Große Einweihungsfeier der Nordumfahrung mit Bürgerfest im Tunnel
Jahrhundertwerk” ist freigegeben

06.07.2017 | Stand 13.09.2023, 4:20 Uhr
Axel Effner

40 Jahre aufwändige Planungsgeschichte haben am Freitag Nachmittag ihre Erfüllung gefunden: Mit dem symbolischen Durchschneiden des Bandes gab Bundesverkehrsminister Dr. Peter Ramsauer zusammen mit Landrat Hermann Steinmaßl, Landtagsabgeordnetem Klaus Steiner, Bürgermeistern und Behördenleitern die neue Nordumfahrung für Traunstein symbolisch frei. Die ersten Fahrzeuge können die 4,5 Kilometer lange Strecke allerdings erst ab Samstag Mittag benutzen.

TRAUNSTEIN/HUFSCHLAG Die Erleichterung über den Abschluss der fünfjährigen Realisierungsphase war Leitendem Baudirektor Sebald König anzusehen. Er sprach von den Schwierigkeiten bei der Planung und den Bauarbeiten - speziell beim Tunnelbau - und den Herausforderungen, vor die die gemeinsam realisierten Brückenplanungen das Straßen- und Hochbauamt gestellt hatten. 20 Haupt- und 120 nachgeordnete Firmen seien bei dem Neubau zu koordinieren gewesen.

Von einem „Jahrhundertwerk für den südostbayerischen Raum” und einem „vorgezogenen Weihnachtsgeschenk für die Bürger” sprach Bundesverkehrsminister Dr. Peter Ramsauer bei der Eröffnungsfeier. Die zusätzlichen Einnahmen im Bundesverkehrshaushalt von einer Milliarde Euro hätten es ermöglicht, die Maßnahme schneller realisieren zu können. „Durch die Nordumgehung Traunstein werden die Anwohner auf Dauer vom Durchgangsverkehr entlastet. Das heißt: weniger Lärm, weniger Abgase und mehr Verkehrssicherheit – sowohl für den Kfz-Verkehr als auch für Fußgänger und Radfahrer. Die Innenstadt von Traunstein wird ruhiger, sicherer und lebenswerter".

„Ich fordere sie auf, die Klage zurückzunehmen”

Ramsauer ging auch auf eine Unterschriftenliste und Vorwürfe im Zusammenhang mit Verzögerungen beim Bau der Ortumfahrung in Altenmarkt ein. Bereits 2011 sei der Planfeststellungsbeschluss gestanden. „Wir könnten bereits im Frühjahr 2013 mit den Vorarbeiten beginnen, wenn der Umweltverband Alztal nicht Klage erhoben hätte. Ich fordere sie deshalb öffentlich auf, die Klage zurückzunehmen. Man muss die betroffenen Menschen berücksichtigen statt auf Frösche zu schauen, die in dieser Region noch nie gesichtet worden sind.”

Baukosten haben sich mehr als verdoppelt

Mit Blick auf die seit Baubeginn im Jahr 2007 um mehr als das doppelte gestiegenen Baukosten für die Nordumfahrung - sie kletterten von 38 auf heute 77 Millionen Euro - sagte der Bauminister: „Diese Nordumfahrung ist bei weitem nicht die teuerste in Deutschland. Wer die Standards immer weiter in die Höhe treibt, braucht sich nicht über Kostensteigerungen beklagen.” Der Bund hatten von den Kosten 73 Millionen Euro übernommen. Vier Millionen Euro hatte der Freistaat beigesteuert. Sebald König hatte im Vorfeld der Veranstaltung die exorbitante Kostensteigerung mit neuen Verkehrssicherheitsstandards im Tunnel, mit erhöhten Sicherheitsmaßnahmen beim Bau infolge eines Tunneleinbruchs im Januar 2010 und um die während der Bauzeit um bis zu 30 Prozent gestiegenen Kostensteigerungen auf dem Bausektor begründet. Möglichweise steigendie KOsten noch weiter, da mit einigen Firmen noch prozessiert wird.

Im Namen von Innenminister Joachim Hermann gratulierte der Leiter der Obersten Baubehörde, Ministerialdirektor Josef Poxleitner zum Ausbau. Landrat Hermann Steinmaßl machte die zentrale Bedeutung der Traun-Alz-Achse zwischen der A 94 im Norden und der A 8 im Süden deutlich. Mit einer Gesamtlänge von 50 Kilometern sei die B 299/304 die Hauptschlagader für die Wohnbevölkerung und Wirtschaft im südostbayerischen Raum.

Steinmaßl: „Hauptschlagader der Region”

Rund 100.000 Menschen leben in den Hauptorten entlang der Strecke. Mit 60.000 Arbeitsplätzen seien rund 65 Prozent aller Stellen in der Region hier angesiedelt. Die Nordumfahrung sei ein ganz wesentlicher Schritt für einen zügigeren Verkehrsfluss. Steinmaßl dankte neben den Behörden und Firmen auch seiner Frau Renate, die sich als Tunnelpatin engagiert hatte, und den Mineuren, die beim Felssturzunglück in Stein an der Traun im Januar 2010 wertvolle Hilfe geleistet hatten.

Traunsteins Oberbürgermeister Manfred Kösterke ging auf die deutliche Reduzierung von Lärm und Verkehr ein. Die prognostizierte Verkehrsentlastung liege bei Hufschlag und Hallabruck bei 1.600 Fahrzeugen am Tag (jetzt: 10.500). In Traunstein selbst soll der Verkehr von 26.400 auf 21.500 Fahrzeuge am Tag reduziert werden. „Damit wird nach dem Ausbau der Straßen für den Verkehr, die Traunstein quasi durchschnitten haben, jetzt wieder eine gezielte Stadtentwicklung möglich.” Kösterke dankte vor allem auch dem starken Einsatz seiner beiden Vorgänger im Amt. Er erinnerte daran, dass vor 40 Jahren die ersten Häuser im Ortsteil Heilig Geist für den Ausbau der Blaue- Wand-Straße zur Autobahn abgerissen wurden.

Fehlgeleitete LKW geisterten in Hufschlag herum

Surbergs Bürermeister Josef Wimmer „sprach vom größten Bauwerk in der Gemeinde Surberg”, das die Nerven der Anlieger an der Garten- und der Hochkreuzstraße arg strapaziert hatte. Dies werde jetzt mit einer deutlichen Verkehrsentlastung belohnt. Besonders die Entlastung von den zum Teil fehlgeleiteten Lkws in Hufschlag und Hallabruck sei wichtig. Nach der Segnung des Tunnels durch den katholisachen Dekan Georg Lindl udn seinen evangelischen Kollegen Peter Bertram feierten die Bürger beim Tunnelfest weiter und besichtigten die Sicherheitseinrichtungen des Tunnels. Zum letzten mal war der Tunnel auch für einen gemütlichen Spaziergang begehbar.

Berchtesgadener Land