Tierschützerin ist zurück aus Rumänien
„Ich habe die Hölle auf Erden gesehen“

08.11.2017 | Stand 13.09.2023, 0:54 Uhr
−Foto: n/a

Die Mallersdorferin Michaela Stamm über ihren Besuch in einem rumänischen Hunde-„Shelter“

MALLERSDORF-PFAFFENBERG Michaela Stamm ist eine echte Tierfreundin. Fünf Pferde, fünf Katzen, vier Meerschweinchen und ebensoviele Hunde leben bei der 40-Jährigen, die meisten davon sind unter traurigen Umständen zu ihr gekommen und dürfen bei Micha, wie Freunde und Bekannte sie nennen, nun ein tierwürdiges Leben führen. Über soziale Netzwerke ist sie auf das riesige Problem rumänischer Straßenhunde aufmerksam geworden. Doch einfach nur Geld spenden wollte sie nicht: „Ich hatte Angst, das Geld verschwindet in dunklen Kanälen“, gesteht sie. Helfen wollte sie aber trotzdem und so machte sich die Tierschützerin im Oktober zusammen mit ihrem Mann und einem ganzen Transporter voll Decken und Futter auf die über 1.200 Kilometer lange Reise nach Valcea in Rumänien.

Eine Reise, die Micha Stamm niemals vergessen wird. Heute noch, Tage nach ihrer Rückkehr, muss sie mit den Tränen kämpfen, wenn sie die schlimmen Bilder des sogenannten „Hunde-Shelters“ (Obdach, Tierheim) vor Augen hat.

Die Bezeichnung „Shelter“ ist ein Witz, sagt die Tierfreundin. „Was wir in Vâlcea vorgefunden haben, ist für die Hunde die Hölle auf Erden. Mein erster Gedanke war: Das ist ein KZ für Tiere. Ein deutsches Tierheim – das wäre für diese Hunde das Paradies.“ Die ersten Eindrücke, die sich ins Gedächtnis brennen: der bestialische Gestank von Kadavern, Exkrementen und verfaultem Futter. Dazu der unerträgliche Lärm 500 schreiender, halb verhungerter Hunde.

Aussicht auf ein besseres Leben hat fast keiner der Hunde: „Tiere, die nicht verhungern oder an Krankheiten sterben, werden erschlagen oder mit Kfz-Kühlmittel qualvoll vergiftet“, berichtet die Niederbayerin.

Doch einen winzigen Funken Hoffnung gibt es. Vor Ort lernen Micha und ihr Mann Nicoletta und Florentina kennen. Die beiden rumänischen Tierschützerinnen betreiben ein privates Camp für Vierbeiner und versuchen so viele Hunde wie möglich zu retten. Rund 250 Hunde leben bei den beiden Damen, die sich um Spenden, Paten und wenn möglich Adoptionen kümmern. Wann immer es das vorhandene Geld zulässt, organisieren sie Kastrationen. Die einzige Möglichkeit, dem Elend der Millionen rumänischer Straßenhunde Herr zu werden.

Zehn Tage lang bleiben Michaela und ihr Mann in Rumänien, helfen so gut es geht. Ihr Auto wird zur Krankenstation für Welpen umfunktioniert, sie bauen Hundehütten, besorgen Futter, helfen beim Reinigen und ... beerdigen tote Hunde. Jeden Tag. Am Morgen werden aus dem Shelter die toten Hunde herausgezogen, um Platz zu haben, wenn die Hundefänger neue Straßenhunde bringen.

„Ich habe noch nie in meinem Leben so viel geweint, wie in den zehn Tagen in Rumänien“, gesteht die Mallersdorferin mit leiser Stimme. Noch vor der Heimreise steht ihr Entschluss fest: Sie will weiter helfen – sie muss weiter helfen. Noch vor Ort adoptiert sie zwei Hunde, kümmert sich um den Transport von vier weiteren Tieren zu deutschen Adoptiv-Familien. Ihr ist bewusst, dass ihre Hilfe nur ein Tropfen auf dem heißen Stein ist, aber, so Micha: „Ich sehe das Individuum. Ich konnte sechs Tieren das Leben retten, die sonst keine Chance gehabt hätten.“ Nächstes Jahr im Oktober wird sie wiederkommen, das weiß sie heute schon ganz sicher. Mit mehr Geld, mehr Futter und mehr Hilfsgütern.

Dafür sucht Micha Stamm Unterstützer. Wer helfen will, findet unter www.herzenshunde.org alle wichtigen Infos. „Tierfreunde dürfen aber auch gerne via Facebook mit mir in Kontakt treten. Hier findet man mich unter „Micha Stamm“ – jede Hilfe ist willkommen.“

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