Ratsherr Röckl ratscht
„Out of Ganslberg“ und zwei Klappstühle

17.11.2017 | Stand 31.07.2023, 11:18 Uhr
−Foto: n/a

Der Nachlass des Künstlers Fritz Koenig ist derzeit in aller Munde. Jetzt ist es an der Zeit, dass auch der Röckl seinen Senf dazu gibt.

LANDSHUT Ihr glaubt‘s nicht, was ich in der Innenstadt aufgeschnappt hab! In Landshut wird jetzt nicht nur die Soap „Um Himmels Willen“ gedreht! Nein, die geistige Elite Bayerns hat beschlossen, jetzt auch mal was intellektuell Anspruchsvolles zu produzieren. Nicht nur immer diesen seichten Mist, für den sich der Wepper hergibt und den leider gefühlt ganz Deutschland sehen will. Das Thema steht schon und auch der Name: Der Film soll „Out of Ganslberg“ heißen und es geht, ihr habt es erraten, um den großen Koenig Fritz, der in Ganslberg gelebt hat. Und ich weiß natürlich schon, wer da alles mitmacht.

Also produziert wird der Streifen von diesem Pörsü, äh, Percy Adlon oder wie der heißt. Sie wissen schon, der hat vor gefühlt 100 Jahren den Kino-Kracher „Out of Rosenheim“ gedreht, der die Marianne Sägebrecht berühmt gemacht hat. Kennen Sie beide(s) nicht und den Koenig auch nicht? Egal, dann schauen Sie sich einfach weiter „Um Himmels willen“ an.

All den anderen sei erzählt: An dem Film darf nur die bayerische (Landshuter) Intellektuellen-Elite mitwirken. Diejenigen also, die sagen, was wertvolle Kunst ist, welche Häuser ein Denkmal sind, was nicht abgerissen werden darf, die komische Gartenmauern bauen oder für den Bayerischen Rundfunk mal eine Kamera gehalten haben. Jedenfalls, so hab ich es gehört, soll der Gottvater der Dokumentation, der Wieland Dieter, hööchstpersönlich die Kamera bedienen.

Und der Perdü, äh Percy, er ist einer von den 1.000 allerbesten Freunden, die nach dem Tod des Künstlers plötzlich aufgetaucht sind, schreibt das Drehbuch. Die Altstadtfreunde kümmern sich derweil um die Kulissen. Gedreht werden soll an Originalschauplätzen, aber auch im Moserbräu, wo Koenigs legendäre Halle nachgestellt werden soll. Und jetzt kommt‘s: Der Eller, dem der Moserbräu gehört, bekommt im Gegenzug auch eine Rolle: Er spielt ein Kunstwerk von Koenig, den „springenden Reiter“, weil der ja bei der Landshuter Hochzeit ein Ringelstecher war und sich mit Pferden auskennt. Komplett irre, oder? Es wird aber noch doller: Marianne Sägebrecht soll angeblich ein weiteres Kunstwerk verkörpern, die Karta.. die Kardieo... die Kanalio..., na, die Kugelkarikariytatütatarde oder wie das runde Dings vom Koenig heißt, das da in New York steht. Ein Wahnsinn!!!! Jetzt im Ernst: Das ist freilich ein Riesenschmarrn, den ich mir ausgedacht hab. Es könnt aber schon sein – oder? ;-)

Aber dass man in gewissen Landshuter Kunstkreisen der Meinung ist, dass Koenigs Erbe verramscht wird, das ist eine Tatsache. Und freilich auch, dass all die anderen selbst ernannten Gralshüter der Kunst in der Stadt, wie dieser Wieland oder der Pörsü Adlon (ich dachte ja erst, das ist eine Figur aus einem Sherlock Holmes-Film, so wie der heißt), dieser Meinung sind.

Als treuer Abonnent hab ich das natürlich in der Heimatzeitung gelesen. Ich hab dann gleich ganz schlecht geschlafen, weil ich mir Sorgen gemacht hab.

Als der Koenig noch lebte, da hat er mir, weil wir uns fast 100 Jahre kannten, nämlich mal zwei Klappstühle geschenkt. Die stehen seither nur rum und ich wollte sie jetzt halt auf Ebay verscherbeln. Das trau ich mich jetzt nicht mehr. Nicht dass es noch heißt, der Röckl verramscht das wertvolle Erbe des Künstlers. Hinten steht übrigens „Ikea“ und „Gunde“ drauf. Was das wohl bedeutet? Bestimmt will uns der große Meister damit auch nach seinem Tod noch irgendwas sagen. Ich weiß nur noch nicht, was. Ich frag mal den Wieland oder den Pördü, oder wie der heißt. Ich kann‘s mir ums Verrecken nicht merken.

Landshut