Mit Mut, Disziplin und Ehrlichkeit
Ein Leben für die Kunst

06.07.2017 | Stand 26.07.2023, 14:25 Uhr
−Foto: n/a

Josef Schneck aus Riedlhütte arbeitet seit 25 Jahren als freischaffender Künstler: Einblicke

RIEDLHÜTTE Als Schüler hat Josef Schneck (65) einst in Spiegelau die meisten Watschn eingefangen: „Ich habe einfach damals schon mehr gezeichnet und gemalt, als geschrieben“, erinnert er sich mit einem Lächeln. Seine Ausdruckskraft sucht sich immer schon den Weg auf Papier, auf die Leinwand oder auf Kork. Und später, als er das Bäckerhandwerk erlernte, war ihm das Öl interessanter, das er zum Malen brauchte. Kurz: Die Kunst wurde ihm in die Wiege gelegt.

Als Bäckergeselle fühlte er sich nicht wohl in der Haut, einfach, weil die Arbeitszeiten nicht genügend Freiraum ließen. „Ich musste diesen Beruf lernen“, sagt er. Doch bald schmiedete er Pläne, und setzte es sich zum Ziel, in der Glasfabrik in Riedlhütte arbeiten zu können. „Nicht, weil das mein Herzenswunsch gewesen wäre, sondern einfach, weil ich wusste: Um zwei Uhr ist Feierabend und dann habe ich genug Zeit für die Kunst.“

So konnte er die Grundlagen schaffen, sich entwickeln, sich ausprobieren. Und dann, mit 40, ging er eines Tages zum Hüttenchef, brachte diesem die Kündigung und schlug sogar dessen Angebot aus, dafür zu sorgen, dass er Stempelgeld bekomme. „Das wollte ich nicht. Ich wollte mir mein Geld mit dem verdienen, was meins ist: die Malerei.“ Ein gewagter Schritt natürlich, damals 1987. „Ich kann heute sagen, ich habe es keinen Tag bereut.“ „Natürlich hat es Zeiten gegeben, in denen ich dachte, jetzt geht es nicht mehr weiter“, erinnert sich Schneck. Doch sein Anspruch sei es nie gewesen, mit der Kunst reich zu werden – zumindest nicht materiell. Und vor allem in der Anfangszeit musste er schnell lernen, dass ein Monat schnell herum ist – dabei aber die Kassenlage nicht immer rosig erschien. „Wenn es auch manchmal knapp wurde, so sind doch immer wieder lichte Tage gekommen.“

Die Malerei, die Bildhauerei, das ist sein Leben, erklärt Schneck. So habe er lernen müssen, auf der einen Seite zwar für den wirtschaftlichen Erfolg zu sorgen. „Dabei habe ich aber immer darauf geachtet, dass genügend Freiraum für meine Kreativität und meine eigenen Sachen bleibt.“ Kunst stehe bei ihm ganz klar vor dem Kommerz. Oft genug habe er Bilder fertig gemalt, angeschaut, zerrissen und weg geworfen: „Da waren viele Sachen dabei, die ich sicher gut hätte verkaufen können. Aber was hilft das, wenn ich nicht zufrieden bin?“ Diese Ehrlichkeit sich selbst gegenüber habe er nie aufgegeben, „denn wer nicht zur Selbstkritik fähig ist, der kann sich als Künstler nicht weiter entwickeln.“

Doch gerade das stehe bei ihm im Vordergrund: „Man lernt nie aus und ich will immer weiter lernen, mich immer weiter entwickeln.“ Wohin? Diese Frage stelle sich nicht – denn die Antworten gibt ohnehin alleine der Kopf, der die kreativen Vorgaben liefert. Der Rest sei Dispziplin. Denn das nicht ganz vorurteilsfreie Bild des Künstlers, der mit dem Wein in der einen Hand, dem Pinseln in der anderen heute mal einen Strich malt und ansonsten dem süßen Leben nachgibt – mit Josef Schneck hat das nichts zu tun. Jeden Tag ist er im Atelier, jeder Tag ist eine neue Herausforderung. „Es sind viele Tage dabei, an denen ich nicht malen kann. Denn ein Bild kann ich nur fertig machen, wenn die Farben förmlich in meinem Kopf explodieren“, sagt er. Dennoch stehe er an seinem Arbeitsplatz – macht Rahmen, schneidet Passepartouts oder zeichnet. „Wenn aber der Moment da ist, dass die Farbe auf die Leinwand muss, dann gibt es kein Zögern – und wenn es mitten in der Nacht ist.“

Seit 25 Jahren – und länger – geht das so. Dass sich dabei eine Art Sucht entwickelt, gibt Schneck gerne zu: „Ich kann nicht in den Urlaub fahren ohne meine Staffelei, ohne Pinsel und Farbe“, sagt er. Und damit der Familienfrieden gewahrt bleibe, werde in der ersten Urlaubswoche immer noch gearbeitet, in der zweiten dann nur noch geurlaubt.

Nur eines wird jeden Tag hervor gezogen: Das Skizzenbuch. „Im Mittelpunkt steht der Mensch, jeden Tag mache ich eine Skizze“, sagt er. Seit Jahrzehnten. „Es ist meine Hausaufgabe, es ist eine Art Tagebuch und genau genommen sogar eine Sucht.“ Doch in diesen Skizzenbüchern finden sich letztlich viele Ideen, Vorlagen und Elemente, die in seine Bilder einfließen.

Ab Freitag, 23. März, ist Schneck in der Glashütte Poschinger in Frauenau in einer Ausstellung zu sehen. Es werden provokante, sozialkritische Werke sein, die er hier zeigt. Und die Werke werden prall gefüllt sein mit Emotionen – denn sie sind es, die ihn umtreiben, die er festhalten will – und wovon er nicht genug kriegen kann. Nach 25 Jahren und mit dem Erreichen des Rentenalters ist ihm selbst eines klar: „Ich werde weitermalen bis mir der Pinsel eines Tages aus der Hand fällt.“

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