Salzburger Duo vom Kleinen Watzmann gerettet
Am Ende der Kräfte

06.07.2017 | Stand 27.07.2023, 0:21 Uhr

Aufwendige, über zehnstündige Rettungsaktion der Bergwacht Ramsau dauert bis in die Morgenstunden.

RAMSAU Die ganze Nacht von Mittwoch, 8., auf Donnerstag, 9. August, waren Einsatzkräfte der Bergwacht Ramsau und die Besatzung eines nachtflugtauglichen Verbindungshubschraubers der Bundespolizei unterwegs, um ein Bergsteigerpärchen vom Kleinen Watzmann zu retten. Die 30 und 31 Jahre alten Salzburger hatten sich im dichten Nebel verirrt und konnten erst nach langer Suche gefunden und sicher ins Tal gebracht werden. Die Frau war verletzt und derart erschöpft, dass sie vom Roten Kreuz ins Krankenhaus gebracht werden musste.

„Wir sind unterwegs vom Mooslahner zum Kleinen Watzmann, schon seit drei Stunden. Und jetzt ist nur noch Nebel!“, meldeten die beiden im Notruf, der gegen 19.30 Uhr bei der Leitstelle in Traunstein einging. Wo genau sie waren, konnte die Ramsauer Bergwacht trotz Telefonkontakt nicht herausfinden. Man hoffte sie irgendwo auf der Nordseite der Watzmannfrau zu finden; ihre genaue Höhe und Situation waren unbekannt. Das Duo konnte weder vor noch zurück und die 31-jährige Frau war den Angaben ihres Begleiters zufolge so erschöpft, dass an ein selbstständiges Weiterkommen sowieso nicht zu denken war.

In drei Flügen gelang es der Crew des herbeigerufenen Salzburger Notarzthubschraubers „Christophorus 6“, je ein Bergretter-Team am Mooslahner und am so genannten „Gendarm“ auszusetzen, bevor die Dunkelheit hereinbrach. Das Auffinden der in Bergnot Geratenen gestaltete sich äußerst schwierig. Für den Aufstieg zum Gipfel des im dichtesten Nebel liegenden Kleinen Watzmanns brauchten die Retter schon mehr als drei Stunden. Einen Rufkontakt herzustellen war genauso schwierig. Die beiden waren so weit von jeglichem Steig entfernt, dass die Rettungsteams sie in dem gestuften, abschüssigen Gelände über Stunden förmlich einkreisen mussten. Dazu war es nötig, mehrere Abseilstellen mittels Bohrhaken einzurichten, um überhaupt in ihre Nähe gelangen zu können.

In der Zwischenzeit erreichte ein Verbindungshubschrauber der Bundespolizei den Tallandeplatz in Ramsau. „Die einzig verfügbare nachtflugtaugliche Maschine, allerdings ohne Rettungstau oder Winde. Für eine Aufnahme der Gesuchten musste also ein geeigneter Platz zum Anlanden gefunden werden“, erklärt der Ramsauer Bergwacht-Chef Rudi Fendt.

Erst am Donnerstagmorgen um 0.30 Uhr konnten die Rettungsteams zu den beiden in Bergnot Geratenen gelangen. Sie waren etwa 150 Höhenmeter unterhalb des Gipfels des Kleinen Watzmanns in widrigstem Gelände gefangen. Besonders die Frau war sehr geschwächt und labil, hatte Verletzungen am Arm und verschiedene Schürfwunden am Körper. Die Rettungsmannschaft - bestehend aus vier Männern und einer Bergwachtfrau - entschied sich, den Aufstieg in Richtung Gipfel zu versuchen, weil man hoffte, dass es dort nebelfrei sei. Auch die Crew der Bundespolizei übte sich im Warten: Sie stand seit 22 Uhr in der Ramsau und hoffte, dass sich die Wolken verziehen.

Gegen 1.30 Uhr forderten die Bergretter dann den Hubschrauber zum Start auf: Die Gruppe hatte den Grat erreicht, die Sicht war einigermaßen frei und es gab die Möglichkeit zur Aufnahme. Unter schwierigen Bedingungen bei Nebel und Windböen gelang es um 2 Uhr, zunächst nur die erschöpfte Bergsteigerin ins Tal zu fliegen. Sie war am Ende ihrer Kräfte, hatte diverse Schürfwunden und Prellungen und kam mit einem Rettungswagen des Roten Kreuzes in die Kreisklinik Bad Reichenhall.

Ein weiterer Anflug zur Rettung der auf dem Gipfel der Watzmannfrau verbliebenen Bergretter und des Begleiter wurde durch hereinziehende Nebelschwaden zunächst verhindert. Der Hubschrauber musste abdrehen und auf Kühroint zwischenlanden. In einem letzten Flug konnte die Crew dann die Bergretterin und den 30-jährigen Salzburger nach Kühroint zum wartenden Geländewagen der Bergwacht bringen; danach ging nichts mehr. Die Wetterlage erlaubte keinen Rettungsflug mehr und auch die Hubschrauber-Besatzung war an der Grenze zur Erschöpfung.

Um weiteres Risiko zu vermeiden, brachen die Einsatzkräfte ab und die verbliebenen vier Bergwachtmänner mussten zu Fuß vom Gipfel absteigen. Der Gerettete wurde zu seinem am Hammerstiel-Wanderparkplatz abgestellten Auto gebracht und der Geländewagen der Ramsauer Bergwacht holte um 5 Uhr die vier abgestiegenen Einsatzkräfte unversehrt, aber auch geschafft in Kühroint ab. Die Bergwacht war über zehn Stunden bis 6 Uhr im Einsatz.

Berchtesgadener Land