Respekt:
Mit 74 ersten Klettersteig bezwungen

06.07.2017 | Stand 27.07.2023, 20:55 Uhr

Den Gleitschirm hat Dr. Ansgar Förtig aus Bischofswiesen an den Nagel gehängt – jetzt geht der ehemalige Frauenarzt klettern …

BISCHOFSWIESEN Hoch hinaus zieht es Dr. Ansgar Förtig schon länger – vielleicht liegt es daran, dass er von seiner Terrasse einen traumhaften Blick auf den Watzmann hat. Der passionierte Drachenflieger musste dieses Hobby allerdings aus Altersgründen aufgeben. Initialzündung für das Klettern waren für den ehemaligen Berchtesgadener Gynäkologen die Klettersteigtage am Königssee, die kürzlich stattfanden. „Ich bin da zum Schnupperklettern hingefahren und war super begeistert”, so Förtig. Gleich zweimal ging’s da in den Übungsklettersteig am Hanauerstein. „Den hab ich mit links geschafft”, freut sich der „Frühschwimmer”, der jeden Morgen im Aschauerweiherbad seine Runden zieht.

Der 74-Jährige war begeistert: „Ich habe mir gleich ein Klettersteigset gekauft und wollte am nächsten Tag mit den anderen Gruppen den Klettersteig am Grünstein in Angriff nehmen.” Auf Anraten eines Bergführers ging’s dann aber erst zwei Tage darauf – nicht mit der Gruppe, sondern allein – mit einem Guide in die Wand. Ganz so mit links, wie im Hanauerstein, lief es dann im Grünstein allerdings nicht: „Es war anstrengender als gedacht”, gibt der „bergtechnisch” Untrainierte unumwunden zu. „Ich hatte ja keine Vorstellung davon, dass der Klettersteig so lang ist. Mein Bergführer hat mich immer sehr motiviert, der hat das super gemacht. Er hat die Strecke gut eingeteilt und mir Pausen gegönnt. Ich war zusätzlich an einem Seil gesichert und er hat mir damit auch über schwierige Stellen geholfen. Er hat mir ein sehr gutes Sicherheitsgefühl vermittelt.”

Kleine Blessuren wie Blasen an den Händen, eine Schürfwunde am Schienbein und ein Muskelkater erinnern zwar auch Tage nach der gelungenen Aktion noch an das Erlebnis im Klettersteig – aber Spaß hat’s trotz der Anstrengung offensichtlich schon gemacht, oder? „Ja!”, so der Bischofswieser deutlich.

„Das Schönste war, über die Schwierigkeit wegzukommen. Schwer ist aber nur der Anfang, am Schluss hat es viel Spaß gemacht, auch, weil man den Königssee mal aus einer ganz anderen Perspektive sehen konnte.” Dr. Förtig hat nicht nur viel Schweiß im Grünstein gelassen, sondern auch „Blut” geleckt: „Ich möchte jetzt noch ein paar Mal am Hanauerstein trainieren und meine Kondition durch Bergwandern besser aufbauen.” Dann soll es noch einmal mit einem Bergführer und später eventuell allein in den „Isidor-Klettersteig” am Grünstein gehen.

Allein in den Klettersteig – das würde Förtig aber keinem raten, der unerfahren ist. Er selbst sei übrigens gar kein „wuider Hund“, auch wenn neben dem Drachenfliegen, Tauchen und Skitouren seine Hobbys waren: „Ich bin ein eher bedachter Typ, und mit der Einstellung bin ich meiner Lebtag lang gut gefahren.”

Berchtesgadener Land