Zweieinhalb Jahre Knast für Heiratsschwindler
Traum vom trauten Heim auf den Azoren teuer bezahlt

06.07.2017 | Stand 27.07.2023, 0:39 Uhr

Freisingerin wurde um 160.000 Euro betrogen. Dafür musste nun ein 52-Jähriger ins Gefängnis.

FREISING Ihre Träume von der Hochzeit und einem trauten Heim in Portugal musste eine damals 37-jährige Hauswirtschafterin aus Freising teuer bezahlen: Insgesamt rund 160.000 Euro zockte ein 52-jähriger Politologe bei ihr ab und handelte sich dafür jetzt bei der 5. Strafkammer des Landshuter Landgerichts wegen  Betrugs in besonders schweren Fall eine Freiheitsstrafe von zweieinhalb Jahren ein.

Der Fall war allerdings alles andere als „taufrisch”, geht bis ins Jahr 2003 zurück: Damals kehrte der Politologe, der zuvor zwölf Jahre auf den Azoren als Deutschlehrer gelebt hatte und dort auch verheiratet war, nach seiner Scheidung in seine bayerische Heimat zurück. Die Scheidung, so beteuerte er, habe ihn um sein ganzes Vermögen gebracht, bei der Rückkehr sei er völlig mittellos gewesen und habe hauptsächlich von der Unterstützung seiner Familie gelebt.

Im April 2003 schaltete er dann in einer Zeitung eine Kontaktanzeige („Gut aussehender Akademiker sucht liebe Frau zwecks Familiengründung”), über die er die damals 37-jährige Hauswirtschafterin kennen lernte. Gleich beim ersten Treffen mit ihr sprach er von Heirat und Familiengründung und tat auch einiges dafür; denn schon nach wenigen Wochen war die Freisingerin schwanger.

Da schmiedete der Politologe Zukunftspläne: Ein Haus auf der Azoreninsel Santa Maria sollte das Familienglück perfekt machen. Nur, so gestand er der 37-Jährigen, fehle ihm das nötige Kleingeld für den Erwerb eines entsprechenden Grundstücks und dem Bau des „Liebesnestes”. Die Schwangere ließ sich zum Verkauf ihrer Eigentumswohnung in Freising überreden und um keine Zeit zu verlieren, nahm sie umgehend ein Darlehen von 117.000 Euro auf.

Aus Santa Maria, wo der 52-Jährige in der Zwischenzeit residierte, kamen nur positive Nachrichten: Der Abschluss eines Kaufvorvertrages für das Grundstück und der Beginn der Bauarbeiten. Und die 37-Jährige überwies pro „Erfolgsmeldung” jeweils vier- bis fünfstellige Geldbeträge: Für die Notar- und Anwaltskosten, die Grundstücksumzäunung, den Kauf von Baumaterial und für die Handwerker. Als die 37-Jährige Mühe hatte, die jeweils geforderten Geldbeträge aufzubringen, versprach ihr der Politologe die Ehe und teilte ihr mit, dass der Termin  mit dem Pfarrer für den September 2004 fest vereinbart sei.

Auf ihren Bräutigam wartete die 37-Jährige dann allerdings vergebens und als sie dann im Oktober 2004 die ersten Nachforschungen anstellen ließ, folgte die bittere Erkenntnis, dass sie einem Schwindler aufgesessen war: Der „Kaufvorvertrag” erwies sich als Makulatur, es gab keinen Grundstückserwerb und schon gar keine Bauarbeiten. Der Politologe hatte mit den  rund 160.000 Euro, die ihm überwiesen worden waren, ein flottes Leben geführt.

Bei der juristischen Aufarbeitung hatte der Heiratsschwindler dann auch noch Glück: Aus Scham erstattete die Hauswirtschafterin zunächst keine Anzeige, erst als das Zureden von Bekannten entschloss sie sich, zur Polizei zu gehen., Über zwei Jahre dauerten dann zunächst die Ermittlungen, ehe die Landshuter Staatsanwaltschaft 2007 die Auslieferung des Politologen in die Wege leitete und Anklage zum Schöffengericht beim Amtsgericht Freising erhob. Dort stapelten sich die Akten dann über Jahre, blieben wegen „Arbeitsüberlastung”, die der zuständige Richter später geltend machte, liegen.

Erst im Februar dieses Jahres wurde 52-Jährige dann wegen Betrugs in besonders schwerem Fall zu einer Freiheitsstrafe von dreieinhalb Jahren verurteilt, wobei 18 Monate wegen der „rechtsstaatswidrigen  Verfahrensverzögerung” als verbüßt angerechnet, ihm quasi gutgeschrieben wurden. Allerdings war der dann in den vorausgegangenen Jahren außer Vollzug gesetzte Haftbefehl wieder vollzogen worden, so dass der Politologe, der Berufung gegen das Urteil einlegte, in Untersuchungshaft landete.

Im Prozess vor dem Freisinger Schöffengericht hatte Armin E. die Vorwürfe noch weitgehend bestritten und für das Scheitern des Grundstückskaufes die Hauswirtschafterin  verantwortlich gemacht, die im Oktober 2004 dem eingeschalteten Anwalt mitgeteilt habe, dass sie an dem Grundstückskauf nicht mehr interessiert sei. Außerdem bestritt er auch. dass sie ihm insgesamt 160.000 Euro überwiesen habe.

Bei der Neuauflage vor der 5. Strafkammer legte der Politologe jetzt ein umfassendes Geständnis ab und beteuerte, dass er sich schäme. Im Rahmen einer Verständigung einigten sich die Prozessbeteiligten auf ein moderates Strafmaß von zweieinhalb Jahren. Darauf werden zwölf Monate wegen der Verfahrensverzögerung als verbüßt angerechnet. Da der 52-Jährige inzwischen über ein halbes Jahr in Untersuchungshaft verbracht hat und bei guter Führung in  der JVA mit der Zweidrittelstrafe rechnen kann, bleiben letztlich noch rund zwei Monate, die er hinter Gitter zu verbringen hat.

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