Meilenstein der Energie-Geschichte
Die Zukunft der Energieerzeugung

05.07.2017 | Stand 25.07.2023, 9:06 Uhr

In Grassau wird die weltweit modernste Anlage zur Energie-Gewinnung aus Biomasse errichtet.

GRASSAU Seit der Katastrophe von Fukushima werden in ganz Deutschland hitzige Debatten über den Atomausstieg geführt. Wenn es um die Nutzung und die Gewinnung von alternativen Energien geht, so wird am Standort des Biomassehofes Achental in Grassau derzeit quasi Pionierarbeit geleistet. Die Firma agnion errichtet hier die erste kommerziell genutzte Anlage einer neuen Generation von Anlagen zur effizienten Gewinnung von Energie aus Biomasse. Der offizielle Spatenstich für das international Aufsehen erregende Projekt fand am Montag dieser Woche statt. agnion-Geschäftsführer Dr. Stephan May erklärte, dass die Bioenergie-Region Achental mit der Errichtung dieser Anlage „einen Meilenstein in der Energiegeschichte setzt”. Was ist das Besondere an der neuen Anlage? Mit Hilfe der so genannten Heatpipe-Reformer-Technologie wird Holz bzw. holzartige Biomasse in energiereiches  Synthesegas umgewandelt. Dieses Gas wiederum wird in einem eigens dafür entwickelten Motor in Strom und Wärme umgewandelt. Die geplante Anlage zeichnet sich durch die wesentlich höhere Effizienz im Vergleich zu herkömmlichen Anlagen zur Verbrennung von holzartigen Produkten aus. Aus etwa 2.500 Tonnen regionalem Abfallholz soll die Grassauer Anlage pro Jahr rund 3.000 Megawattstunden (MWh) Strom und 5.000 MWh Wärme erzeugen. Rund 500 Haushalte können damit versorgt werden. Das Besondere dabei: Die Verwendung von Biomasse aus der Region und  der extrem hohe Effizienzgrad von Heatpipe-Reformer-Anlagen ermöglicht eine Reduktion der CO2-Emissionen um 1.500 Tonnen pro Jahr. Das Bundesumweltministerium fördert den Bau der wegweisenden neuen Anlage mit 850.000 Euro aus dem Umweltinnovationsprogramm. Die gesamte Investitionssumme der Anlage beträgt 2,5 Millionen Euro. Die Region Achental hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt. Bis 2020 wollen die sieben Gemeinden des Vereins „Ökomodell Achental” den gesamten Energiebedarf für Strom und Heizung aus regionalen Energiequellen decken. Mit dem Bau der neuartigen Anlage zur Holzvergasung kommt die Region diesem Ziel einen bedeutenden Schritt näher. „Heute ist ein großer Tag für Grassau”, erklärte Rudi Jantke, Bürgermeister von Grassau. „Der Spatenstich für dieses Gipfelprojekt ist ein Grund zur Freude für die gesamte Region. Hier entsteht eine umweltfreundliche Anlage, die die Strom- und Wärmeversorgung Hunderter Haushalte sichert und dazu das Holz aus den Wäldern am Alpenrand nutzt. Unser Achental etabliert sich so weiter als eine Vorzeigeregion für die nachhaltige Entwicklung.” Der Geschäftsführer von agnion Technologies, Dr. Stephan May, betonte den Vorbildcharakter des Projektes und erklärte, dass das auch für agnion ein großer Tag sei. Das Projekt in Grassau errege bereits international Aufmerksamkeit. Erst vor wenigen Tagen habe sich eine Firma aus den USA bereit erklärt, in die Grassauer Anlage zu investieren. Dr. Stephan May: „Es ist bemerkenswert, mit welcher Entschlossenheit die Bioenergie-Region Achental den Wandel hin zu einer umweltfreundlichen Strom- und Wärmeerzeugung vorantreibt. Angesichts der aktuellen Debatten um den Atomausstieg und Klimawandel bin ich überzeugt, dass viele Kommunen diesem Vorbild folgen werden.”

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