeit verrichten. Strafmildernd hatten sich in erster Linie die überschießenden Geständnisse der Duos ausgewirkt, mit dem es erhebliche Aufklärungshilfe leistete. 

Landshut