Über ein Jahr unerlaubt in Deutschland gearbeitet -Bundespolizisten zeigen Albaner an
Asyl oder doch lieber getürkte Hochzeit?

12.09.2017 | Stand 28.07.2023, 13:19 Uhr
−Foto: n/a

Asyl oder doch lieber getürkte Hochzeit? Aus beidem wurde schließlich nichts. Dafür hat er sich über ein Jahr unerlaubt in Deutschland aufgehalten und gearbeitet. Am Dienstagmorgen (11. Juli) haben Bundespolizisten einen albanischen Staatsangehörigen vorläufig festgenommen, als er nach Tirana ausreisen wollte.

FLUGHAFEN Noch an der Kontrollbox erklärte der Albaner den Grenzpolizisten, er habe seine Reisedokumente verloren. Dabei legte er den Beamten einen Laissez-Passer. Hierbei handelt es sich um ein Passersatzdokument, das von Botschaften oder Konsulaten ausgestellt wird, um eigenen Staatsangehörigen, die ihre Reisedokumente verloren haben, die Heimreise zu ermöglichen, ausgestellt vom albanischen Generalkonsulat in München, vor.

Die Bundespolizisten bohrten nach. Dabei sollte sich herausstellen, dass der junge Mann bereits Mitte 2015 nach Deutschland gekommen war, in Krefeld um Asyl gebeten und eine Duldung bis April 2016 erhalten hatte. Einen richtigen Asylantrag aber hatte der 20-Jährige dann nie gestellt. Er war im Gegenteil letztendlich von der Bildfläche verschwunden.

Eine Aufenthaltserlaubnis hatte er selbstredend auch nie beantragt. Mit diesem Wissen nahmen die Bundespolizisten den Wiedergefundenen mit zur Wache und zeigten ihn wegen unerlaubten Aufenthalts an. In der Dienststelle sollte dann auch noch eine Fahndungsnotiz der Krefelder Staatsanwaltschaft zum Vorschein kommen.

Die Justiz in Nordrhein-Westfalen hatte den jungen Albaner im Zusammenhang mit einem laufenden Ermittlungsverfahren wegen Erschleichens von Leistungen zur Aufenthaltsermittlung ausgeschrieben. Bei der Vernehmung plauderte der Beschuldigte dann aus dem Nähkästchen.

Noch bevor die Ermittler die erste Frage stellen konnten, sprudelte es aus dem jungen Mann regelrecht heraus. Er erklärte den Bundespolizisten, er gebe alles zu. Es sei besser, die Wahrheit zu sagen. Dann legte er los. Er halte sich seit April 2016 unerlaubt in Deutschland auf, sei in die Bundesrepublik gekommen, um zu heiraten. Mit dem Eheversprechen habe er nicht unbedingt den Bund fürs Leben schließen wollen; vielmehr habe er dadurch eine Aufenthaltserlaubnis und folglich Arbeit erhalten, also Geld verdienen wollen. Er habe nie einen offiziellen Asylantrag gestellt, habe sogar nach Ablauf seiner Duldung im April letzten Jahres über einen Rechtsanwalt seinen Reisepass von der Ausländerbehörde wieder zurückverlangt.

Gewohnt habe er erst bei einer Dame, später in einer eigenen Mietwohnung in Hannover. Dort allerdings nur zwei Monate, bis er schließlich zu seiner Freundin nach Braunschweig gezogen sei. Hier habe er auch im Eiscafé deren Familie gearbeitet - ohne Arbeitserlaubnis. Erst habe die Geliebte ihm auch helfen und ihn heiraten wollen. Aber im Laufe der Beziehung seien Probleme entstanden, die schließlich zur Trennung geführt haben. Danach habe er nicht mehr in Braunschweig bleiben wollen. Nachdem er gehört habe, dass München eine schöne Stadt sei, habe er beschlossen, die bayerische Landeshauptstadt zu besuchen.

Hier habe er in Hotels und bei Freunden gewohnt, bis er sich zur Rückkehr in die Heimat entschlossen habe. Seinen Reisepass habe er vor ein paar Wochen verloren. Also habe er Hilfe beim Generalkonsulat seines Heimatlandes gesucht. Anschließend habe er mit dem Laissez-Passer in der Hand in Bahnhofsnähe ein Flugticket gekauft und sei zum Flughafen gefahren, wo er eben in den Armen der Bundespolizei gelandet sei. Seine Heimreise durfte der Albaner erst nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen - und mit einer Anzeige im Gepäck - antreten. Die Ermittlungen gegen den angeblichen Arbeitgeber und die vermeintliche Freundin laufen.

Landshut