Die etwas andere Kolumne von Mike Schmitzer
Versprochen

11.07.2017 | Stand 03.08.2023, 8:38 Uhr
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Sagen oder versprechen - wo ist der Unterschied?

Bevor ich mich mit dem heutigen Thema beschäftige, noch ein paar Worte zur Kolumne der letzten Woche mit dem Titel „Viertel nächsten Freitag“. Ich habe davon erzählt, dass mein Freund und ich unterschiedliche Vorstellungen davon hatten, was „viertel Acht“ bedeutet. Für mich war das gleichbedeutend mit „Dreiviertelacht“, für meinen Kumpel stand das für „viertel nach Acht“. Wie sich nun herausstellt, haben wir beide unrecht. Ich habe viele Leserbriefe von euch erhalten, in denen ihr übereinstimmend erklärt habt, dass „viertel Acht“ so viel bedeutet wie „viertel nach Sieben“ - oder 19.15 Uhr. Kennt sich noch jemand aus? Das nur zur Klarstellung. Und nun zum eigentlichen Thema. Es geht, wie der Titel schon verrät, um „Versprechen“. Mein Sohn Fabi, 14 Jahre, stürmt in mein Büro und redet sofort auf mich ein: „Wann besorgst Du mir endlich das Playstationspiel Blablabla (der Name ist für Eltern unaussprechlich)?“ „Mach Du bitte erst mal die Tür zu, wir heizen schließlich nicht für den Hausgang“, entgegne ich. „Sag schon, sag schon.“ Ich erinnere mich daran, dass Fabi mir vor einigen Wochen erzählt hat, dass es dieses „tolle Spiel“ jetzt im Handel gibt und ich es für ihn kaufen soll, sobald ich in die Nähe des Ladens komme. Dummerweise hat Sohnemann es danach selbst komplett vergessen und erst jetzt ist es ihm wieder eingefallen. „Entschuldige bitte, daran hättest Du mich aber erinnern können“, erkläre ich. „Du hast es verspochen, Du hast es versprochen“, skandiert der Teenager. Da war es wieder, dieses unsägliche Wort. „Ich habe es nicht versprochen, ich habe es lediglich gesagt. Das ist ein Unterschied. Wenn ich etwas verspreche, dann sage ich mit feierlicher Stimme: Ich verspreche ...“ Das lässt Fabi aber nicht gelten. „Sagen und versprechen ist doch das Gleiche. In beiden Fällen muss man es tun.“ Mir wird es bei dieser Ansage ein klein wenig warm ums Herz. Mit dem guten Gefühl, bei der Kindererziehung nicht komplett versagt zu haben, verspreche ich - ja verspreche - meinem Sohnemann, das Ding gleich am nächsten Tag zu besorgen. Was ich dann auch getan habe. Szenenwechsel: Ein paar Wochen sind vergangen, ich komme vom Büro nach Hause und entdecke meine Frau im Garten mit rotem Kopf den Rasenmäher vor sich her schiebend. „Moment mal, Fabi hat doch versprochen, heute Rasen zu mähen“, versuche ich das Knattergeräusch zu übertönen. Meine Frau zuckt mit den Schultern. Mein nächster Weg führt mich hoch ins Zimmer meines Sprösslings, der dort mit zwei Freunden Computerspiele zockt. „Hast Du nicht versprochen, heute den Rasen zu mähen?“, platzt es aus mir heraus. Drei eulengleiche Augenpaare leuchten mich aus dem abgedunkelten Zimmer an. „Nicht versprochen, nur gesagt.“ „Und wo ist der Unterschied?“, möchte ich wissen. Fabi: „Ein Versprechen muss man halten. Wenn man aber etwas nur sagt, dann nicht. Es sei denn man ist ein Erwachsener.“ Ich denke, da besteht doch noch etwas Erziehungsbedarf ...  Mike Schmitzer

Altötting