Rechter Blog greift Vorfall in Landshut auf
Ein randalierender Syrer und Zunder für den politischen Benzinkanister

04.11.2017 | Stand 02.08.2023, 20:29 Uhr
−Foto: Foto: lw

Ein offenbar psychisch auffälliger Mann hält die Polizei auf Trab. Am Donnerstag randalierte er im Landshuter Industriegebiet, richtete in einem Autohaus Schaden von mehreren Tausend Euro an. Einen Tag später soll es wieder Ärger mit dem Mann im Tarnanzug gegeben haben. Eine rechte Nachrichtenseite hat sich des Falls angenommen und einen Artikel veröffentlicht. Der Grund: Der Mann soll ein syrischer Flüchtling sein. Das reicht den „Reportern“ an Hintergründen. Dabei gibt es tatsächlich einige offene und interessante Fragen.

LANDSHUT „Eugen Prinz“ hatte es eilig, die Story sollte schließlich online gehen. Der Mann ist Reporter für „PI News“, hat sogar einen Presseausweis, den er einen Tag nach dem Vorfall in einem Landshuter Autohaus vorzeigte. Er sei Journalist, sagt er dem Personal. Er recherchiere zu dem Vorfall von Donnerstagabend. Obwohl der Mann dem Personal „irgendwie komisch“ vorkam, gab es Auskunft. „Wir waren noch geschockt und erstaunt, dass er schon von dem Vorfall wusste“, so ein Mitarbeiter.

Dass der Name Eugen Prinz, er steht unter dem Artikel, der wenig später auf dem rechten Blog „PI-News“ („PI“ steht für „Politically Incorrect“) erscheint, tatsächlich der des Reporters ist, darf bezweifelt werden. Auf „PI News“ nutzt man gerne Pseudonyme, „Eugen Prinz“ zum Beispiel.

Auf der Seite finden sich fast ausschließlich Meldungen wie diese: „München: Merkel-Gäste zünden Obdachlosen an und machen Selfis“, „Nürnberg-Südstadt: Schüsse, Macheten und Allahu Akbar-Schreie“ – und eben auch diese aus Landshut: „Syrischer ,Flüchtling‘ fordert sein Auto: ,Frau Merkel bezahlen…‘“

Tatsächlich hat es einen solchen Vorfall am Donnerstagabend in Landshut gegeben. Das bestätigt ein Sprecher des Autohauses am Freitag dem Wochenblatt. Bevor jetzt Verschwörungstheorien aufkommen, warum noch nichts in den Medien veröffentlicht wurde: Recherchen brauchen Zeit – und in dem Fall gibt es einige offene Fragen, die aber nicht schnell beantwortet werden können.

Das soll passiert sein: Der Mann, bei dem es sich angeblich um einen Syrer aus der Flüchtlingsunterkunft in der Niedermayerstraße handelt, betrat in Tarnkleidung gegen 18 Uhr das Autohaus. Er habe sich am Kaffeeautomaten bedient, Geld gefordert und sich dann in ein Auto gesetzt, als man ihn aufforderte, das Autohaus zu verlassen, so ein Sprecher des Unternehmens zum Wochenblatt. Im Auto sitzend habe der Mann nach den Schlüsseln verlangt und sinngemäß gesagt, dass „Frau Merkel“ bezahlen würde, außerdem hat er offenbar lautstark arabische Musik gehört.

Das Autohaus hat die Polizei verständigt und das Personal wurde angewiesen, den Mann in Ruhe zu lassen. Der zog derweil weiter in Richtung eines Bordells, das sich in der gleichen Straße befindet. Er soll dort rausgeschmissen worden sein, Mülltonnen umgeworfen haben. Kurz darauf kam er wieder und warf mit Steinen die Heckscheibe eine Audi Q2 ein. Bilder liegen dem Wochenblatt vor. Das Autohaus bestätigt den Vorfall und dass Strafantrag gestellt wurde.

Nach der Eskalation im Autohaus zog der Täter offenbar weiter zu einer nahen Tankstelle, soll Waren aus den Auslagen geklaut haben. Dort sei er festgenommen und dann in das Bezirkskrankenhaus eingeliefert worden. Einen Tag später war der Mann laut PI News offenbar schon wieder auf freiem Fuß - und wieder soll es Ärger gegeben haben.

Die Pressestelle der Polizeiinspektion war am Freitag nicht besetzt. Eine Pressemitteilung gibt es deshalb nicht.

Womit wir bei den offenen Fragen wären, die durchaus interessant sind: War der offenbar psychisch auffällige und aggressive Mann tatsächlich einen Tag später schon wieder in Landshut unterwegs, wo er prompt wieder ausgeflippt sein soll? Was passierte genau am Freitag? Hat das Bezirkskrankenhaus wirklich einen Fehler gemacht, was die Einschätzung der Gefährlichkeit des Mannes betrifft? Ist der Syrer eine Gefahr für die Bevölkerung und für andere Mitbewohner in der Flüchtlingsunterkunft? War er schon öfters auffällig? Wie geht es jetzt mit ihm weiter?

All diese offenen Fragen sind zu klären und der Grund, warum noch kein Artikel erschienen ist. Doch das interessiert „Eugen Prinz“ offenbar gar nicht. Wichtig für ihn: Es geht um einen psychisch auffälligen Syrer und eine weitere Nachricht für „PI News“, ein weiteres Streichholz, das man in den politischen Benzinkanister werfen kann. Das legt seine Vermutung am Ende des Artikels nahe: „Vielleicht kommt er ja als Nächstes auf die Idee, mit einem Auto in eine Personengruppe zu fahren, wer weiß…“

Mittlerweile liegt die Stellungnahme der Polizei vor.

Landshut