Salzburger Felix Baumgartner hat um 17.29 Uhr abgehoben
Irrwitziger Weltraum-Sprung hat begonnen

06.07.2017 | Stand 13.09.2023, 3:57 Uhr
Axel Effner

Nach endlosen Hindernissen hat Extremspringer Felix Baumgartner aus Salzburg am Sonntag um 17.29 Uhr mit seinem heliumgefüllten Spezialballon von der Basis in Roswell/New Mexiko abgehoben. Das Abenteuer Vierfach-Weltrekord hat begonnen.

SALZBURG/ROSWELL Mit seinem Sprung will der Österreicher gleich vier neue Weltrekorde aufsstellen: die höchste bemannte Ballonfahrt bis in 36.500 Metern Höhe, der längste freie Fall, die größte im freien Fall erreichte Geschwindigkeit mit Durchbrechen der Schallmauer: geplant sind 1.100 km/h sowie der höchste Absprung in 36.500 Meter Höhe (bisheriger Rekord: 31.332 Meter).

Der Aufstieg bis zum Erreichen der erforderlichen Höhe wird rund drei Stunden dauern. Demnach dürfte der tollkühne und lebensgefährliche Sprung gegen 20.30 Uhr erfolgen. Der 43-jährige Salzburger will  im nahezu luftleeren Raum der Stratosphäre in 36 Kilometer Höhe aus seiner Spezialkapsel steigen und sich danach in die Tiefe stürzen. Der Sprung ist extrem gefährlich. Innerhalb einer halben Minute wird Baumgartner Schallgeschwindigkeit erreichen und als erster Mensch der Welt sogar die Schallmauer durchbrechen. Geschützt ist der Extremsportler dabei nur von einem speziell angefertigten Druckanzug. Testsprünge hat der Salzburger bisher aus einer Höhe von 24 und 29 Kilometern Höhe absolviert.

Damit beim Aufstieg in so großer Höhe der Stickstoff nicht im Gewebe und den Blutgefäßen ausperlt, musste Baumgartner bereits zwei Stunden vor dem Aufstieg (sparsam)  reinen Sauerstoff einatmen, um Stickstoff aus dem Körper abzuatmen. Der abfallende Druck ab 18 Kilometer Höhe würde die Gasblasen im Blut ausdehnen und die Adern zum Platzen bringen. Der Absprung in der lebensfeindlichen fast sauerstofffreien Stratosphäre - dreimal so hoch wie ein normaler Passagierjet fliegt - ist äußerst riskant. Der erwartete Temperaturunterschied wird von −70 bis +25 Grad Celsius reichen. Der Luftdruck beträgt weniger als ein Prozent im Vergleich zur Erdoberfläche.

Nach dem Plan soll Baumgartner innerhalb einer halben Minute Schallgeschwindigkeit von über 1.000 km/h erreichen, wobei er sich der Erde mit 308 Metern pro Sekunde nähert. In den unteren dichteren Luftschichten verlangsamt sich die Geschwindigkeit. Erst in 1.500 Meter Höhe soll der Fallschirm geöffnet werden. Die Auswirkungen der Bedingungen auf den menschlichen Körper sind bisher nicht erforscht. Dem Extremsportler drohen Erblindung, Blutgerinsel, Genickbruch beim Öffnen des Fallschirms oder Ohnmacht. Baumgartner kündigte an, dass dies sein letzter Sprung sein werde. Der Sponsor Red Bull will das gesamte Spektakel mit eigens entwickelten Spezialkameras im Internet übertragen. Aufgrund des ungewissen Ausgangs allerdings mit einer Verzögerung von 20 Sekunden.

Seit fünf Jahren hat sich der wagemutige Basejumper mit einem ganzen Stab an Spezialisten auf den äußerst heiklen Sprung aus der absolut lebensfeindlichen Stratosphäre vorbereitet. Die Ärzte, Techniker und Weltraumspezialisten versuchten, das Risiko durch speziell entwickelte Materialien und Hilfsmittel auf ein Minimum zu reduzieren. Zum Beraterstab gehört auch der bisherige Weltrekordhalter Joseph Kittinger.

Berchtesgadener Land