Mobilfunkbetreiber rüstet Funkmast neben dem Kindergarten St. Kastulus auf
Angst vor E-Smog: Stadt und Eltern sind besorgt

08.07.2017 | Stand 13.09.2023, 3:28 Uhr
−Foto: n/a

Rund ein Jahr ist es her, dass die Inbetriebnahme des Mobilfunkmasts in der Poststraße bei den Moosburgern für Empörung gesorgt hat.

MOOSBURG Denn der Mast befindet sich in der Nähe einer heilpädagogischen Tagesstätte und eines Kindergartens.

Jetzt legt die Telekom noch einen drauf: „Uns ist ein Schreiben zugegangen, dass der Funkmast aufgerüstet werden soll“, so Moosburgs Bauamtsleiter Reinhard Dick zum Wochenblatt. Laut Telekom soll der bestehende Standort um LTE erweitert werden und Ende des Jahres damit in Betrieb gehen.

Besorgte Eltern glauben allerdings, dass die Inbetriebnahme durchaus schon früher stattfinden könnte. Denn eine neu erstellte Standortbescheinigung, die für die Aufrüstung benötigt wird, liegt nach Angaben der zuständigen Bundesnetzagentur bereits vor. Bei dem Funkmast handelt sich um einen vor der Inbetriebnahme seit Langem stillgelegten Sendemast der alten Bundespost. Nach Informationen des Freisinger Landratsamts wurde er von der Regierung von Oberbayern 1971 ursprünglich als Richtfunkmast zur Empfangsverbesserung des zweiten und dritten Fernsehprogramms genehmigt. Da sich der Standort auf dem Gelände der Telekom befinde und bereits vor der Inbetriebnahme bestanden habe, sei er nicht genehmigungspflichtig, vermeldete die Telekom dennoch letztes Jahr.

In den Augen der besorgten Eltern „versteckt“ die Telekom sich mit dieser Aussage hinter einer alten Regelung aus Zeiten vor dem Mobilfunkpakt, der 2002 zwischen Mobilfunkbetreibern und dem Freistaat Bayern geschlossen wurde. Denn in diesem Pakt, und da liegt der Knackpunkt, verpflichten sich die Betreiber freiwillig, hinsichtlich Kindergärten und Schulen „den Besorgnissen verstärkt Rechnung zu tragen und vorrangig andere Standorte zu prüfen.“

Nachdem diese Vereinbarung aber lediglich freiwillig ist, hat die Stadt Moosburg keine Handhabe gegen das Vorhaben der Telekom. Man habe sich zwar massiv gegen die Inbetriebnahme des Funkmasts an diesem Standort zur Wehr gesetzt, so Reinhard Dick, aber der Konzern habe sich davon nicht sehr beeindruckt gezeigt. Das hat augenscheinlich einen einfachen Grund: „Die Telekom scheint kein Interesse an alternativen Standorten zu haben, denn dort müsste sie ja Miete bezahlen“, so der Bauamtsleiter.

Im vorigen Jahr hatte die Stadt eine Messung der Strahlung im Kindergarten durchführen lassen. Die Messergebnisse waren damals unter dem gesetzlich festgelegten Grenzwert. Auch habe die Grenzwertausschöpfung zwar insgesamt bei nur drei Prozent gelegen, aber davon kämen 90 Prozent von dem Mast, der direkt neben dem Kindergarten stünde, erläutert eine besorgte Mutter. Ihr liegt das unabhängige Gutachten vor. „Der sogenannte ‚Regenschirmeffekt‘, von dem die Telekom gern spricht, wird durch diese Messung ja offensichtlich widerlegt. Könnte man also nicht prüfen, ob ein anderer Standort als direkt neben dem Kindergarten besser geeignet wäre? Denn jetzt kommt ja auch noch die LTE-Aufrüstung dazu. Wir wollen keine Panik schüren, sondern nur eine bessere Aufklärung. Bisher hat die Telekom ja kaum Fakten geliefert.“ Einen weiteren Standort für LTE zu bauen mache keinen Sinn, hält ein Sprecher der Telekom dagegen. Im Bayerischen Mobilfunkpakt sei die Mehrfachnutzung von Standorten ausdrücklich gewünscht. Zudem gebe die Bundesnetzagentur jeden einzelnen Standort frei und stelle sicher, dass alle Vorschriften eingehalten werden.

Die Stadt Moosburg lässt derzeit ihrerseits von der Bundesnetzagentur in der Innenstadt eine Langzeitmessung durchführen, um Erkenntnisse über die Strahlenbelastung zu erlangen. Und auch die Telekom gibt auf Wochenblatt-Anfrage an, dass für den Standort bereits eine Prognose erstellt worden und der Stadt zur Verfügung gestellt worden sei.

Allerdings hat die Stadt nach eigenen Angaben keine Prognose vorliegen, sondern nur die Unterlagen von der Messung des Ist-Zustandes, und das war vor der LTE-Aufrüstung.

„Es wäre aber sehr sinnvoll, die Ergebnisse der Langzeitmessung mit der Prognose der Telekom vergleichen zu können“, ist eine der betroffenen Mütter überzeugt. „Aber vielleicht will man ja gerade das bei der Telekom nicht?“ 

Erding